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Die Weltstadt in der Weimarer Republik

Philipp Scheidemann

Das Archivbild vom 09.11.1918 zeigt den SPD-Politiker Philipp Scheidemann am Fenster der Reichskanzlei in Berlin beim Ausrufen der Deutschen Republik.

1918

Nach Absetzung und Flucht Kaiser Wilhelms II. ins niederländische Exil wird am 11. November durch beiderseitigen Waffenstillstand der Erste Weltkrieg beendet. Der sozialdemokratische Politiker Philipp Scheidemann ruft am 9. November 1918 von einem Fenster des Reichstags die „Deutsche Republik“ aus. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wird Reichskanzler.

Am 30. Dezember gründen Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Wilhelm Pieck im Festsaal des preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin die „Kommunistische Partei Deutschlands“ (KPD).

1919

Im Januar wird der von KPD und USPD getragene Spartakusaufstand in Berlin blutig niedergeschlagen. Am 15. Januar werden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg festgenommen und durch Freikorps-Truppen im Tiergarten ermordet.

Am 23. Februar wird eine neue Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt, erstmalig nicht nach dem Dreiklassenwahlrecht. Die 1917 von der SPD abgespaltene USPD erhält 47 Sitze, die SPD 46, beide zusammen also 93 der insgesamt 144 Sitze. Erstmals sind auch 25 Frauen im Stadtparlament vertreten. Der seit 1912 amtierende Adolf Wermuth wird erneut Oberbürgermeister.

1920

Am 13. März putschen in Berlin Teile der Reichswehr und anderer militärischer Verbände gegen ihre durch den Versailler Vertrag verfügte Auflösung. Sie erklären die gewählte Regierung für abgesetzt und rufen den rechtkonservativen Politiker Wolfgang Kapp zum Reichkanzler aus. Unter einem von SPD und KPD gemeinsam organisierten Generalstreik bricht der Kapp-Putsch am 17. März zusammen.

Am 1. Oktober werden durch das sogenannte Groß-Berlin-Gesetz 7 umgebende Städte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke nach Berlin eingemeindet und das Stadtgebiet in 20 Bezirke eingeteilt. Die Einwohnerzahl beträgt nun 3,8 Millionen, das Stadtgebiet verdreizehnfacht sich von 6.500 Hektar auf 878 Quadratkilometer. Berlin wird zur größten Industriestadt des Kontinents und entwickelt sich in den Zwanziger Jahren zur legendären Kulturmetropole. In der Stadt leben und arbeiten Künstler wie Otto Dix, Lionel Feininger, Bertolt Brecht und Arnold Zweig. Hier wirken die Nobelpreisträger Albert Einstein und Fritz Haber.

1921

Nach dem Rücktritt von Adolf Wermuth wird am 20. Januar Gustav Böß zum Oberbürgermeister gewählt.

Nach acht Jahren Bauzeit wird im Grunewald als erste Autobahn der Welt die „Automobil-Verkehrs- und Übungsstrecke“ (AVUS) eröffnet.

1922

Am 24. Juni wird der deutsche Außenminister Walter Rathenau vor seiner Wohnung in Grunewald von rechtsgerichteten Militärs ermordet. Im April hatte er mit dem „Vertrag von Rapallo“ eine Annährung zwischen dem Deutschen Reich und dem Vorläuferstaat der am 30. Dezember 1922 gegründeten Sowjetunion in die Wege geleitet.

1923

Die Inflation erreicht ihren Höhepunkt. Im September kostete ein Kilo Roggenbrot 3,6 Millionen Mark, eine Straßenbahnfahrt am 22. November 150.000 Mark.

Am 8. Oktober wird der Flughafen Tempelhof in Betrieb genommen.

1924

Auf dem Messegelände wird die „1. Große Deutsche Funkausstellung“ veranstaltet und der Grundstein für den Funkturm gelegt. Zur dritten Funkausstellung 1926 wird er mit einer Rede Albert Einsteins eröffnet.

1925

Der Stadtbaurat Martin Wagner und der Architekt Bruno Taut beginnen mit dem Bau der Hufeisensiedlung in Britz als neue Synthese zwischen sozialem Wohnungsbau und Eigenheim. Die Siedlung wird 1931 fertig gestellt und gilt als erstes und herausragendes Beispiel des „Neuen Wohnens“ in Berlin.

Berlin hat 4.024.165. Einwohner.

1926

Im Februar wird die erste „Grüne Woche“ in Berlin veranstaltet.

1928

Am 31. August erfolgt die Uraufführung der “Dreigroschenoper” im Theater am Schiffbauerdamm. In Berlin erscheinen 147 Tages- und Wochenzeitungen.

Auf der fünften Großen Deutschen Funkausstellung wird erstmalig das Fernsehen öffentlich vorgeführt.

1929

Die Weltwirtschaftskrise erfasst Berlin. Es gibt 664 Konkurse in der Stadt. Im Februar hat die Stadt 450.000 Arbeitslose. Es kommt zu Demonstrationen und gewalttätigen Unruhen. Der „Blutmai“ 1929 kostet über 30 Tote und mehrere Hundert Verletzte.

Bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung am 17. November erzielt die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) 5,8 Prozent und zieht erstmals mit 13 Abgeordneten in das Stadtparlament ein.

1932

Bis Dezember steigt die Arbeitslosenzahl auf 630.000. Berlins Straßen sind Schauplatz zunehmender gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen links- und rechtsextremistischen Gruppierungen mit zahlreichen Toten und Verletzten. Die Reichtagswahlen am 6. November bringen der NSDAP zwar Verluste (von 37,4 auf 33,1 Prozent), sie wird aber wieder wie schon zuvor im Juli mit Abstand stärkste Fraktion. In Berlin erreicht sie einen Stimmanteil von 25,9 Prozent.

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