Gesichter des MPI: Uta Voigt

Junges Mädchen mit VR Brille vor den Augen

Uta Voigt, Bildungsmanagerin am Ferdinand-Braun-Institut, engagiert sich für mehr Fachkräftenachwuchs in der Mikrotechnologie – insbesondere unter jungen Frauen.

Uta Voigt ist eine Netzwerkerin, die Menschen und Themen zusammenbringt: In ihrem Engagement für Nachwuchs in naturwissenschaftlich-technisch geprägten Berufen und insbesondere in der Mikrotechnologie unterstützt sie Unternehmen darin, neue Fachkräfte zu gewinnen. Zum Beispiel, indem sie jungen Menschen zeigt, wie spannend etwa Technik, Physik, Chemie und ein Job im Labor sein können. Das erleben insbesondere junge Frauen aus Berliner und Brandenburger Schulen der 7. bis 9. Klassen bei dem jährlich in Adlershof stattfindenden Mädchen-Technik-Kongress, einem Projekt des Masterplans Industriestadt Berlin 2022-2026. Dort können sie sich als Forscherin, Programmiererin oder Laborantin ausprobieren.

Portrait Uta Voigt
Wir bauen eine Brücke zwischen Hochtechnologie und Schulalltag, machen die Technologie begreifbar und erlebbar.
Uta Voigt, Bildungsmanagerin am Ferdinand-Braun-Institut

Ausbildende Betriebe vernetzen
Uta Voigt ist als Bildungsmanagerin für das Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik tätig, einer anwendungsorientierten Forschungseinrichtung, die zur Leibniz-Gemeinschaft gehört und auf den Gebieten der Hochfrequenzelektronik, Photonik und Quantenphysik arbeitet. Dort koordiniert sie mit einem Team von insgesamt vier Kolleginnen und Kollegen das Aus- und Weiterbildungsnetzwerk Hochtechnologie (ANH Berlin), dem mehr als 25 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Hightech-Bereich in Berlin und Brandenburg angehören. Es vernetzt ausbildende Betriebe und unterstützt sie beim Thema Aus- und Weiterbildung. Auf der Website von ANH Berlin wird Voigt auch offiziell als „die Netzwerkerin“ im Team vorgestellt: „Wir bauen eine Brücke zwischen Hochtechnologie und Schulalltag“, erklärt sie, „machen Zukunftstechnologien begreifbar und erlebbar.“

Voigt selbst hat einen sozialwissenschaftlichen Hintergrund, hat in Greifswald Nordeuropa-Wissenschaft studiert und kam dann wieder nach Berlin, wo sie seit 15 Jahren in Adlershof lebt und arbeitet. Sie engagierte sich früh in Bildungsprojekten und beschäftigte sich mit Berufsorientierung. In Kooperation mit der naturwissenschaftlich geprägten Lise-Meitner-Schule setzte sie europäische Projekte um, bei denen „Berufsschullehrerinnen und -lehrer über den Tellerrand schauen und Europa stärker wahrnehmen konnten“. Voigt hatte schnell die Rolle einer Vermittlerin zwischen verschieden Welten inne: „Und das ist bis heute so geblieben.“ Am Ferdinand-Braun-Institut stieg sie in einem kleinen Team ein, das den Bereich Ausbildung und Fachkräftesicherung fördert. „Da waren gerade zwei Projekte bewilligt worden, die ich gemeinsam mit einer Kollegin übernommen habe“, berichtet Uta Voigt. „Eines davon war der Mädchen-Technik-Kongress, der 2009 zum ersten Mal stattfand, damals finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

Junge Mädchen mit lustigen Accessoirs posieren vor einer Werbewand

Mädchen-Technik-Kongress verbindet Berufsmesse und Workshops
Der Mädchen-Technik-Kongress verbindet eine Berufsmesse, die Einstiegsmöglichkeiten in die Hightech-Branche vorstellt, mit praktischen Workshops, in denen Schülerinnen in kleinen Gruppen beispielsweise gemeinsam löten, Kristalle züchten oder Roboter bauen. „Dabei spüren sie, was sie schon können, und dass solche Aufgaben Spaß machen. Wir als Team versuchen, ihnen zu zeigen, dass diese Aktivitäten auch in den MINT-Berufsprofilen stecken“, erklärt Uta Voigt. „Ich freue mich jedes Jahr wieder auf die Veranstaltung, weil es so toll ist zu sehen, welche Freude die Mädchen haben. Ich wäre zu gern in jedem Workshop selbst dabei.“ Wie die Teilnehmerinnen sich später beruflich orientieren, kann aus Datenschutzgründen nicht nachvollzogen werden. „Auch wenn Mädchen nach einem Termin bei uns total begeistert sind, wissen wir nicht, wie das ihren Werdegang beeinflusst und was sie später daraus machen. Aber bei der ein oder anderen werden die Funken, die der Kongress entzündet, sicher nachhaltig glühen.“

