Michael Müller zu den Ergebnissen der Berliner Exzellenzcluster-Anträge

Pressemitteilung vom 27.09.2018

Heute hat die Exzellenzkommission in Bonn über die Förderung von Exzellenzclustern im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder entschieden. Grundlage für die Entscheidung waren wissenschaftliche Begutachtungen der 88 bundesweit eingereichten Förderanträge durch ein internationales Expertengremium. Aus Berlin lagen neun Anträge vor, davon wurden heute sieben zur Förderung empfohlen. Damit liegt die Bewilligungsquote für Berlin über dem Bundesdurchschnitt.

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, gratuliert: „Das Ergebnis ist ein Ausrufezeichen! Berlin ist die deutsche Nummer eins der Spitzenforschung. Und das in der ganzen Bandbreite: Von den Geistes- und Sozialwissenschaften, über die Mathematik, Chemie, Medizin und Lebenswissenschaften bis hin zu den Ingenieurwissenschaften. Respekt vor dieser großartigen Teamleistung und herzlichen Glückwunsch an alle, die in den vergangenen Monaten daran hart gearbeitet haben. Mit rund 320 Millionen Euro an Fördervolumen und mehr als tausend neuen Arbeitsplätzen ist das ein enormer Schub für unsere gesamte Stadt. In die nächste Phase des Exzellenzwettbewerbs starten wir nun aus der Pole-Position, aber das Rennen ist noch nicht gewonnen. Wir werden weiterhin alles tun, um den gemeinsamen Verbundantrag unserer Universitäten und der Charité zu unterstützen.“

Die bewilligten Exzellenzcluster in Berlin:

MATH+
Wie Berliner Mathematik die Zukunft gestaltet

Mit dem Forschungszentrum der Berliner Mathematik MATH+ entsteht ein institutionen- und disziplinübergreifender Exzellenzcluster, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Ansätze in der anwendungsorientierten Mathematik erforschen und weiterentwickeln wollen. Im Fokus stehen mathematische Grundlagen zur Nutzung immer größerer Datenmengen in den Lebens- und Materialwissenschaften, der Energie- und Netzwerkforschung oder den Geistes- und Sozialwissenschaften. Ziel ist es, neben wissenschaftlichen Fortschritten auch technologische Innovationen und ein umfassendes Verständnis sozialer Prozesse zu forcieren. MATH+ wurde von den drei großen Berliner Universitäten – Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin und Technische Universität Berlin – gemeinsam beantragt und bindet das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik sowie das Zuse-Institut Berlin konzeptionell wie strukturell ein. Es schreibt die Erfolgsgeschichten des renommierten Forschungszentrums MATHEON und der Berlin Mathematical School fort, die seit 2006 durch die Exzellenzinitiative gefördert wird.

Sprecher: Prof. Dr. Christof Schütte (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Michael Hintermüller (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Martin Skutella (Technische Universität Berlin)
Antragstellende Hochschulen: Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/math/index.html

Matters of Activity: Image Space Material
Eine neue Kultur des Materialen

Der Cluster Matters of Activity hat das Ziel, Grundlagen für eine neue Kultur des Materialen zu schaffen. Die zentrale Vision des Projekts ist es, Bilder, Räume und Materialien als aktive Bauformen einer neuen symbolischen und physischen Realität zu entwickeln, in der sich Natur und Kultur in neuartiger Weise verschränken. In diesem Zusammenhang ist die interdisziplinäre Erforschung und Entwicklung von nachhaltigen Prozessen und Strukturen ein zentrales Anliegen in allen Bereichen visuell-materialer Prägung wie Wearables, Werkstofftechnik, Medizintechnik, Logistik, Architektur und Robotik. Mehr als 40 Disziplinen untersuchen systematisch Designstrategien für Materialien und Strukturen, die sich spezifischen Anforderungen und Umgebungen anpassen. Der Cluster setzt auf eine neue Rolle von Gestaltung, die sich vor dem Hintergrund eines wachsenden Reichtums und der stetigen Weiterentwicklung von Materialien und Visualisierungsformen in allen Disziplinen abzeichnet.
Sprecher: Prof. Dr. Wolfgang Schäffner (Humboldt-Universität zu Berlin)
Antragstellende Hochschule: Humboldt-Universität zu Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/matters-of-activity/index.html

NeuroCure
Neue Perspektiven in der Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen

Der neurowissenschaftliche Exzellenzcluster NeuroCure wird bereits seit 2007 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder an der Charité – Universitätsmedizin Berlin gefördert und kann nun seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Die Erforschung von neurologischen sowie psychiatrischen Krankheitsmechanismen und die Übertragung grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse in klinisches Handeln, kurz: Translation, stehen im Zentrum des interdisziplinären und internationalen Konsortiums. NeuroCure wird sich in Zukunft mit Projekten aus dem gesamten Lebensbereich – von der embryonalen Entwicklung bis ins hohe Alter – beschäftigen und neue innovative Module etablieren, die den Translationsprozess beschleunigen.
NeuroCure ist an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der gemeinsamen medizinischen Fakultät von Freier Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin – angesiedelt und kooperiert eng mit verschiedenen außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Sprecher: Prof. Dr. Dietmar Schmitz (Charité – Universitätsmedizin Berlin)
Antragstellende Hochschulen: Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin als Trägerinnen der Charité – Universitätsmedizin Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/neurocure/index.html

