Finger weg von Waschbärwelpen!

Pressemitteilung vom 25.05.2022

Aktuell ist Waschbärwelpenzeit. Aber Achtung, nicht jeder Waschbärwelpe, der ohne Begleitung seiner Mutter angetroffen wird, ist auch tatsächlich verwaist. Die Muttertiere lassen ihre Jungtiere oft lange, teilweise 24 Stunden, selten sogar bis zu 48 Stunden, allein, um auf Futtersuche zu gehen. Die Berliner Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann und die Wildtierbiologin Carolin Weh bitten darum, vermeintlich verwaiste Waschbärwelpen nicht vom Fundort zu entfernen.

„Wenn Sie zum Beispiel auf Ihrem Dachboden oder in Ihrer Datsche Waschbärwelpen finden, dürfen Sie diese keinesfalls dort wegnehmen. Sie verursachen großes Leid für Welpen und Mutter und setzen die Überlebensfähigkeit der Jungtiere aufs Spiel. Hinzu kommt noch, dass Waschbären, wenn sie erst einmal in menschliche Obhut genommen wurden, nicht wieder freigelassen werden dürfen, was eine Katastrophe für jedes Wildtier darstellt.“ erklärt die Berliner Landestierschutzbeauftragte. Dies wurde auf Grundlage der EU-Verordnung 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten festgesetzt, von der auch der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär betroffen ist, obwohl er bereits seit ca. einem Jahrhundert in Deutschland lebt und als etabliert gilt. Das Verbot der Wiederauswilderung stellt Tierarztpraxen und Privatpersonen, die mit der Aufzucht von Waschbärwelpen betraut werden, vielfach vor ein großes Problem: Für die Tiere muss eine dauerhafte, artgemäße Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden. Bei einer Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren muss die tiergerechte Versorgung langfristig gesichert sein. Die Haltung von Wildtieren und insbesondere von Waschbären ist eigentlich abzulehnen, denn sie ist aus Tierschutzsicht nicht einfach und mit vielen behördlichen Auflagen verbunden. Hinzu kommt, dass es für die Handaufzucht von Jungtieren umfangreicher Fachkenntnisse bedarf.

Um dem Einzug unerwünschter Mitbewohner in Haus und Garten entgegenzuwirken, rät die Waschbärexpertin Carolin Weh: „Machen Sie das Schlaraffenland Stadt für die Tiere ungemütlicher.“ Dazu gehört es, sie auf keinen Fall anzufüttern, Mülltonnen für Waschbären unzugänglich zu machen und den Zugang zu Dachböden zu versperren. „Wir Berliner:innen müssen uns damit arrangieren, unsere Stadt mit diesen faszinierenden Tieren zu teilen. Sollten Sie Waschbärwelpen ohne Muttertier entdecken, nehmen Sie die Tiere nicht mit, sondern beobachten Sie bitte erst, ob es sich um tatsächlich verwaiste Welpen handelt. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Welpen an dieser Stelle nicht sicher sind, können Sie einen Karton mit alten Decken auslegen und ggf. eine Wärmflasche hineinlegen (PET-Flasche reicht aus). Ziehen Sie beim Greifen der Welpen bitte Handschuhe an. Auch die Kleinen können bei Bedrohung bereits zubeißen. Den Karton können Sie in der Nähe des Fundortes auf einer erhöhten Position abstellen. Waschbärweibchen sind sehr fürsorglich. Sie werden ihre Welpen suchen und an einen sicheren Ort bringen.“

Weitere Informationen über Waschbären finden Sie auf den Seiten der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz: und im Vortrag von Carolin Weh, den sie am 22.03.2022 im Berliner Online-Tierschutzforum gehalten hat und der auf dem YouTube Kanal der Berliner Landestierschutzbeauftragten zu finden ist:

Bei Rückfragen:
Dr. Kathrin Herrmann
Berliner Landestierschutzbeauftragte
Tel. (030) 9013 3017
E-Mail: tierschutzbeauftragte@senjustva.berlin.de