Was sind Gemeinschaftsgärten?

Was sind Gemeinschaftsgärten?

„Die erste Welle der Gemeinschaftsgärtnerei begann in Nordamerika in den 1970er Jahren, zeitgleich mit der ersten Hausbesetzerbewegung […] Ihr folgte, weltweit nahezu zeitgleich, in den 1990er Jahren eine neuere Welle des ‚Community Gardening‘. In Nordamerika, aber auch in Großbritannien, knüpfte diese an die Guerilla-Gardening-Bewegung an […]

Bis dahin waren es in der mit Kleingärten vergleichsweise gut ausgestatteten Bundesrepublik Deutschland, in den Niederlanden oder Belgien eher Kinderbauernhöfe oder Abenteuerspielplätze, die engagierte Mütter und Pädagogen auf Brachen mit Wildaufwuchs gründeten. Damals war es (wie u.a. Ivan Illich es ausgedrückt hatte) die ‚so genannte Ölkrise‘, die Kommunalpolitikern ein Entgegenkommen ermöglichte…“ (Meyer-Renschhausen 2012).

Der Begriff ‚Gemeinschaftsgärten‘

Während es vor hundert Jahren beim Einrichten der in Deutschland weit verbreiteten Kleingärten vorrangig um Selbstversorgung ging, geht es heute bei vielen Gemeinschaftsgärten um gemeinsame Gestaltung, Teilhabe und ein tätiges Engagement für die Umwelt. Gemeinschaftsgärten, ‚community gardens‘, sind im Gegensatz zu Kleingärten kollektiv geführte Gärten, die in der Regel ein von allen Gärtner*innen gemeinsam genutztes, oft kleineres Gelände beanspruchen und nach den Kriterien des biologischen Landbaus bewirtschaftet werden. Gemeinschaftsgärten werden in nahezu allen Fällen durch ein offenes regelmäßiges Plenum oder einen gewählten Vorstand geführt. Viele Gemeinschaftsgärten verfolgen sozialintegrative Ziele und haben sich neben dem Gärtnern im engeren Sinne auch die Weitervermittlung von Umweltwissen auf ihre Fahnen geschrieben. Die Stadtgeografin Marit Rosol beschreibt sie 2006, noch vor der eigentlichen deutschen Gründungswelle, folgendermaßen:

„Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen und Parks mit Ausrichtung auf eine allgemeine Öffentlichkeit.“

Aus diesem Verständnis gehen insbesondere drei Leitgedanken hervor, die die vielfältige Landschaft des gemeinschaftlichen Gärtnerns bestimmen: kollektives, oft politisch motiviertes Handeln, Ehrenamtlichkeit und soziale Offenheit. Mit diesen Kernideen lassen sich Gemeinschaftsgärten gut von anderen städtischen Freiraumnutzungen unterschieden, wie z.B. von Kleingärten, Hausgärten oder öffentlichen Parkanlagen.

Kompost im Gutsgarten Hellersdorf

So unterschiedlich die Gärten sind - einen Kompost gibt es überall, wie hier im Gutsgarten Hellersdorf.

Formen der Gemeinschaftsgärten

Gemeinschaftsgärten sind in ihrer Ausprägung und praktischen Umsetzung so unterschiedlich, wie die Gärtner*innen und die angebauten Pflanzen in den Gärten selbst. Von außen betrachtet mögen sich viele Gärten in vielen Städten und Ländern ähneln, doch jeder Garten ist einzigartig. Formen der Gemeinschaftsgärten

Weder Wien, noch London oder Paris: Gemeinschaftsgarten in Kiews Innenstadt

Weder Wien, noch London oder Paris: Gemeinschaftsgarten in Kiews Innenstadt

London, Paris und Wien

Zur Veranschaulichung der verschiedenen Ansätze von Gemeinschaftsgärten wurden drei Beispiele aus anderen europäischen Hauptstädten herangezogen. London, Paris und Wien