Kriminalstatistik 2022: Polizei zählt knapp 520 000 Straftaten

Polizistin

Nach einem Rückgang der Kriminalität in Berlin während der Corona-Pandemie hat die Polizei im vergangenen Jahr wieder mehr Straftaten registriert.

519 827 wurden in der Kriminalstatistik für 2022 erfasst, wie Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Freitag sagten. Das sind knapp acht Prozent mehr als 2021 (rund 482 000). Spranger hob hervor, dass der Wiederanstieg in ganz Deutschland mit rund elf Prozent höher war. Die Aufklärungsquote lag bei knapp 45 Prozent.

Mehr Raubtaten von Jugendlichen und Kindern

Es gab deutlich mehr Ladendiebstähle und andere Diebstähle, Körperverletzungen und Fälle unerlaubten Aufenthalts. Gleichzeitig nahmen die Fälle von Betrug mit Hilfe des Internets und von Einbrüchen in Keller ab. Auffallend war bei den mutmaßlichen Tätern eine Zunahme des Anteils der Jugendlichen und Kinder. Sie fielen oft bei Raubtaten auf. Auch Überfälle, bei denen Messer eingesetzt wurden, gab es mehr. Die Kriminalstatistik zeigt Schwerpunkte und Tendenzen, gibt aber nur den Teil der Straftaten wieder, der angezeigt oder sonst bekannt wird. Zahlreiche Taten wie Ladendiebstähle, Gewalt in Familien oder ein großer Teil des Drogenhandels landen nie in der Statistik.

Rund 14 Taten je Einwohner:in

Je 100 Einwohner:in wurden gut 14 erfasst (14,135). Das waren deutlich mehr als in den Coronajahren und etwa so viel wie 2018 und 2019. Die bekannt gewordene Schadenssumme betrug rund 777 Millionen Euro. Bei Ladendiebstählen lag der durchschnittliche Schaden bei 127 Euro, bei Fahrraddiebstählen waren es 1047 Euro, bei Einbrüchen 7053 Euro und bei Untreue rund 145 000 Euro.

Großteil der Täter männlich

136 570 mutmaßliche Täter:innen wurden von der Polizei ermittelt. Fast 75 Prozent davon waren männlich. Rund 25 000 Verdächtige (18 Prozent) waren jünger als 21 Jahre. Darunter waren 10 678 Jugendliche und 5007 Kinder. Knapp 42 Prozent der Täter:innen (ohne ausländerrechtliche Verstöße) waren Ausländer (Anteil in Berlin 22,6 Prozent). Allerdings wohnte ein beträchtlicher Teil der mutmaßlichen Täter nicht in Deutschland, sondern wird den sogenannten «reisenden Tatverdächtigen» aus dem Ausland zugeordnet.

Zahl der Einbrüche um 19 Prozent gestiegen

Diebstähle machen mit rund 213 800 Taten (plus 19 Prozent im Vergleich zu 2021) einen großen Teil der Taten aus. Darunter waren rund 34 000 angezeigte Ladendiebstähle, 33 000 Diebstähle an oder aus Autos, 28 8000 Fahrraddiebstähle und 16 400 Taschendiebstähle.

Über 70.000 Gewalttaten erfasst

Auch hier gab es einen deutlichen Anstieg auf 70 374 erfasste Taten (plus 14 Prozent). Darunter waren rund 44 400 Körperverletzungen und rund 5000 Raubtaten wie Überfälle. Viele Taten ereigneten sich im Sommerhalbjahr in bekannten Parks wie Hasenheide, Gleisdreieck und Görlitzer Park. Schwerpunkte gab es aber auch in Spandau am Stadtrand. «Wo mehr los ist, passiert auch mehr», sagte Polizeipräsidentin Slowik.

Opfer häufig jung

Sorge bereitet der Polizei die Zunahme bei der Gewalt von Jugendlichen und sogar Kindern unter 14 Jahren. Auch die Opfer seien häufig jung. Die Zahl von Taten wie Raubüberfällen, die der sogenannten Jugendgruppengewalt zugeordnet wurden, stieg auf 1873 Fälle (plus 24 Prozent). Von den rund 2400 Verdächtigen bei Gewalttaten war der allergrößte Teil männlich, und fast die Hälfte (49,2 Prozent) war jünger als 21 Jahre. In 3317 Fällen setzten die Täter:innen ein Messer ein oder drohten ihrem Opfer damit.

Mehrere Präventionsprojekte für Jugendliche

Slowik sagte, angesichts dieser problematischen Entwicklung gebe es schon länger mehrere Präventionsprojekte für Jugendliche, um sie von Gewalttaten wie Überfällen auf Gleichaltrige abzuhalten. Dazu gehört auch ein bekanntes Projekt mit dem Titel «Messer machen Mörder». Spranger betonte, man müsse eine «Sozialisation zur Kriminalität» bei den Kindern verhindern und dabei auch bei den Elternhäusern ansetzen.

Rund 2200 rechtsextremistische Delikte

2189 Delikte aus dem rextestremistischen Bereich wurden von der Polizei gezählt. Vor allem waren das Propagandataten (1022 Fälle), Beleidigungen und Verleumdungen (558 Fälle) sowie Volksverhetzungen (267 Fälle). Zudem wurden 138 Gewaltdelikte erfasst.

Deutlicher Rückgang linksextremistischer Straftaten

Beim Linksextremismus ging die Zahl der Straftaten deutlich auf 958 Fälle zurück (minus 37 Prozent), vor allem weil es weniger Auseinandersetzungen um besetzte Häuser und Räumungen gab. Dazu zählten 124 Gewalttaten (minus 69 Prozent) und 412 Sachbeschädigungen und 250 Nötigungen und Bedrohungen.

Straftaten aufgrund des russischen Angriffkriegs in der Ukraine

Die Polizei erfasste 582 Straftaten im Zusammenhang des Krieg Russlands gegen die Ukraine, davon 39 Gewalttaten und 35 Propagandadelikte. Hinzu kamen Sachbeschädigungen, Bedrohungen und weitere Taten. Weiterhin zählte 381 Fälle von Antisemitismus, davon 25 Gewaltdelikte. 404 Fälle wurden in der Kriminalstatistik dem Bereich Klima- und Umwelschutz zugeordnet. Davon wurden 317 Fälle in Zusammenhang mit der Gruppe Letzte Generation gebracht.

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Autor:in: dpa
Veröffentlichung: 21. April 2023
Letzte Aktualisierung: 21. April 2023

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