Aktuelle Arbeitsmarktzahlen Januar 2022 - Senatorin Kipping: „Mindestens 13 Euro pro Stunde statt Niedriglöhne zahlen.“

Pressemitteilung vom 01.02.2022

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales teilt mit:

Wie zu dieser Jahreszeit üblich, ist die Arbeitslosigkeit im Januar wieder gestiegen und mehr Menschen sind auf Leistungen der Bundesagentur für Arbeit angewiesen. Doch nicht nur Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung schränken die finanziellen Möglichkeiten ein. Viele Menschen sind trotz Vollzeitjob dauerhaft mit niedrigen Löhnen konfrontiert.

Rund jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte in Berlin (19,2 %) arbeitete im Jahr 2020 für einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle, verdiente also weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttoentgelts. In Berlin sind 183.640 sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte betroffen, die einen Verdienst unter dieser Schwelle von 2.284 € Brutto erzielen. Vor allem Menschen in Berufen der Körperpflege, Hotellerie, Gastronomie und Reinigung unterschreiten diese Schwelle deutlich. In diesen Bereichen erzielen wesentlich mehr als die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten Niedriglöhne.

Geringe Löhne sind oftmals auch als Ursache für die Ausübung mehrerer Tätigkeiten anzusehen. So besserten 80.097 Menschen in Berlin ihren Lohn zusätzlich durch einen Minijob auf (Juni 2021). Wird das finanzielle Defizit nicht durch einen Nebenjob kompensiert, bleibt noch der Bezug von Hartz IV. 8.583 Vollzeitbeschäftigte erhielten zusätzlich zu ihrer Erwerbstätigkeit Leistungen der Grundsicherung, das heißt sie sind auf “aufstockende” Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II) angewiesen.

Arbeitssenatorin Katja Kipping: “Die Zahlen zeigen deutlich, dass zu viele Menschen zu Niedriglöhnen arbeiten. Nicht nur im Erwerbsleben führen Niedriglöhne zu finanziellen Engpässen und Einschränkungen bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Für den Ruhestand besteht so das hohe Risiko der Altersarmut. Um dies zu verhindern, braucht es einen bundesweiten Mindestlohn von 13 Euro pro Stunde. Wer arbeitet, muss ein existenzsicherndes Einkommen erzielen und in der Rente vor Armut geschützt sein. Der Senat geht deshalb mit gutem Beispiel voran und wird in den ersten 100 Tagen beschließen, den Landesmindestlohn auf 13 Euro anzuheben.”

Im Januar 2022 waren in Berlin insgesamt 184.978 Arbeitslose gemeldet. Das waren 5.687 mehr als im Vormonat und 27.520 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 9,1 Prozent. Sie liegt damit 0,3 Prozentpunkte über dem Vormonatswert und 1,5 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres.

Hinzu kommen noch all diejenigen, die nicht als arbeitslos im Sinne des Sozialgesetzbuches gelten, weil sie an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind.