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Sustainable & Social Impact: Im Interview mit YoniCore

Hallo Ania, Kaven und Yair, vielen Dank, dass ihr euch Zeit für dieses Gespräch nehmt! Könnt ihr uns bitte einen Überblick über euer Produkt geben und erklären, wie es durch nachhaltige Lösungen die Lebensqualität von Frauen verbessert?

Kaven: Sehr gerne, vielen Dank für die Einladung!
Unser Device ist ein medizinisches Gerät für Frauen mit Beckenbodendysfunktionen wie Inkontinenz oder Prolaps und im Vergleich zu den gängigsten nicht-medizinischen Produkten, die dafür verwendet werden (Einlagen und Schaumstofftampons) kein Einmalprodukt, sondern kann immer wieder verwendet werden. Da es den anatomischen und sonstigen Lebensumständen individuell und selbstständig angepasst werden kann, entfällt auch der Vorrat an verschiedenen Größen, wie es bei der gängigsten medizinischen Behandlungsform, den Pessaren, auf Ärzt:innenseite notwendig ist.

Was war die treibende Kraft hinter der Entwicklung eines individuell anpassbaren medizinischen Geräts zur Behandlung von weiblicher Harninkontinenz und Genitalprolaps?

Ania: … die unzureichende konservative Versorgung der Frauen.
Viele Frauen denken, es sei normal, dass sie Urin verlieren, wenn sie Kinder geboren haben, oder es wird ihnen von den Ärzt:innen so suggeriert. Sie schränken sich in ihrer Alltagsgestaltung ein, obwohl es manchmal einfache Lösungen gibt, wie unser YoniCore. Auch im Alter sieht es nicht anders aus: Nicht jede Frau entwickelt eine Dysfunktion nach der Geburt, aber die meisten ereilt es dann doch ab der Menopause, wenn die Muskulatur schwächer wird. Genau diese Tabus zu brechen, darüber aufzuklären und allem voran eine wirklich einfache, praktische Lösung für jede anzubieten, ist das, was uns letzten Endes motiviert hat YoniCore zu entwickeln und daran weiterzuarbeiten.

Könnt ihr uns näher erläutern, wie YoniCore funktioniert und wie es sich an den individuellen Beckenboden anpassen lässt?

Yair: YoniCore besteht aus einem aufblasbaren Silikonring, welcher mit einer kleinen Handpumpe verbunden ist. Dieser Silikonring kann über verschiedene Kammern individuell an jede Körperform angepasst werden. Das kann eine Ärzt:in vornehmen oder die Frau selbst. Es kann breiter, länger und höher verstellt werden, um bei jeder Anatomie helfen zu können, und auch bei unterschiedlichen Situationen wie Husten oder Trampolinspringen. Jede Frau entscheidet für sich selbst, wann, wo und wie lange sie YoniCore jeweils verwenden möchte.

Welche gesellschaftlichen Auswirkungen erwartet ihr von dieser Innovation?

Ania: Wir erhoffen uns, dass das Thema Beckenboden und damit verbundene Probleme wie Urininkontinenz oder Prolaps in die Mitte der Gesellschaft gebracht werden. Jede zweite Frau leidet darunter, dementsprechend betrifft es uns alle, denn es hat Auswirkungen auf viele Bereiche, auch von Nicht-Betroffenen oder männlichen Personen. Es sollte zur Normalität werden, darüber zu sprechen und sich auch Hilfe zu suchen, anstatt es stillschweigend hinzunehmen.

Kaven: Des Weiteren erhoffen wir uns durch das Feld der sekundären Prävention, dass Frauen schon nach der Geburt durch die richtige Unterstützung des Beckenbodens, gestützt durch entsprechende Information vorab, vielleicht erst gar keine Senkung und Harninkontinenz entwickeln.

Seit eurer Gründung hat sich YoniCore sicherlich weiterentwickelt. Könnt ihr einige Meilensteine und eure langfristigen Ziele und Visionen für die Zukunft teilen?

Yair: Ein großer Meilenstein war definitiv der Deep Tech Award Berlin, den wir dieses Jahr gewinnen durften. Ansonsten die Entwicklung von der Idee zu einem funktionierenden Prototyp, mit dem wir auch schon erste Tests an Patientinnen machen und damit erste medizinische Indikationen erlangen konnten.

Kaven: Ein weiterer großer Meilenstein dieses Jahr ist die Entwicklung unserer App für Beckenbodentraining. Denn YoniCore dient nicht nur zur sofortigen Linderung der Symptome (wie ein Pessar), sondern ermöglicht es auch langfristig damit zu trainieren, was über die App geschehen wird.

Ania: Aktuell sind wir auch dabei, Kapital für unsere erste Funding-Runde zu sammeln. Für die Zukunft möchten wir unser Produkt global allen betroffenen Frauen zur Verfügung stellen und darüber hinaus den Nutzerinnen noch die Möglichkeit geben, die über die Sensoren gesammelten Daten spenden zu können. Mit diesen Daten möchten wir dem Beckenboden eine Stimme geben und sie anonymisiert mit Forschungsinstituten teilen, um herauszufinden, was der Beckenboden uns zu sagen hat. Denn wir wissen noch nicht viel darüber – und genau das wollen wir ändern!

Welche besonderen Herausforderungen musstet ihr während der Entwicklungsphase bewältigen?

Kaven: Tatsächlich war die Idee, wie sie heute ist, nicht unsere ursprüngliche Idee – angefangen haben wir mit der Vision von personalisierten und eigens für jede Frau produzierten Pessaren. Relativ schnell kam dann der Pivot zu einem aufblasbaren Silikonring, einer “One-size-fits-all”-Lösung, die es auch der jeweiligen Frau ermöglicht, den Ring an ihre jeweiligen Bedürfnisse anzupassen (z. B. Trampolinspringen vs. wenig Bewegung).

Ania: Eine weitere große Herausforderung ist auch die, vor der wir aktuell stehen: genug Funding für die Weiterentwicklung zu bekommen. Wir hatten das Glück, insgesamt € 200.000 an Fördergeldern zu erhalten. Damit konnten wir einen funktionierenden Prototypen bauen, allerdings brauchen wir jetzt noch deutlich mehr Geld, um diesen Prototypen massentauglich zu bekommen. Auch sind wir wieder zusammengeschrumpft auf das Gründer:innen-Team, weil wir nach Auslaufen der Fördergelder keine weiteren Teammitglieder mehr beschäftigen konnten.

Könnt ihr uns darüber berichten, welche besonderen Chancen und Möglichkeiten die Berliner Deep Tech-Landschaft eurem Unternehmen bietet?

Yair: Die Berliner Deep Tech-Landschaft ist unheimlich reich an tollen Unternehmen und Ideen – die Vernetzung mit anderen ist hier wirklich das Beste. Vor allem und gerade durch Formate wie z. B. den Deep Tech Award, was wir wirklich sehr schätzen. Und genau darin liegt auch das Besondere an einer gut vernetzten Deep Tech-Landschaft wie der hier: Nur gemeinsam, im Austausch kann man Deep-Tech-Themen vorantreiben. Es ist also unabdingbar, in engem Kontakt zu stehen.
Wir finden, dass Berlin da auf einem wirklich guten Weg ist und freuen uns darauf, was die Zukunft noch bringen wird! Vor allem auf all die weiteren tollen Ideen und Unternehmen, welche noch die nächsten Jahre auf der Deep Tech-Landkarte erscheinen werden.

Vielen Dank für das Interview!

Mehr zu YoniCore unter: https://yonicore.com/