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Viktoriapark

  • Viktoriapark
  • Sonniges warmes Wetter in Berlin

    Das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege im Viktoriapark in Kreuzberg, aufgenommen bei sonnigem warmen Wetter.

Der Viktoriapark ist mit dem Kreuzberg Berlins höchste innerstädtische Erhebung. Auf der Spitze des Berges steht das Nationaldenkmal von Schinkel, das an den Sieg gegen Napoleon erinnert.

Für gut 100 Jahre stillte einzig der Viktoriapark die Sehnsucht nach Grün im Kreuzberger Häusermeer. Das ist heute glücklicherweise nicht mehr so. Doch trotz zahlreicher Alternativen ist der Park noch immer beliebt und gut besucht. Bei Hochbetrieb stehen Tische und Stühle für das Familienpicknick schon mal im Teich, und im zentralen Biergarten sind die berühmten Kieznächte so lang wie eh und je. Bei Regenwetter kommen dagegen Romantiker voll auf ihre Kosten.

Geschichte des Viktoriaparks

Das Jahr 1888, in dem Berlin sich entschloss, am Kreuzberg einen Park anzulegen, war ein Schicksalsjahr. Im März hatte mit Kaiser Friedrich III. (1831–1888) ein liberal gesonnener Hohenzoller den Thron bestiegen, der eine Stärkung des Parlamentsbefürwortete. Seine englische Gemahlin Viktoria(1840–1901), Tochter der legendären Queen Victoria, war eine Kritikern der Militärtradition und des Hegemonialstrebens Preußens. Nach nur 99 Tagen Regentschaft war jedoch die Hoffnung auf Liberalisierung des noch jungen Deutschen Reiches dahin: Der besonnene Monarch starb, und unter seinem Sohn und Nachfolger Wilhelm II. (1859–1941) begann das Wettrüsten, das Europa schließlich in die Katastrophe führen sollte.

Erinnerung an das englische Königshaus

Zur Erinnerung an die Kaiserin aus englischem Königshaus, die Deutschland nur kurze Zeit vergönnt war, erhielt das Grünprojekt am Kreuzberg den Namen Viktoriapark. Eine britische Note sucht man hier jedoch vergebens. Mit seinem wilden Wasserfall in felsiger Bergkulisse hat dieser Park vielmehr einen zutiefst romantischen Charakter und spiegelt damit den als typisch deutsch geltenden Hang zur Naturverklärung wider – einen Wesenszug, der sich im 19. Jahrhundert besonders in den bildenden Künsten voll entfaltete.

Nationaldenkmal im Viktoriapark

Geschichte des Tempelhofer Bergs: Die Entstehung eines imposanten Nationalmonuments

Die spektakuläre Landschaftsinszenierung passte hervorragend zu dem Nationalmonument auf der Spitze des Kreuzbergs, das als ein Meisterwerk der romantischen Neugotik gilt. Das Denkmal war schließlich auch der Grund, weshalb der Park im damaligen Süden Berlins angelegt wurde. Für fast 70 Jahre hatte das imposant-filigrane Denkmal, das an den Sieg der Allianz gegen Napoleon in den Befreiungskriegen erinnert, in einer natürlichen und ungeschmückten, also eher kargen und vor allem sandigen Umgebung gestanden. Der Tempelhofer Berg, wie die Erhebung ursprünglich hieß, war der höchste im Umland der preußischen Residenzstadt.

Nationaldenkmal aus Gusseisen: Modern und vaterländisch

Bis ins 18. Jahrhundert hinein nutzte man die Hanglage im Übergang vom Spreetal zur Teltower Hochfläche für den Weinbau. Mit dem Entwurf des Denkmals wurde der unkonventionelle Baumeister Karl Friedrich Schinkel beauftragt. Am 11. September 1818 fand die Grundsteinlegung statt. Am 30. März 1821 wurde das Nationaldenkmal in Gegenwart des Königs Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und des russischen Thronfolgers Nikolaus I. (1796–1855) feierlich enthüllt.

