Mit diesem spielerischen wie unmittelbaren Medium, das sowohl Generationen als auch Länder übergreift, unternimmt Ai eine kritische Analyse des westlichen Kulturkanons, die von Bezügen auf seinen eigenen künstlerischen Werdegang durchzogen ist.
Im Laufe seiner Karriere schuf Ai immer wieder Lego-Arbeiten, um durch die händische Verarbeitung Hunderttausender Bausteine die Kriterien von bildnerischer Komposition und Produktion zu hinterfragen. Sukzessiv weitet er seine Untersuchung der repräsentativen und konzeptionellen Möglichkeiten dieses Mediums aus, um Nachbildungen ikonischer Kunstwerke und anderer bekannter Bilder zu entwickeln. In Anlehnung an Marcel Duchamp und sein Vermächtnis des Readymade verwendet Ai ein massenproduziertes Material für die Adaption existierender Motive, die er oft durch Abwandlungen in seinen persönlichen sozialen und politischen Kontext transponiert. Dabei spielen die kantigen Steine auf Pixel an, aus denen die heutigen digitalen, massenhaft und weltweit verbreiteten Bilder zusammengesetzt sind.
Ai Weiwei in der Galerie Neugerriemschneider in der Christinenstraße
In seiner Präsentation bei Neugerriemschneider kombiniert Ai acht solcher Interpretationen in Lego. Der Ursprung des Werks Know Thyself (2022), auf das der Ausstellungstitel rekurriert, ist ein Mosaik aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, das an der Via Appia in Rom entdeckt wurde und heute in den Diokletiansthermen der Stadt ausgestellt ist. Es zeigt eine Vanitas-Darstellung, auf der die Aufforderung „Erkenne Dich selbst“ in Griechisch prangt. Ai knüpft an diese antike Arbeit an, um existenziell über die komplexen Überschneidungen und Kontraste zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu reflektieren, welche durch die Analogien beziehungsweise Unterschiede zwischen Mosaik und Lego repräsentiert werden.
Laufzeit: Do, 14.09.2023 bis Sa, 30.03.2024