Neukölln historisch

Aus vielen Dörfern wird ein Bezirk

Neukölln ist mehr als nur ein Bezirk der Großstadt Berlin. Neukölln ist einzigartig und ganz besonders und das ist auch seine Geschichte. Erwachsen aus vier historischen Dörfern und einer Großwohnsiedlung der 1970er Jahre, ist Neukölln heute das Zuhause von rund 330.000 Menschen aus 160 Kulturen.

Historische Ansicht des Richardplatzes. Auf dem Kopfsteinpflaster mehrere Kutschen, die von Pferden gezogen werden. Rechts davon niedrige Häuser. Rechts und links der Straße Baume ohne Blätter

Neukölln wurde erstmals 1360 urkundlich erwähnt, als der Johanniterorden hier ein kleines Dorf gründete. Damals hieß es noch Richardsdorp, woraus später Rixdorf wurde. 1737 erlaubte Friedrich Wilhelm I. böhmischen Exilanten, die aufgrund ihres protestantischen Glaubens verfolgt wurden, sich in Rixdorf niederzulassen. Sie siedelten sich etwas abseits des Dorfangers an und bauten ihre eigene Kirche, die noch heute steht. 1899 erhielt Rixdorf Stadtrecht und wird die zweite Vorortgemeinde Berlins. Der Charme alter Zeiten ist heute noch rund um den Richardplatz erlebbar, mit seinen vielen kleinen Häusern und kopfsteingepflasterten Straßen. Auch die Rixdorfer Schmiede aus dem Jahre 1624 ist heute noch in Betrieb. Da Rixdorf Ende des 19.Jahrhunderts als Hochburg von schlechten Sitten galt, wurde es 1912 in Neukölln umbenannt.

Britzer Mühle auf einem Sandboden

Die Dörfer Britz und Buckow sind noch älter als Rixdorf. Britz wurde erstmals 1304 urkundlich erwähnt. Hier entstand im Mittelalter ein Rittergut und Anfang des 18.Jahrhunderts dann das Schloss Britz. Heute ebenfalls noch erhalten, ist die historische Windmühle.

Buckow wurde sogar schon 1373 gegründet. Es schien von Beginn an eine recht wohlhabende Siedlung zu sein, da es über eine Windmühle, einen Dorfkrug und eine zur damaligen Zeit teuer gestaltete Dorfkirche verfügte. Die Dorfkirche kann heute noch besichtigt werden. Von 1806-1810 war Buckow sogar von französischen Truppen besetzt. 1913 wurde das Dorf dann an die Groß-Berliner Straßenbahn angeschlossen.

Auch Rudow verfügt über eine dörfliche Geschichte. Urkundlich erstmals 1373 erwähnt, weisen Grabungsfunde aus der Zeit um 1200 auf eine spätslawische Besiedlung hin. Der charakteristische Dorfkrug aus 1800 hat sich bis heute erhalten. In der Köpenicker Straße sind zum Teil noch die Wohnhäuser der wohlhabenden Bauern erhalten, die im Gründerzeitstil erbaut wurden.

1920 wurden die Gemeinden Neukölln (ehem. Rixdorf), Britz, Buckow und Rudow nach Groß-Berlin eingemeindet.

Historische Ansicht der Gropiusstadt. im Vordergrund zwei Frauen mit Einkaufstaschen. Im Hintergrund ein Gebäude mit dem Schriftzug Woolworth. Dahinter Hochhäuser der Gropiusstadt

Zwischen 1962 und 1975 entstand die Großwohnsiedlung Gropiusstadt mit rund 18.500 Wohnungen – 90% davon als Sozialbauwohnungen. Benannt nach ihrem Architekten Walter Gropius, erlangte die Siedlung in den 1980er Jahren deutschlandweit traurige Bekanntheit durch das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, deren Protagonistin hier aufwuchs. 2002 wurde die Gropiusstadt dann als eigener Ortsteil abgetrennt. Heutzutage hat sich hier vieles verändert. Man hat in Grünflächen, Spielplätze und Kulturangebote investiert. Die Gropiusstadt vervollständigt so heute das vielfältige Bild des Bezirks.

Zu Zeiten der Berliner Teilung verlief die Mauer unmittelbar an den Außengrenzen Neuköllns. In der Sonnenallee befand sich ein Grenzübergang zwischen West und Ost. Noch heute zeugt der einstige Mauerweg, der heute als Radweg um Berlin führt, von dieser Geschichte.

Heutzutage ist Neukölln so abwechslungsreich wie seine Geschichte. Hier treffen Hipster auf Neuköllner Urgesteine, moderne Kunst auf historische Gebäude. Im Norden chillt man mit einer Mate im Park und im Süden verbringen die Familien ihre Nachmittage im Britzer Garten. Auch wenn Neukölln nicht immer den besten Ruf hatte und auch heute noch mit vielen Problemen kämpft, so liegt der besondere Charme des Bezirks genau hierin – irgendwo zwischen seinen Gegensätzen.