Mobilfunktechnologien

Wie funktioniert Mobilfunk eigentlich?

Das komplexe Thema Mobilfunk erstreckt sich über ein weites Feld. Wer verstehen möchte, wie Daten beispielsweise auf das Handy gelangen oder wo genau die Unterschiede zwischen LTE und 5G liegen, sollte die Grundlagen kennen.

Mobilfunknetz

Wenn z.B. mit dem Handy telefoniert wird, werden die Funksignale nicht direkt zwischen den Endgeräten übertragen, sondern über ein Mobilfunknetz.
Jedes Mobilfunknetz besteht aus einer Vielzahl von Funkzellen, die in ihrer Gesamtheit ein möglichst flächendeckendes Funknetz aufspannen.

In jeder Funkzelle wird eine Basisstation aufgebaut, die sogenannte Sende- und Empfangseinrichtung. Die zu übertragenden Daten werden vom Endgerät mit Hilfe eines Funksignals in Form von elektromagnetischen Wellen an die jeweilige Basisstation übertragen.

Im Kernnetz werden zentrale Funktionen, wie die Teilnehmerregistrierung, die Gesprächsdatenabrechnung oder die Vermittlung der Gespräche zum nächsten Gesprächsteilnehmer durchgeführt.

Die Entwicklung des 5G-Standards

Die Bundesregierung informierte am 13. Juni 2019 über die beendete Versteigerung der 5G-Frequenzen der Bundesnetzagentur. Versteigert wurden Frequenzpakete in den Bereichen 2 GHz und 3,4 bis 3,7 GHz. Diese Frequenzbereiche sind umfassend erforscht und wurden in der Vergangenheit bereits für vergleichbare Nutzungen vergeben.
Schon mit LTE (Long-Term Evolution, auch 4G genannt) stehen hohe Datenraten zur mobilen Nutzung zur Verfügung. Allerdings sind bereits heute die meisten der neu auf den Markt kommenden Mobiltelefone ab der mittleren Preisklasse in der Lage das 5G-Mobilfunknetz zu nutzen. Die Vorteile von 5G kommen zunächst vor allem im industriellen Bereich zum Tragen. So ist die Technologie aufgrund der sehr geringen Latenzzeiten (Reaktionszeit des Systems) z.B. für die Echtzeitkommunikation von Maschinen unabdingbar.

Wie auch bei LTE handelt es sich bei 5G um keinen einmal festgeschriebenen Mobilfunkstandard. Vielmehr wird die Technologie stetig weiterentwickelt und in abgestimmten Versionen als neuer Mobilfunkstandard freigeben. Eine solche freigegebene Version des Standards wird als Release bezeichnet. Im Laufe der technologischen Entwicklung werden über die nächsten ca. 10 Jahre immer leistungsfähigere Versionen des 5G-Mobilfunkstandards spezifiziert und in die Mobilfunknetze eingeführt. Diese Entwicklung betrifft Verbesserungen bereits unterstützter Funktionalitäten aber auch neue technische Funktionen, welche auch neue Anwendungen ermöglichen. Verantwortlich für die Entwicklung des 5G-Mobilfunkstandards ist das weltweite Standardisierungsgremium „3rd Generation Partnership Project“ (3GPP), in dem alle weltweit relevanten Hersteller von Mobilfunkausrüstung, Komponenten und Endgeräten sowie Mobilfunknetzbetreiber vertreten sind.

Wichtig: Die Spezifikation und Freigabe eines neuen Releases findet durch 3GPP statt. Die Einführung der neuen Releases und somit die Bereitstellung für die Nutzer obliegt aber den Mobilfunknetzbetreibern. Dies kann aber erst erfolgen, wenn die Hersteller von Mobilfunkausrüstung die neuen Funktionen realisiert haben.

