Kulturelle Teilhabe in Berlin 2021 – Ergebnisse einer der zweiten repräsentativen Bevölkerungsbefragung

Pressemitteilung vom 29.11.2022

Wie beurteilen die Berlinerinnen und Berliner das Kulturangebot der Hauptstadt? Wer besucht die Kultur- und Freizeitangebote und warum beziehungsweise warum nicht? Wie steht es um die Kulturelle Teilhabe in der Berliner Kulturlandschaft? Diesen und anderen Fragen ging die nun zweite repräsentative Umfrage zur Kulturnutzung der Berliner Bevölkerung zwischen Juni und Juli 2021 nach. Um einen Vergleich der Ergebnisse zu gewährleisten, entspricht das Design der Bevölkerungsbefragung in 2021 dem des Jahres 2019. Wieder steht Dank der hohen Rücklaufquote ein einzigartiger Datenschatz zur Verfügung. Mit der Studie „Kulturelle Teilhabe in Berlin 2021. Kulturbesuche, Freizeitaktivitäten und digitale Angebote in Zeiten von COVID-19“ legt das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf | www.iktf.berlin) umfangreiche Analysen vor. Die Studie wurde gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Kultursenator Dr. Klaus Lederer: „Kultur ohne Teilhabe ist wie Glaube ohne Werke. Und um Barrieren abzubauen und die Berlinerinnen und Berliner mitzunehmen braucht es solide Teilhabeforschung. Das IKTf hat nun seine Analyse für 2021 vorgelegt und zeigt, was nötig ist, um gemeinsam durch die und aus der Pandemie zu kommen. Ihre Daten sind Gold wert, sowohl für die Kulturpolitik, als auch für die Einrichtungen.“

Im Folgenden werden mehrere Ergebniskomplexe benannt, die für die kulturpolitische Diskussion und das Verwaltungshandeln der kommenden Jahre voraussichtlich von herausgehobener Bedeutung sein werden.

• Die hohe Zufriedenheit der Berliner:innen mit dem Kulturangebot der Hauptstadt ist zwischen 2019 und 2021 stabil geblieben. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit dem Berliner Kulturangebot insgesamt seien, antworteten 2019 und 2021 jeweils knapp über 90 % der Befragten, sie seien mindestens zufrieden. 60 % sagten sogar, dass speziell klassische Kulturangebote ein wichtiger Grund für sie seien, in Berlin zu leben.

• Fast 80 % der Befragten haben Sorge, dass viele der Kulturangebote die Corona-Pandemie nicht überleben werden. Der Unterstützungswille ist für ebenjene Angebote in der Bevölkerung sehr stark ausgeprägt: Ganze 90 % der Berliner:innen stimmen grundsätzlich besonderen Unterstützungsmaßnahmen für den Kulturbereich zu.

• Mühsam erarbeitete Erfolge im Bereich der kulturellen Teilhabe haben schwere Rückschläge erlitten. Menschen, deren Kulturelle Teilhabe ohnehin vergleichsweise schwächer ausgeprägt ist, gehen zukünftig von noch weniger Kulturbesuchen aus.

• Die Thematik der wohnortnahen Kulturangebote hat für die Berliner Bevölkerung noch stärker an Relevanz zugenommen. Der Anteil der Befragten, die im Hinblick auf klassische Kulturangebote angaben, dass mehr interessante Angebote in ihrer direkten Umgebung ein zusätzlicher Besuchsanreiz wäre ist von 45 % (2019) auf 57 % (2021) gestiegen.

• Das Thema der (herkunftskulturellen) Diversität und Inklusion bei klassischen Kulturangeboten haben für die Berliner:innen zwischen 2019 und 2021 deutlich an Bedeutung gewonnen.

• Zwischen 2019 und 2021 steigt die Anzahl aktiver Personen bei allen abgefragten künstlerisch-kreativen Freizeitaktivitäten teils sehr deutlich. Dabei weiteten insbesondere Menschen ihre künstlerisch-kreativen Aktivitäten überdurchschnittlich aus, die sonst eher seltener zu den Kulturbesucherinnen und -besuchern zählen.

• In der Rangfolge der drei häufigsten Hinderungsgründe liegen pandemieunabhängig an oberster Stelle in beiden Jahren Mangel an interessanten Angeboten, Mangel an Freizeit und Geldmangel. In qualitativen Studien zeigte sich zusätzlich, dass das Gefühl, diese Angebote seien nicht für Menschen wie einen selbst gemacht, eine wichtige Rolle spielt.

Noch ungewiss bleibt, ob das in diesem Bericht aufgezeigte pandemiebedingt veränderte Kulturnutzungsverhalten kurzfristiger und/oder langfristiger Natur sein wird. Die Ergebnisse der für 2023 geplanten dritten Bevölkerungsbefragung werden auch dazu wichtige Hinweise geben können.

Um die Forschungsergebnisse an verschiedene Zielgruppen in der Praxis zu vermitteln hat das Institut für Kulturelle Teilhabeforschung 2022 eine populärwissenschaftliche Berichtsreihe („kurz&knapp“) aufgesetzt und die zugehörige Veranstaltungsreihe („kurz&knapp-im-Gespräch“) entwickelt. Zudem sind jährlich eine größere Tagung und eine kleinere Netzwerkveranstaltung mit Fokus auf Theorie-Praxis-Transfer zusammen mit Partnerinnen und Partnern aus Forschung und Praxis geplant.

Die vollständige Studie finden Sie unter:
https://www.iktf.berlin/publications/kulturelle-teilhabe-in-berlin-2021/

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