Hallo Dan, Ben und Fernando, zunächst gratulieren wir euch zum Gewinn in der Kategorie KI! Dan, wie kam es zur Gründung? Was hat euch dazu inspiriert, eueren Care Support Oscar zu entwickeln?
Ben und ich kennen uns bereits seit unserer Kindheit aus Dublin. Fernando habe ich im Rahmen eines Accelerator-Programms kennengelernt. Als Team haben wir zuvor bereits an einem Konzept für die Kommunikation im Klinikbereich gearbeitet. Auch familiär sind wir im Gesundheitswesen verwurzelt. Wir hatten bereits ein Bewusstsein für die Branche. Mit Corona und der gesteigerten öffentlichen Wahrnehmung für die Belange von Pflegekräften haben wir uns entschieden, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um sich den Problemen der Pflegebranche zu stellen.
Welche Deep Tech-Anwendung steckt in Oscar?
Die Basis ist unser Roboter, der in Handarbeit bei uns im Büro gefertigt wird. Neben einigen anderen Teilen ist ein Ultra-Wideband-Radar installiert. Der Radar ermöglicht es uns, durch geschlossene Türen und Wände hindurch Position und Bewegung von Bewohner:innen in Zimmern von Pflegeheimen und Kliniken festzustellen. Sobald der Roboter etwas Meldungsbedürftiges wahrnimmt, informiert er das diensthabende Personal per App. Die App haben wir mit dem Feedback der Pflegekräfte so entwickelt, dass möglichst jede Person, egal mit welchen digitalen Vorkenntnissen, mit dem Roboter umgehen kann. In allen Anwendungsbereichen von Software-Entwicklung über Hardware-Navigation bis zur Radardaten-Auswertung wird KI verwendet.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung?
Ob bei der Entwicklung von Robotern für den Einsatz in realen Bedingungen oder die konstante Arbeit für die Erhöhung der Präzision bei der Analyse von Radardaten – wenn an Innovationen mit Deep Tech gearbeitet wird, gibt es konstant Herausforderungen. Das ist allerdings, was uns als Team antreibt. Man löst ein Thema und das nächste steht vor der Tür. Gleichzeitig haben alle den Ehrgeiz, sich mit so einer komplexen Thematik auseinanderzusetzen.
Auf welche Meilensteine seid ihr besonders stolz?
Meilensteine erreichen wir alle zwei Wochen als Team – abwechselnd, jeder Unternehmensbereich liefert Lösungen, um den nächsten Schritt zu erreichen – der absolute Motor von allem. Aber entscheidende Meilensteine waren mit Sicherheit zuletzt unsere wiederholt erfolgreiche Radartestung in einer geriatrischen Klinik in Brandenburg und der Gewinn des Vertrauens unserer Investoren wie dem BACB, Mosel Ventures, dem Family Office der Michels Gruppe und zahlreicher Business Angels aus dem Health-Tech-Sektor.
Welche Ziele verfolgt ihr mit Bearcover kurz- und langfristig?
Aktuell liegt unser Fokus auf der Integration mehrerer Roboter in mehreren Einrichtungen, um den vollen Umfang des Einflusses der Roboter messbar zu machen. Unsere Priorität liegt darauf, Pflegeeinrichtungen in ihrer Mission zu unterstützen, sich bestmöglich um ältere und hilfsbedürftige Menschen zu kümmern. Langfristig wird der Roboter ein integraler Bestandteil der Routine-Aufgaben und ermöglicht Pflegekräften, sich auf ihre wichtigste Aufgabe zu konzentrieren – die menschliche Pflege.
Gibt es weitere technische Funktionen, die Oscar in Zukunft lernen soll, an denen ihr gerade arbeitet?
Wie bei jedem Unternehmen gibt es eine Liste an Ideen und möglichen Erweiterungen. Allerdings sind wir auf die Weiterentwicklung unserer Kernfunktionen fokussiert und da besteht kein Raum für andere Themen.
Wie gestaltet sich der Vertrieb von Oscar derzeit?
Wir befinden uns in einer Integrationsphase, d. h. wir arbeiten bereits mit bekannten Unternehmen und Institutionen zusammen, um innerhalb von Pilotprojekten die Funktionen in reale Bedingungen zu überführen. Im nächsten Schritt wollen wir langfristige Rahmenverträge schließen, um basierend auf Meilensteinen die Skalierung einer Roboter-Infrastruktur zu erreichen. Die Nachfrage ist da und wir arbeiten eng mit unseren bestehenden Partnern zusammen, freuen uns aber immer über weitere Interessenten, die unseren Rahmenbedingungen entsprechen.
Wie ist die Resonanz der Pflegeeinrichtungen, in denen Oscar bereits im Einsatz ist. Könnt ihr einige Zahlen oder Fallbeispiele an positiven Effekten für Personal und Heimbewohner:innen nennen, die den Nutzen von Oscar verdeutlichen?
Hier gibt es eine nette Geschichte zu erzählen: Bei einem der ersten Einsätze des Roboters hat Oscar eine Bewohnerin gemeldet, die ihr Zimmer verlassen hat. Sie kann sich eigentlich nicht selbstständig fortbewegen und der Pfleger im Dienst konnte schnell reagieren, bevor es zu einem Sturz hätte kommen können. Darum geht es im Kern: Unterstützung der Pflegekräfte, ihren Job bestmöglich zu machen.
Hinzu kommt die konstante Kommunikation mit dem Pflegepersonal, die uns in der Entwicklung hilft. Gleichzeitig freuen sich die Pflegekräfte, Verständnis und Unterstützung für ihre Themen zu bekommen.
Wie würdet ihr den Standort Berlin für KI-Startups bewerten?
Obwohl wir ein international arbeitendes Team sind, ist Berlin unser Zentrum und auch Brandenburg mit einigen Partnern. Berlin bietet die Möglichkeit, in kürzester Zeit ein Team mit spezifischen Fähigkeiten zusammenzustellen. Mit einer starken Community, wie wir sie auch in unserem Büro im Motion.Lab (ein Hardware-Hub) vorfinden, konnten wir in kürzester Zeit Herausforderungen meistern.
Habt ihr noch Tipps für junge Gründer:innen, die ihr teilen möchtet?
Erstens: Nehmt euch so viel Zeit wie möglich, um mit Kund:innen, Partner:innen und Nutzer:innen zu sprechen. Zweitens: Das Team ist das A und O. Drittens: Ein Startup aufzubauen ist schwierig. Es gibt Höhen und Tiefen, daher sollte man nie zu hoch fliegen oder zu tief fallen. Versucht immer die Balance zu halten.
Vielen Dank für das Interview!
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