In Kooperation mit der WISTA Management GmbH, einer landeseigenen Gesellschaft in Berlin, die als Wirtschaftsförderer, Standortentwickler und Dienstleister agiert, veranstaltet das Ferdinand-Braun-Institut auch die Ausbildungs-Allianz-Adlershof, bei der Jugendliche in Unternehmen und Instituten am Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof Einblicke in wenig bekannte Berufe bekommen. „Da sehen wir immer wieder, was für einen großen Effekt es hat, wenn die Schülerinnen und Schüler in die Betriebe reinschnuppern können, die Arbeitsplätze sehen und mit Auszubildenden oder Personalverantwortlichen sprechen können“, so Voigt. „Wie ein Büro aussieht, kann sich jede und jeder vorstellen. Aber einen Reinraum kennen die wenigsten.“

Ute Voigt und ihr Team

Uta Voigt (links) und ihr Team setzen sich für Nachwuchsförderung in naturwissenschaftlich geprägten Berufen ein.

Stark wachsende Nachfrage
Berlin ist ein bedeutender Standort im Bereich Hochtechnologie. Um das zu sichern, braucht es heute und morgen gut ausgebildete Fachkräfte. Auf dem Mädchen-Technik-Kongress stellen sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Hauptstadtregion vor, insbesondere aus der Photonik, Optik und Mikrosystemtechnik. „Die Bedeutung dieses Bereichs wird zum Beispiel sichtbar, wenn man sich bewusst macht, dass in nahezu jedem technischen Gerät, das uns den Alltag leichter macht, Mikrochips stecken“, so Voigt. „Daran mitwirken zu können ist hoch spannend.“ Sie erinnert sich, wie sie und ihr Team für den ersten Kongress noch „kräftig die Werbetrommel rühren“ mussten, um genug Anmeldungen zu bekommen. Jetzt sind die Plätze schnell ausgebucht, denn das Format sprach sich herum – einige Schulen schicken jedes Jahr Mädchen zum Kongress. Nach einer Förderung über ein EU-Projekt bot die Berliner Wirtschaftsverwaltung mit dem MPI die Anschlussfinanzierung: „Wir freuen uns sehr, dass das geklappt hat.“

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, braucht es laut Uta Voigt vielfältige Maßnahmen. „Neben der klassischen Ausbildung müssen wir neue Wege gehen, von der Einstiegsqualifizierung über die Befähigung von Quereinsteigern bis zur Berufsorientierung für geflüchtete Menschen.“ Auch die benötigten Qualifikationen sind breit gefächert: Die Unternehmen brauchen neben Mikrotechnologinnen und Mikrotechnologen beispielsweise Personal aus der Mechatronik, Elektronik oder Industriemechanik. Wir wollen etwa eine Zusatzqualifikation im Bereich Mikrochiptechnologie anbieten für den zweijährigen Ausbildungsgang zum Maschinen- und Anlagenführer. Und wir führen mit der Bundesagentur für Arbeit hier in Berlin schon seit rund zwei Jahren erfolgreich ein Programm für Quereinsteiger, in dem Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus für ein halbes Jahr qualifiziert werden.“

Eine junge Frau erklärt einem jungen Mädchen etwas an einem Arbeitsplatz mit Lötstation

Nationale Akademie geplant
Mikrotechnologie ist eine Schlüsseltechnologie, die besondere Anforderungen an die entsprechenden Arbeitsplätze stellt: Sie erfordert eine kostenintensive Infrastruktur mit Laboren und Reinräumen und anspruchsvoll ausgebildetes Personal. Insbesondere kleine, hochspezialisierte Unternehmen können mitunter nicht die gesamte Ausbildung abdecken und brauchen Verbundpartner. „Wir versuchen derzeit, eine nationale Akademie für Aus- und Weiterbildung aufzubauen, die alles abdeckt von der Berufsorientierung bis hin zur akademischen Bildung in der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik“, berichtet Uta Voigt. Ein entsprechender Antrag beim BMBF läuft.

Ihr ist es ein besonderes Anliegen, dass bei Initiativen auch Jugendliche angesprochen werden, die noch keinen Berufsabschluss haben, oder Menschen mit fehlenden Sprachkenntnissen. „Sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist keine rein kommerzielle, wirtschaftliche Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche.“ Sie beobachtet eine Entwicklung, die ihr gut gefalle: „Immer mehr Unternehmen, die eigentlich Konkurrenten sind, schließen sich zusammen, auch mit uns, und starten gemeinsame Initiativen, gehen zusammen auf Messen oder organisieren Veranstaltungen. So werden Kräfte gebündelt und alle arbeiten an einem gemeinsamen Ziel. Das ist für mich als Netzwerkerin besonders schön zu sehen.“