Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus zeigt vom 23. Februar bis 28. April 2024 Fotografien von Dietmar Riemann, die in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR aufgenommen wurden.
Die sozialdokumentarischen Aufnahmen zeigen verschiedenste Facetten des
alltäglichen Lebens. Riemanns reicher Bilderfundus spiegelt dabei nicht nur das
persönliche Befinden in einer schwierigen politischen Situation wider, sondern
auch allgemeine gesellschaftliche Belange.
In der Ausstellung geben ausgewählte Fotografien aus sechs Serien
Einblicke in Bereiche, die in der DDR sonst eher unbeachtet blieben: Ein
Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung, ein Altersheim in Ostberlin,
Szenen auf einer Trabrennbahn, aber auch menschenleere Berliner Hinterhöfe
sowie Mauern, Zäune und Schaufenster. Die Existenz dieser Aufnahmen ist im
Kontext ihrer Entstehungsbedingungen nicht selbstverständlich und gibt zudem
Aufschluss über die politische Haltung des Fotografen. Riemann thematisiert in
seinen sozialdokumentarischen Aufnahmen Themen wie Freiheit,
zwischenmenschliche Beziehungen sowie Krankheit und Tod. Seine Form der
Bildsprache war von der Regierung nicht gern gesehen und führte für Riemann
schließlich zum Ausstellungsverbot.
Als Sohn einer Fotografenfamilie wuchs Riemann in Sachsen auf. Nach der
Fotografenlehre arbeitete er zunächst als Werks- und Architekturfotograf und
studierte anschließend an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Danach verdiente er hauptsächlich freiberuflich seinen Lebensunterhalt. Nachdem
sein Ausreiseantrag 1986 immer wieder abgelehnt wurde, widmete er sich eigenen
Projekten. Bis zur Bewilligung seiner Ausreise in die Bundesrepublik
Deutschland im Jahr 1989, drei Monate vor dem Zusammenbruch der DDR, lebte
Riemann hauptsächlich in Ostberlin. Bis heute fotografiert Riemann mit einem
sozialkritischen Blick auf den Alltag weiter. Er lebt mit seiner Familie in der
Nähe von Heidelberg.