Berliner unabhängige Beschwerdestelle (BuBS) kümmert sich um die Wünsche und Kritiken von Geflüchteten in Unterkünften

Pressemitteilung vom 05.02.2021

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales teilt mit:

Um die Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen in Berlin zu verbessern und ihr Ankommen zu erleichtern, benötigt das Land Berlin Einblick in die Lebenswelten der Menschen, die Flucht, Not, Leid, Gewalt auf dem Weg nach Europa, nach Deutschland erfahren haben. Sie selbst sollen die Möglichkeit haben, ihre Wünsche und ihre Kritik zu äußern und auf Engpässe und Mängel verweisen zu können.

Die Aufgabe erfüllt künftig die Berliner unabhängige Beschwerdestelle (BuBS). Sie startet im Februar 2021 mit muttersprachlichen Sprechstunden und aufsuchender Arbeit in den Unterkünften des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF).

Die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach, wird die Beratungsstelle am 8. Februar eröffnen. „Es ist uns wichtig, allen geflüchteten Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft und ihres Status, eine qualitätsgesicherte, menschenwürdige und bedarfsgerechte Unterbringung zu gewährleisten. Das haben wir als Koalition beschlossen und nun in die Tat umgesetzt. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der BuBS und dem Träger und vor allem auf gute Lösungsfindung.“

Als verantwortliche Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales wurde durch die Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement gemeinsam mit dem LAF und diverser Akteurinnen und Akteure das Konzept einer Unabhängigen Beschwerdestelle entwickelt und die Trägerschaft im Oktober 2020 europaweit ausgeschrieben. Den Zuschlag hat die Organisation Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Dezember 2020 erhalten.

Björn Teuteberg, Regionalvorstand der Berliner Johanniter: „Wir freuen uns sehr, als Träger der Berliner unabhängigen Beschwerdestelle den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinschaftsunterkünfte in Berlin eine Stimme zu geben. Es ist für uns eine Herzensangelegenheit, die Geflüchteten mehrsprachig und vertrauensvoll zu unterstützen, ihre Beschwerden entgegenzunehmen und zur Lösung ihrer Anliegen beizutragen.“

Ein erklärtes Ziel der Landesregierung ist es, die Lebensbedingungen für Geflüchtete in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften auf Grundlage des Asylgesetzes zu verbessern. In einer zweijährigen Prozessphase haben Berliner Initiativen, Migrantenorganisationen, Beratungsprojekte, Senats- und Bezirksverwaltungen ein in Deutschland bisher einzigartiges Modell für eine neue zentrale Beschwerdestelle erarbeitet.

Zum Projekt: Zuerst gab es im Mai 2018 eine Fachveranstaltung im Hangar Tempelhof. Auf Initiative von 40 geflüchteten Frauen folgte ein einjähriges Pilotprojekt „Beschwerdemanagement in LAF-Unterkünften“ unter wissenschaftlicher Begleitung der Alice Salomon Hochschule.

Zur Beschwerdestelle gehören auch 15 Beschwerdelotsinnen und -lotsen, die selbst Geflüchtete waren oder eine Einwanderungsgeschichte haben. Die geschulten Lotsinnen und Lotsen werden Kritiken und Beschwerden vor Ort in den Unterkünften aufnehmen. Das mehrsprachige Personal wird Sprechstunden in der zentralen Beschwerdestelle anbieten und Beschwerden an die zuständigen Institutionen, beispielsweise an das LAF, weiterleiten.

Die Leiterin der Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement, Sybill Schulz sagt: „Wir haben unseren Auftrag ernst genommen, dieses Instrument partizipativ zu entwickeln. Wir wollten direkt mit den Adressaten einer solchen Beschwerdestelle reden – und nicht über sie. So sind in diversen Gesprächsrunden etwa 300 Geflüchtete zu Wort gekommen und haben sich erfolgreich an der Probephase beteiligt.“

Die Beschwerden der Geflüchteten sollen nicht nur die Unterkunftsbedingungen betreffen, also Sauberkeit, Ausstattung und Verpflegung, sondern alle Aspekte des Alltages und des Zugangs zu Bildung, Arbeit, Wohnung, medizinischer Versorgung und Kinderbetreuung. Das Motto lautet: „Jede Beschwerde ist eine Beschwerde.“

Ein Fachbeirat und ein Begleitgremium mit relevanten Mitgliedern und Geflüchteten werden die Abläufe begleiten, die Beschwerden anonymisiert auswerten und Empfehlungen an die Landesregierung geben.

Zum Träger: Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. (JUH) ist eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland – mit etwa 25.000 Beschäftigten, über 40.000 ehrenamtlich Helfenden sowie 1,2 Millionen Fördermitgliedern.

2014 erweiterte die Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Berlin ihr Angebot um den Bereich der Flüchtlingshilfe. Die damaligen Arbeitsschwerpunkte waren die ambulante und stationäre Betreuung sowie die Beratung von Menschen mit Fluchterfahrung. In den letzten Jahren hat sich der Fokus ihrer Arbeit gewandelt. Aus dem bisherigen Arbeitsbereich „Flüchtlingshilfe und Integration“ wurde der eigenständige Fachbereich „Integration und Interkulturelle Öffnung“. Nach der akuten Flüchtlingshilfe liegt ihr Schwerpunkt jetzt auf der langfristigen Unterstützung von Geflüchteten bei ihrer Integration in ihre neue Heimat. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist auch in ihrem Berliner Verband durch die interkulturelle Öffnung deutlich vielfältiger geworden.

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