Karl Friedrich Schinkel nutzte einen damals modernen Werkstoff für sein Monument: Gusseisen. Das Material galt als vaterländisch, ebenso wie der gotische Stil, der bei der Gestaltung zum Tragen kam. Die zwölf Figuren schufen Christian Daniel Rauch, Christian Friedrich Tieck und Ludwig Wichmann. Sie tragen Porträts von Mitgliedern des Königshauses und der preußischen Generalität und symbolisieren die entscheidenden Etappen der Befreiungskriege 1813–15, etwa die Schlachten bei Großgörschen im Mai 1813, bei Leipzig am 18. Oktober1813, bei Paris im März 1814 und bei Belle-Alliance (Waterloo )am 18. Juni 1815.

Eisernes Kreuz als Vorlage für das Nationaldenkmal

Das Eiserne Kreuz, der im Krieg gegen Napoleon gestiftete Verdienstorden, bildet den Grundriss des Denkmals. Der Orden, ebenfalls von Schinkel entworfen, war der erste, der unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung verliehen wurde, und galt daher auch als Zeichen der bürgerlichen Emanzipation. Nach dieser neuen preußischen Auszeichnung wurde die Anhöhe anlässlich der Einweihung des Denkmals in „Kreuzberg“ umbenannt.

Neuausrichtung des Denkmals

Die Spitze des Kreuzbergs liegt 66 Meter über dem Meeresspiegel. Um zum Monument zu gelangen, müssen jedoch nur rund 36 Meter Höhenunterschied bewältigt werden. 1878, als Berlin sich ausgedehnt hatte und rings um den Kreuzberg Wohnhäuser in die Höhe wuchsen, wurde das Denkmal auf einen acht Meter hohen Sockel gehievt, damit es aus der Ferne erkennbar blieb. Im Zuge des Umbaus richtete man das Monument zur neuen Großbeerenstraße aus.

Das Nationaldenkmal bekommt einen würdigen Rahmen

Der achteckige Sockel stammt von Johann Heinrich Strack, dessen Siegessäule damals dem Werk Schinkels den Rang als nationales Symbol abgelaufen hatte. Insgesamt aber behandelte man den Gedenkort weiterhin stiefmütterlich. Bedrohlich nah war bereits eine Brauerei an der Südflanke herangerückt. Erst zehn Jahre später bemühte man sich ernsthaft, dem Nationaldenkmal einen würdigen Rahmen zu geben. Dazu kaufte der preußische Staat das umliegende Gelände und übergab es der Stadt Berlin. Gartendirektor Hermann Mächtig (1837 bis1909) schlug in seinem ersten Entwurf eine geradlinige Kaskade aus mehreren Terrassen vor, die vom Monument bis zur Kreuzbergstraße hinabführte. Zahlreiche Skulpturen sollten die Anlage zusätzlich schmücken. Diese strenge und staatstragende Gestaltung fand jedoch keinen Beifall bei den Stadtvätern.

Wasserfall im Viktoriapark

Erst mit der Idee zu einem Wasserfall konnte Mächtig überzeugen: „Es soll ein natürlicher Wasserabsturz in der Achse der Großbeerenstraße sein, der so gedacht ist, dass er, den schroff abfallenden Hang hinab, als eine zusammenhängende Wassermassewirkt, welche jedoch einen malerischen Eindruck hervorruft“, erklärte der Gartengestalter seinen überarbeiteten Vorschlag, der schließlich genehmigt wurde. So erhielt Berlin 1894 eine täuschend echte Gebirgslandschaft, die dem Zackelfall im Riesengebirge nach empfunden sein soll. Grobes Felsgestein und typische Mittelgebirgsfloramachen die Illusion perfekt.

Umgebung des Wasserfalls

An verschiedenen Stellen kann man sich dem herabstürzenden Wasser nähern und sich seinem Rauschen hingeben. Das wild-romantische Spektakel hat an Anziehungskraft nichts eingebüßt. Auch der Aufstieg über die verschlungenen und engen Pfade zur Spitze des Kreuzberges ist ein Muss: Vom Denkmalsockel aus hat man eine konkurrenzlose Aussicht auf die Berliner Innenstadt.

Hinweis: Damit dieser beliebte Ort für Anwohner und Besucher weiter lebens- und besuchenswert bleibt, achten Sie bitte auf ein faires Miteinander im Kiez, Sauberkeit und eine angemessene Lautstärke, vor allen in den Abendstunden.

