Text aus: Architekturführer. Die 100 wichtigsten Berliner Bauwerke
Autor: Cobbers, Arnt
Jaron Verlag
Flexcover, 240 Seiten, 108 farbige Fotos
ISBN 978-3-89773-410-4
14 Euro
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© dpa
Mit dem Kranzler Eck hat Stararchitekt Helmut Jahn der City-West nach der Wende eine Sehenswürdigkeit beschert.
60 Meter hoch ragt die gläserne Wand hinter dem altehrwürdigen Kranzler Eck auf, messerscharf schiebt sich ihre Spitze bis fast an den Kurfürstendamm. Ohne Zweifel hat Stararchitekt Helmut Jahn der City-West eine neue Sehenswürdigkeit beschert und das Einkaufsviertel, das nach der Wiedervereinigung gegenüber der neuen alten Mitte ins Hintertreffen zu geraten drohte, zumindest architektonisch effektvoll aufgepeppt.
Hinter dem Bauensemble aus den 1950er Jahren, zu dem neben dem Kranzler Eck mit seiner charakteristischen Rotunde auch das rautengeschmückte ehemalige Bilka-Kaufhaus, jetzt Karstadt Sport, gehört, durchquert der 16-geschossige Hochhausriegel das gesamte Grundstück bis hin zum Stadtbahn-Viadukt.
Westlich führt zwischen dem Hochhaus, dem Viktoria-Gebäude von 1963 und einem weiteren neungeschossigen Neubau eine Passage vom Ku'damm bis zur Kantstraße. Auf der anderen Seite bildet das neue mit dem alten Kranzler-Eck einen intimen Innenhof. Zwischen Passage und Innenhof vermittelt ein eindrucksvoller, sieben Geschosse hoher Durchgang.
Überhaupt schindet das Bauensemble mächtig Eindruck. Die Struktur des gläsernen Riesen ist durch vorgesetzte Glaswände und Nebentrakte effektvoll verunklart. An die 16-geschossige Scheibe, die in einer leeren Spitze auf den Kudamm zuläuft, sind zu beiden Seiten halbhohe Baukörper angelagert, von denen einer über das Bilka- Kaufhaus ragt. Die Dachbekrönung des Nebengebäudes erinnert an die gezackten Dachkronen expressionistischer 1920er-Jahre-Bauten und ist ebenso wenig motiviert wie das gläserne Vordach, das nur einen Teil der Passage vor Wind und Wetter schützt.
Viel schlimmer aber ist das Déjà-vu-Erlebnis, das das Kranzler Eck (früher Neues Kranzler-Eck) dem Berliner beschert. Allzu sehr wirkt der Ku'damm-Bau wie ein zweiter Aufguss des Sony Centers. Man muss schon genau hingucken, um die Unterschiede der Fassadengestaltung zu entdecken.
Dabei kann Jahn auch anders, wie ein lohnender Abstecher den Ku'damm hinab zum Adenauerplatz beweist. Hier entstand 1992–94 Berlins schmalstes Bürohaus – auf einem Eck-Grundstück von ganzen 2,50 Meter Breite.
Vis-à-vis vom Kranzler Eck grüßt wuchtig und grau das Neue Kudamm Eck. Der in der Großform durchaus interessante geschwungene Baukörper, der das 1998 abgerissene Ku'damm-Eck aus den 1970er Jahren ersetzt, ist das Werk des allgegenwärtigen Hamburger Büros gmp von Gerkan, Marg & Partner. Ein weiteres Hochhaus gesellte sich 2005 hinzu: das von Jan Kleihues, dem Sohn des IBA-Leiters Josef Paul Kleihues, entworfene Hotel Concorde.
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Autor: Cobbers, Arnt
Jaron Verlag
Flexcover, 240 Seiten, 108 farbige Fotos
ISBN 978-3-89773-410-4
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