Akademieforum 100 – Zukunft Verwaltung. „Die digitale Bildungsrevolution und die Macht der intelligenten Maschinen - Wie Algorithmen unser Leben bestimmen und wir sie für uns nutzen können.“

Algorithmen und Künstliche Intelligenz sind bereits Teil des Öffentlichen Sektors. „Das ist keine Science-Fiction, sondern Realität“. Ralph Müller-Eiselt, Direktor des Programms Megatrends der Bertelsmann Stiftung und Co-Autor der Sachbücher „Digitale Bildungsrevolution“ und „Wir und die intelligenten Maschinen“, gab anhand zahlreicher Fallbeispiele aus dem Bildungssektor und dem Bereich der öffentlichen Verwaltung und Justiz einen tiefen Einblick in bereits bestehende Nutzungen der Technologie. Auch wenn hierzulande laut einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung im Hinblick auf Algorithmen noch weitestgehend Unkenntnis (45%), Unentschlossenheit (46%) und Unbehagen (73 %) herrscht, „Algorithmen gehen uns alle an“: Algorithmen entscheiden bereits in vielen Ländern, auf welche Schule Kinder kommen, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, wo die Polizei häufig Streife fährt und welche Gefangenen vorzeitig entlassen werden.

Ralph Müller-Eiselt arbeitete bei seiner Darstellung immer wieder die Chancen des digitalen Wandels auf der einen und die Risiken auf der anderen Seite heraus. Im Bildungsbereich birgt die Verwendung von Algorithmen und neuer Medien etwa die enormen Vorteile einer Massifizierung des Zugangs zu Bildungsangeboten mittels Online-Seminaren, einer Personalisierung der Lerninhalte und des Lernrhythmus, mehr Motivation durch Gamification, Synergieeffekte durch vernetztes Lernen, eine bessere Orientierung angesichts der vielfältigen Lernangebote und ein passgenaues Matching etwa bei der Suche nach geeigneten Kandidaten in einem Auswahlverfahren. Algorithmen können menschliche Schwächen ausgleichen. Sie können aber auch deren Fehler verstärken. Enorme Risiken stellen etwa die Verwendung diskriminierender Zielvorgaben und verzerrter Trainingsdaten sowie eine falsche Implementierung dar.

„Algorithmen verstärken menschliche Entscheidungen: Sie sind Katalysator für mehr oder weniger soziale Gerechtigkeit“

Müller-Eiselt zeigte zugleich Lösungen auf, wie Algorithmen in den Dienst des Gemeinwohls gestellt werden können. Es brauche einer öffentlichen und politischen Debatte sowie Transparenz über den Einsatz von Algorithmen und ihre Ziele. Der Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz sollte kontrolliert werden. Es müsse sichergestellt werden, dass Vielfalt von Betreibern und Gestaltern algorithmischer Systeme gewahrt werde. Auch sei notwendig, dass auf allen Ebenen Algorithmen-Kompetenz vermittelt werden. „Algorithmen sind nur so gut, wie wir sie machen!“ – die motivierende Kernaussage seines inspirierenden Vortrags.

Die Veranstaltung fand im Deutschen Technikmuseum statt. Auf dem Weg zu den Räumlichkeiten konnten die Teilnehmenden zahlreiche technische Errungenschaften betrachten und wurden so an frühere Umbrüche mit ähnlich großer Reichweite erinnert. Anwesend waren auch Partner der Verwaltungsakademie Berlin aus den europäischen Netzwerken des deutschsprachigen Raumes, die die von der VAk veranstaltete Konferenz „Die Bildungsträger für den öffentlichen Dienst im 21. Jahrhundert“ vom 15. bis 17. Mai 2019 besuchen.

Ralph Müller-Eiselt, Digitale Bildungsrevolution, Algorythmen