Erklärung zu den Features

Massive MIMO (Multiple Input Multiple Output)

MIMO Antennen wurden bereits zur Erhöhung der Übertragungskapazitäten im LTE Netz eingesetzt. Die Weiterentwicklung im 5G-Standard führt durch den Einsatz von Massive MIMO Antennen zu einer weiteren Verbesserung der Empfangssignale. Die Bezeichnung „Massive“ steht für 64 und mehr Antennenelemente im Fall von 5G. Bei LTE kommen dagegen nur 2 bzw. 4 Antennenelemente zum Einsatz. Mit der neuen Generation von Antennen wird das sogenannte „Beamforming“ ermöglicht. Die Antennen können das Sendesignal auf einen aktiven Teilnehmer konzentrieren und somit die Strahlenbelastung im gesamten Umfeld reduzieren. Massive MIMO Antennen erhöhen also nicht nur den Datendurchsatz, sondern verbrauchen auch weniger Energie.

V2X

V2X steht für die Kommunikation von Fahrzeugen (Vehicle) zu anderen Fahrzeugen (V2V), zur Infrastruktur (V2I), zu Fußgängern bzw. Fahrradfahrten (V2P). Die Unterstützung von V2X-Kommunikation durch den Mobilfunk wird als Cellular-V2X bezeichnet (C-V2X).
Die Unterstützung von Cellular-V2X ist bereits in LTE gegeben, wobei eine Nutzung durch mobile Endgeräte wegen des begrenzten Energiegehalts der Batterien bisher nicht erfolgt. In späteren Releases von 5G erfolgen Verbesserungen der Kommunikationstechnologie derart, dass diese so energieeffizient sind, dass auch normale batteriebetriebene Endgeräte von Fußgängern und Radfahrern an der V2X-Kommunikation teilnehmen können. So kann die Sicherheit im Straßenverkehr deutlich erhöht werden

Positioning

In einer Vielzahl von Anwendungsszenarien steht die Lokalisierung von Geräten oder Produktionsgütern im Vordergrund. Hierfür bietet 5G beste Voraussetzungen, da es unter anderem eine große Bandbreite für eine bessere Zeitauflösung, neue Frequenzbänder im mm-Wellen-Bereich und massive MIMO (Multiple Input Multiple Output) für genaue Winkelmessungen bietet. Dabei sollen Positionsgenauigkeiten von wenigen Dezimetern erreicht werden. Anwendungen wie die Navigation in Innenräumen aber auch die Ortung von verletzten Menschen werden hier nur einige der Applikationen sein, die durch die präzise Positionierung ermöglicht werden.

Integral Access Backhaul (IAB)

Integrated Access Backhaul (IAB) bietet die Möglichkeit 5G-Basisstationen untereinander zu vernetzen, ohne sie direkt an das Backbone (Hintergrundnetz) anzuschließen. Dabei dient eine leistungsstarke Makrozelle als Anbindung für die einzelnen 5G-Zellen ohne eigenen Access.

Reduced Capability (redcap)

Eine der wichtigsten Leistungsgruppen in 5G-Netzen ist die sogenannte Maschine Type Communication (MTC). Dabei werden Informationen zwischen unterschiedlichsten Geräten und Maschinen direkt ausgetauscht. 5G stellt hierzu die notwendigen Leistungsmerkmale zur Verfügung. Auch ein reduzierter Stromverbrauch steht dabei im Fokus. In 5G wird dies unter dem Begriff reduced capability (redcap) zusammengefasst.

5G und 5G DSS

Aktuell wird 5G in zwei Varianten in den Mobilfunknetzen unterstützt:

  • 5G im Frequenzbereich von 3,6 GHz mit Anbindung der Mobilfunkstation an ein 5G-Kernnetz und Signalisierung ohne Unterstützung einer LTE-Mobilfunkstation (Standalone) und
  • 5G DSS (Dynamic Spectrum Sharing) aufbauend auf der physischen Infrastruktur von LTE (Non-Standalone)

5G DSS erlaubt den parallelen Betrieb von LTE und 5G im gleichen Frequenzbereich. Dadurch ist zwar ein schnellerer 5G-Mobilfunkausbau möglich, allerdings zu Lasten von geringeren Übertragungsgeschwindigkeiten als bei „echtem“ 5G. Erst mit 5G, d.h. 5G (Standalone) im Bereich von 3,6GHz, werden die Vorteile von 5G vollumfänglich verfügbar.