Gesichter des MPI: René Mühlroth

Auf einem Hafengeläde in Berlin einige Menschen posieren vor einer bunten Wand

Netzwerk mit Wirkung

René Mühlroth engagiert sich als Vorstandsmitglied des Unternehmensnetzwerks Großbeerenstraße für konstruktive Zusammenarbeit der KMU an drei Berliner Standorten.

Ein starkes Unternehmensnetzwerk kann mehr als nur Kontakte schaffen. Es kann helfen, Herausforderungen der ansässigen Akteurinnen und Akteure gemeinsam zu lösen, es kann Innovationen fördern und ganze Standorte voranbringen. Das ist die Motivation für René Mühlroth sich unter anderem als Vorstandsmitglied des Unternehmensnetzwerks Großbeerenstraße in Berlin zu engagieren. „Wir sind kein politisches Lobby-Netzwerk, sondern verstehen uns als Umsetzer“, sagt Mühlroth. „Unsere Ideen entstehen direkt aus den Bedarfen der Betriebe heraus.“ Kleine Betriebe profitieren davon besonders, denn sie können sich mit „den Großen“ auf Augenhöhe austauschen. „Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt hier bei rund 15 Mitarbeitenden. Da treffen Global Player zum Beispiel auf ein fünfköpfiges Designbüro – und alle lernen voneinander.“

Menschen am Tisch bei der Bürgerpreisnominierung 31.10.2014

Als studierter Mathematiker und Physiker hat René Mühlroth erst einige Jahre an der Universität gearbeitet. Er hat sich über eine Zukunftswerkstatt von Siemens früh mit Bildungs- und Ausbildungsfragen beschäftigt und ist dann zum Thema Existenzgründung gekommen. Seine gemeinnützige GmbH Teachcom Entertainment entwickelt als Bildungsdienstleister und Projektträger Strategien zur innovativen Aus- und Weiterbildung. Das Unternehmensnetzwerk Großbeerenstraße hat er 2008 mit aufgebaut. „Am Anfang stand die Frage: Brauchen wir überhaupt ein Netzwerk? Heute gibt es keinen Zweifel mehr daran, welchen Mehrwert es schafft.“

Reneé Mühlroth hält einen Vortrag vor Publikum mit einem Mikrofon in der Hand
Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 15 Mitarbeitenden. Da treffen Global Player auf ein 5-köpfiges Designbüro. Alle lernen voneinander.“
René Mühlroth, Vorstand Unternehmensnetzwerk Großbeerenstraße

Gemeinsames Praktikumsmodell

Gegründet 2008, umfasst die Gemeinschaft heute rund 50 Unternehmen aus einem der größten Gewerbegebiete Berlins. Sie sind auf einer 222 Hektar umfassenden Fläche angesiedelt, an der Grenze der Ortsteile Mariendorf und Marienfelde im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. In sechs Arbeitskreisen, die sich monatlich treffen, werden Themen wie Digitalisierung, Fachkräftesicherung, Standortmarketing oder nachhaltiges Unternehmertum bearbeitet. „Wir setzen nicht auf Einzellösungen, sondern auf Konzepte, die nur als Netzwerk funktionieren“, erklärt Mühlroth. Ein Beispiel ist das Ring-Praktikum: Drei Wochen, drei Betriebe, ein gemeinsames Projekt – so können Schülerinnen und Schüler verschiedene Unternehmen und Arbeitsfelder kennenlernen und die Firmen wiederum Talente frühzeitig für sich gewinnen.

„Das ist auch für diese jungen Menschen hochattraktiv. Sie können zum Beispiel drei verschiedene metallverarbeitende Unternehmen kennenlernen, vom hoch automatisierten Automobilzulieferer über die Schlosserei bis zur Dreherei. Und das können wir nicht nur für Metall anbieten, sondern auch für Elektro, den kaufmännischen Bereich, IT, Hotel- und Gaststättengewerbe oder Lagerlogistik“, so Mühlroth. Die Praktikums-Ringe sind so organisiert, dass jeweils zwei Schülerinnen oder Schüler pro Woche in einem Unternehmen sind. Die Betriebe lernen also pro Durchgang auch sechs Jugendliche kennen. Es gibt zudem eine Vorbereitungsphase, in der die Teilnehmenden für den konkreten Einsatz gebrieft werden. „Da sieht man dann, wer von ihnen das ernst nimmt, sich einarbeitet und damit echtes Interesse zeigt.“ Das Praktikumskonzept wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales als innovativer Ansatz zur Berufsorientierung ausgezeichnet.

René Mühlroth ist weiterhin im Technologiepark Humboldthain engagiert, als Vorstandsmitglied des Unternehmensnetzwerks Technologiepark e.V., und beim Unternehmensnetzwerk Moabit e.V. leitet er die AG Personal & Ausbildung. Gemeinsam mit dem Unternehmensnetzwerk Großbeerenstraße sind die drei Institutionen als Berliner KMU-Standortnetzwerkverbund organisiert. Gemeinsam haben sie unter anderem Initiativen zur Integration von Geflüchteten umgesetzt: „Wir haben jährlich 50 Menschen in Ausbildung und Arbeit vermittelt.“ Die Finanzierung solcher Programme sei oft herausfordernd, doch: „Wir entwickeln erst eine funktionierende Lösung und prüfen dann, ob es passende Förderprogramme gibt – nicht umgekehrt.“ Ob Weiterbildungsverbund, Fachkräfte-Initiativen oder Standortmarketing – das Unternehmensnetzwerk Großbeerenstraße lebt von aktiver Beteiligung.

Gruppenbild vom Festakt 10. Jahre Netwerk Großbeerenstraße

Zusammen geht mehr

Die drei Unternehmensnetzwerke haben auch gemeinsam das Projekt „Circular KMU Hub Berlin initiiert, das vom Masterplan Industriestadt Berlin 2022 – 2026 unterstützt wird. Es soll Unternehmen helfen, die Chancen von Circular Economy zu nutzen, indem es sie zu dem Thema informiert und vernetzt. Wichtiges Ziel dabei ist der Kompetenzaufbau in den Unternehmen, damit sie aus sich heraus langfristige Veränderungen erreichen. Kreislaufwirtschaft lebt vom Netzwerken – KMU müssen sie entsprechend aufbauen und können gleichzeitig enorm davon profitieren. „Worte und Taten gehören zusammen“, betont Mühlroth. „Wir wollen nicht nur Ideen spinnen, sondern umsetzbare Lösungen schaffen.“ Ihm gefällt es vor allem, wenn bei einem Treffen Akteurinnen und Akteure an einem Tisch sitzen und „die Ideen fliegen nur so im Raum herum – Netzwerken macht eben einen echten Unterschied.“