Science of Intelligence (SCIoI)
Intelligenz verstehen lernen

Im Mittelpunkt von Science of Intelligence, einem gemeinsamen Exzellenzcluster der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin, steht ein besseres Verständnis von Intelligenz in all ihren Facetten: Welche fundamentalen Gesetze und Prinzipien liegen unterschiedlichen Formen von Intelligenz zugrunde – sei es künstliche, individuelle oder kollektive Intelligenz? Ihre Forschungsergebnisse wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen – von der Psychologie, über Robotik, Informatik bis hin zur Philosophie und Verhaltensforschung – nutzen, um neue intelligente Technologien zu schaffen. Die methodische Strategie des Clusters ist dabei ein neuartiger Ansatz in der Intelligenzforschung, bei dem sämtliche Erkenntnisse, Methoden, Konzepte und Theorien in technologische Artefakte einfließen müssen, beispielsweise Roboter oder Computerprogramme. Diese Artefakte dienen als gemeinsame “Sprache”, die einen wissenschaftlichen Austausch über disziplinäre Grenzen hinweg ermöglichen soll.
Sprecher: Prof. Dr. Oliver Brock, Technische Universität Berlin
Antragstellende Hochschulen: Technische Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/scioi/index.html

Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS)
Weltweite Herausforderungen für liberale Demokratie und Marktwirtschaft als Ordnungsmodell
Nach dem Ende des Kalten Krieges schien sich die liberale Demokratie endgültig durchgesetzt zu haben. Doch 25 Jahre später befindet sich das liberale Ordnungsmodell in einer tiefen Krise. Autoritäre Machthaber wie der russische Präsident Wladimir Putin, der ungarische Staatschef Viktor Orbán, der Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas Xi Jinping und nichtstaatliche Gewaltakteure wie der Islamische Staat positionieren sich offensiv als Gegenspieler dieses Ordnungsmodells. Zugleich erstarken innerhalb liberaler Gesellschaften rechtspopulistische Bewegungen wie die Partei AfD in Deutschland, die die Grundfeste der liberalen Ordnung attackieren. Transnationale Netzwerke von autoritären Machthabern und Populisten verbinden diese Akteure. In dem Cluster Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS) werden die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die liberale Ordnung aus historischer, globaler und vergleichender Perspektive betrachtet. Welche Ursachen haben die aktuellen Auseinandersetzungen um das liberale Skript, und wie unterscheiden sie sich von früheren Krisen? Welche Auswirkungen ergeben sich für die Demokratie und die globalen Probleme des 21. Jahrhunderts?
Sprecherin und Sprecher: Prof. Dr. Tanja Börzel (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Michael Zürn (Wissenschaftszentrum Berlin)
Antragstellende Hochschule: Freie Universität Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/scripts/index.html

Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective
Ein neues Verständnis von Literatur über Zeiten, Kulturgrenzen und Medien hinweg

Ziel des Clusters Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective ist es, die Konzeption von Literatur in globaler Perspektive grundlegend neu zu denken. Dazu ist es nötig, traditionelle Rahmenkategorien der Literaturgeschichte wie ,Nation’ und ,Epoche’ zu überwinden. In globaler Perspektive erkennen wir Literatur als ein Phänomen, das in der Zeit wirkt und durch die Zeit. Damit stellt die global verstandene Literatur traditionelle Kultur- und Sprachgrenzen in Frage. Als globales Phänomen zeigt Literatur ein vielfältigeres Gesicht, weil sie immer in Austausch mit anderen Künsten und kulturellen Praktiken steht. Es geht nicht mehr um das traditionelle Bild der großen Dichter und kanonischen Werke, sondern um die Fähigkeit von Literatur, Gemeinschaften (communities) durch die Zeit zu stiften, die die Konzeption des Literarischen sprengen, wie sie die westlichen Gesellschaften der Moderne entwickelt haben.
Sprecherin und Sprecher: Prof. Dr. Anita Traninger (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Andrew James Johnston (Freie Universität Berlin)
Antragstellende Hochschule: Freie Universität Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/temporal-communities/index.html

Unifying Systems in Catalysis (UniSysCat)
Katalyse-Netzwerke verstehen und nutzen lernen

Mehr als 85 Prozent aller Produkte kommen im Laufe der Produktion in Kontakt mit einem Katalysator. Katalyseforschung gilt daher nicht nur als eines der wichtigsten Forschungsgebiete in der Chemie, sie ist auch der wesentliche Treiber für die “grüne Chemie”, die auf Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung setzt. Der von der Technischen Universität Berlin beantragte Exzellenzcluster UniSysCat wird hier eine Schlüsselposition in Deutschland einnehmen und kann dabei auf zehn Jahre hervorragende Arbeit von UniCat aufbauen, dem Vorgängercluster aus der Exzellenzinitiative. Einzelne katalytische Reaktionen sind bereits gut erforscht. Jetzt geht es darum, Reaktionsnetzwerke in der chemischen und biologischen Katalyse in Raum und Zeit zu entschlüsseln, damit diese dann kontrolliert und vor allem auch simuliert werden können. Welche Schlüsselparameter ermöglichen und steuern chemokatalytische und biokatalytische Netzwerke? Wie können chemische und/oder biologische Prozesse gekoppelt werden, um katalytische Systeme mit neuen Funktionen zu schaffen? Das sind die zentralen Forschungsfragen von UniSysCat.
Sprecher: Prof. Dr. Matthias Driess (Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Arne Thomas (Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Peter Hildebrandt (Technische Universität Berlin)
Antragstellende Hochschule: Technische Universität Berlin
https://www.berlin-university-alliance.de/excellence-strategy/proposals/unisyscat/index.html