Ergebnisse der Testphase

Grafik Bergmannkiez Verkehrsplan

Die durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg initiierte Testphase ist nun abgeschlossen. Die verschiedenen Beteiligungsformate stellten eine Zeit voller Austausch, Diskussion und Kontroversen dar. Eine Vielzahl von Anwohner*innen wurden direkt angeschrieben oder über Hauswurfsendungen kontaktiert; viele hundert Menschen beteiligten sich rege bei unterschiedlichen Veranstaltungen und setzten sich für ihre Bergmannstraße der Zukunft ein. Wie soll diese zukünftig also aussehen?

  • Rückblick auf die Testphase

    In persönlichen Gesprächen beim Real-Labor stellte sich heraus, dass trotz aller Kontroversen und der Vielfalt an Meinungsbildern rund die Hälfte aller Befragten durch die Testphase eine Verbesserung der verkehrlichen Situation, des nachbarschaftlichen Alltags und der Aufenthaltsmöglichkeiten wahrgenommen hat. Nichtsdestotrotz wurde insbesondere die Ver-kehrssituation stark kritisiert: Der Autoverkehr sei zwar langsamer und leiser, aber durch die verengte Fahrbahn entstünden für alle Verkehrsteilnehmenden mehr Konflikte. Die Beschilderung sei nicht eindeutig, die Regeln würden weiterhin nicht eingehalten und der Lieferverkehr immer noch problematisch. Die grünen Markierungen auf der Straße, Poller und Parklets waren in ihrer Wirkung und Ästhetik durchweg umstritten. Gelobt wurden dagegen die neuen Fahrradbügel und die Querungsmöglichkeiten für Fußgänger*innen. Bei aller Uneinigkeit zur Bewertung des Verfahrens konnten doch in einem Punkt alle übereinkommen: Die Testphase hat Diskussionen zur Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Straßenraumes im Kiez angeregt.

  • trotz aller Kontroversen klares Ergebnis

    Auch inhaltlich lässt sich trotz aller Kontroversen über alle Veranstaltungen und Beteiligungsmöglichkeiten hinweg ein klares Ergebnis feststellen: Verkehrsberuhigung und Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) in der Bergmannstraße und im Kiez ist gewünscht. Fuß- und Fahrradverkehr soll verstärkt gefördert werden. Bei der Bewertung der zukünftig erwünschten Qualitäten der Bergmannstraße beim Sachstandsforum im Mai 2019 sowie beim Real-Labor im September 2019 wurden „weitestgehende Autofreiheit“, „Begrünung“, „Fahrradverkehr“ und „Fußverkehr“ als wichtigste Qualitäten ausgewählt. In den Perspektiv-Werkstätten im August 2019 wurden vier (aus acht) von Anwohner*innen entwickelte „Perspektiven“ ausgewählt, die alle eine Reduzierung des MIVs vorsahen, teils sogar mit komplett autofreien Abschnitte in der Bergmannstraße. Auch im Rahmen der Online-Beteiligung wurde allgemein eine Verkehrsberuhigung gefor-dert, auch wenn keine klare Tendenz für bestimmte Maßnahmen oder konkrete Regelungen für den Autoverkehr erkennbar wurde.

  • Durchgangsverkehr durch den Kiez verhindern

    Einigkeit bestand vor allem auch darin, den Durchgangsverkehr durch den Kiez als Abkürzung zwischen Mehringdamm und Gneisenaustraße zu verhindern. Als weitere Verbindungsachse wurde über den Knotenpunkt an der Marheineke-Markthalle viel diskutiert. Während die Anwohner*innen in den Perspektiv-Werkstätten mehrheitlich die Durchfahrt der Friesen- und Zossener Straße als Verbindungsachse zwischen Columbiadamm und Gneisenaustraße einschränken wollten, wurde diese Verbindung online deutlicher kontroverser diskutiert und es zeichnete sich online kein eindeutiges Bild ab. Gefordert wurde über alle Formate hinweg, dass Regelverstöße aller Verkehrsteilnehmenden stärker geahndet werden müssten. Auch für den Lieferverkehr wurden bessere Regelungen gefordert.

  • Betrachtung des gesamten Kiezes und des übergreifenden Verkehrs ist wichtig

    Allgemein wurde auf allen Veranstaltungen betont, dass bei jeglicher Umgestaltung und Neuregelung in der Bergmannstraße die Betrachtung des gesamten Kiezes und des übergreifenden Verkehrs (insbesondere auf den Hauptachsen) wichtig ist. Fuß-, Rad-, Auto-, Liefer- und öffentlicher Personennahverkehr müssten zusammenhängend betrachtet werden. Reine Verlagerungen der Verkehrsbelastungen auf andere Straßen im Kiez seien zu verhindern.

  • Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden

    Ein weiteres Thema, welches sich durch alle Formate zog, stellen die Konflikte zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden dar. Kontrovers diskutiert wurde dabei, inwieweit Fuß- und Radverkehr räumlich getrennt werden müssen und wie viel Fläche den Fußgänger*innen zur Verfügung stehen soll. In Kombination mit dem Autoverkehr wird eine klare räumliche Trennung aller Verkehre als wichtig erachtet. Eine reine Fußgänger*innenzone lehnten die meisten genauso ab wie eine Ausweitung der gastronomischen Flächen. Autofreie Abschnitte der Bergmannstraße, die für Fuß- und Radverkehr nutzbar sind, konnten sich einige jedoch gut vorstellen. Voraussetzung dafür sei allerdings die Entschleunigung des Radverkehrs, da Fußgänger*innen in diesem Szenario Priorität hätten. Die Tendenz einer autofreien Bergmannstraße war in den Perspektiv-Werkstätten deutlich stärker als in der Online-Beteiligung. In letzterer wurde sich vermehrt für kleinteiligere oder vereinzelt auch gar keine Veränderungen in der Bergmannstraße ausgesprochen.

  • Aufenthalt und Begrünung

    Auch das Thema Aufenthalt und Begrünung war im gesamten Beteiligungsprozess sehr präsent. Im persönlichen Austausch in den Perspektiv-Werkstätten sowie beim Real-Labor wurden nicht-kommerzielle Aufenthaltsmöglichkeiten ohne Konsumzwang überwiegend als wichtig und gut bewertet. Insbesondere im Real-Labor berichteten viele Befragte auch von eigenen Erfahrungen und Nutzungen der Module. Online wurde das Thema kontroverser diskutiert und einige Nutzer*innen sprachen sich vollständig gegen neue Aufent-haltsmöglichkeiten aus. Über alle Formate hinweg wurden Auswirkungen wie Lärm und Müll problematisiert. Auch die Parklets waren in ihrer Nutzung, Ästhetik und Anzahl bis zuletzt sehr umstritten. Einigkeit herrschte dafür bei der Forderung nach einer stärkeren Begrünung unter der Voraussetzung, dass Pflege und Instandhaltung gewährleistet werden können.