Weitere Sehenswürdigkeiten im Viktoriapark

Kleinode im Park

Neben dieser Hauptattraktion bietet der Viktoriapark zwei weitere Naturinszenierungen. Beide wirken durch ihre Abgeschiedenheit eher still und verträumt. Da ist zum einem die "Wolfsschlucht", die in einer Kiesgrube östlich des Denkmals entstand. Hier fühlt man sich regelrecht in den Schwarzwald versetzt. Aus drei Quellen plätschert Wasser in einen Tümpel, der vor einer glatten, steilen Felswand tief unterhalb des Weges liegt. Mit dichtem Bewuchs und Laubdach wirkt dieses kleine Wunderwerk sehr natürlich. Geländer aus Knüppelholzsäumen den Weg.

Das zweite grüne Kleinod befindet sich westlich des Teichs, in den der 24 Meter hohe Wasserfall sich ergießt. Hier, vor der Hangkante und hinter den historischen Parkgebäuden an der Kreuzbergstraße, legte Mächtig malerische Gewässer an, teils als Teich, teils als Bächlein. Gärtnerhaus und Maschinenhaus entstanden von 1892 bis1894 und werden heute als Gaststätte bzw. für ein kleines Tiergehege genutzt. Am Endpunkt des Wasserfalls steht eine Bronzeskulptur von Ernst Gustav Herter aus dem Jahr 1896 mit dem Namen „Seltener Fang“.

Erweiterung des Viktoriaparks

Der Viktoriapark war noch nicht fertiggestellt, da stellte sich bereits ein noch heute stadtbekanntes Problem ein: Das Umherlaufen und Führen von Hunden“ müsse schleunigst unterbunden werden, forderte der Polizeipräsident 1891 in einem Schreiben an den Magistrat. Der von Mächtig gestaltete Park hatte nicht die Ausdehnung der heutigen Grünanlage, sondern reichte nur bis zur Linie Möckernstraße. Es schloss sich ein Militärgelände an, das erst 1913 dem Park zugeschlagen und durch Mächtigs Nachfolger ,Albert Brodersen (1857–1930), bis 1916 gestaltet wurde.

Dieser Bereich unterscheidet sich deutlich vom reich- und dicht bepflanzten Gebirgsszenario. Eine weite, mit sanften Hügeln modellierte Wiesenfläche bietet den Parkbesuchern viel Platz. Eine rahmende Baum- und Strauchbepflanzung schließt den Park gegen die umliegenden Straßen ab. Am Übergang zwischenaltem Parkbereich und landschaftlicher Partie ist ein weiterer Gedenkort zu finden: Ein großes Kreuz erinnert an die gewaltsame Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953.Seine endgültige Größe von 13 Hektar erhielt der Viktoriaparkzwischen 1928 und 1930, als nach Plänen von Erwin Barth und Leo Kloss parallel zur Katzbachstraße eine Sportanlageentstand, die sich bis zur Dudenstraße erstreckt.

Viktoriapark mit Kindern

An der Nordflanke des frisch sanierten Sportplatzes befinden sich Freizeiteinrichtungen sowohl für die Kleinen als auch für die Großen. Ein Spielplatz mit neuen Holzklettergeräten und einem Sandkasten in Form eines runden Brunnenbeckens nimmt eine große Fläche unter schattigen Bäumen ein.

Das "Golgatha" im Viktoriapark

Zwischen Spiel- und Sportplatz behauptet sich seit vielen Jahren erfolgreich das "Golgatha". Tagsüber Kneipe und Biergarten, verwandelt sich diese Kreuzberger Institution in der Nacht zu einer Diskothek. Obwohl er ein wenig versteckt liegt, kann man den Biergarten leicht finden: Fast alle Wege des neueren Parkteils führen sternförmig auf ihn zu.

Denkmalschutz für den Park

Leider sind die Wege ein großes Manko des Viktoriaparks. Sie sind nicht nur allesamt asphaltiert, sondern auch übermäßig breit. Da an Wegen nicht gespart wurde, werden dadurch die Grünflächen beeinträchtigt. Am Zugang von der Methfesselstraße entstand 1983 ein Rosengarten. Die aus befestigten Beeten bestehende Anlage von Martin Schumann ist nunmehr ein Staudengarten.

Der Viktoriapark wurde als außergewöhnliches Parkkunstwerk des späten 19. Jahrhunderts im Jahr 1980 als erste Grünanlage in West-Berlin unter Denkmalschutz gestellt.

Adresse und Anfahrt

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 Adresse
Kreuzbergstr. 15
10965 Berlin

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Aktualisierung: 23. November 2023