Bei den Finanzämtern in Berlin sind insgesamt ca. 600 Stellen unbesetzt. Das sind in Summe zwei komplette Finanzämter, die bei der kompetenten Bearbeitung der Steuererklärungen fehlen. Dies führt vermehrt dazu, dass die Bürgerinnen und Bürger länger auf ihre Erstattungen warten müssen, aber auch für die gründliche Prüfung einer Erklärung bleibt den Kolleginnen und Kollegen immer weniger Zeit. In den bekannten Berliner Sparjahren wurde bei den Finanzämtern nur in geringem Umfang ausgebildet und auch erfolgreiche Anwärterinnen und Anwärter wurden nicht übernommen. Hamburg freute sich.
Statt auf Manpower wurde auf ein IT-gesteuertes Risikomanagement gesetzt, das es er-möglichen soll, jede zweite Steuererklärung ohne menschliche Kontrolle zu bearbeiten. Bislang sind diese Zahlen bei weitem nicht erreicht. Also wohl auch eher kein Erfolgsmodell?! Auch die IT ist mit ihren massiven „Performanceproblemen“, deren Ursache seit nunmehr mehreren Wochen ungeklärt ist, keine große Hilfe. Arbeitsvorgänge die sonst nur Sekunden dauerten, brauchen nun 10 Minuten oder länger. Die Fehlersuche durch das technische Finanzamt läuft auf Hochtouren, aber wo auch immer die Ursache liegt – größere Festplatten, mehr Speicherkapazität in den Servern -wird man in diesen besonderen Zeiten auch nicht umgehend beschaffen können.
Auch hier sind wieder die Kolleginnen und Kollegen gefordert, mit und unter diesen Problemen zu arbeiten und wie immer machen sie einen super Job.
Erst in den letzten Jahren wurden die Einstellungszahlen wieder erhöht, aber nun hat der demographische Wandel auch die Finanzämter voll erreicht. Von den momentan 6586 Beschäftigten werden in den nächsten 15 Jahren über 3400 Beschäftigte (die Zahlen sind aus dem Statistik Bericht errechnet) in die verdiente Pension oder Rente gehen. Das sind mehr als die Hälfte der Beschäftigten.
Es wird immer schwieriger, die Ausbildungsplätze durch geeignete Menschen zu besetzen. Eine hohe Anzahl von Anwärterinnen und Anwärtern, die die Ausbildung von sich aus abbrechen oder die Prüfungen nicht schaffen (40% für den Jahrgang 2019 im gehobenen Dienst), sind die Folge. Ob die Lücken durch Quereinsteigende zu schließen sind, bleibt abzuwarten, denn auf diese Idee sind andere Firmen und Verwaltungen schon viel früher gekommen.
Die Finanzämter starten unter schwierigen Bedingungen in das Jahr 2023.
Die Nachwuchsgewinnung muss absolute Priorität haben, die Attraktivität der Ausbildung und die späteren Arbeitsbedingungen (Work-Life-Balance) müssen gesteigert werden, um auch das vorhandene Personal zu halten. Dass die Statistiken Monat für Monat trotzdem permanent erfüllt werden, ist dem hohen Engagement der Kolleginnen und Kollegen „zu verdanken“. Diese permanente Überlastung der Beschäftigten geht aber einher mit einer stetig steigenden Krankheitsquote, insbesondere bei den psychischen Erkrankungen. Wie hier mit der „Mutterbehörde“ Senatsverwaltung für Finanzen abgeschlossene Dienstvereinbarungen, insbesondere die zur Gesundheit, gelebt und controlled werden, ist auch eher fraglich.
Und politisch ist die Tatsache, dass sich Berlin den „Luxus“ leistet, zwei Finanzämter nicht zu besetzen, ein Skandal. Steuern sind zu erheben, sie stehen der Allgemeinheit, also uns allen zu. Dazu gehört der steuerpolitische Irrsinn, auf eine Vermögenssteuer und eine angemessene Erbschaftssteuer zu verzichten (die ausschließliche Landessteuern darstellen).
Wenn dann auch noch die vorhandenen Steuererklärungen unter Zeitdruck nicht mehr richtig geprüft werden können, wem nutzt das wohl am meisten? Den Reichen, Betrieben und Freiberuflern.
Finde den Fehler, Berlin.