Immer mehr Wissenschaftlerinnen in Berlin: Frauenanteil bei neuen Berufungen stieg 2019 auf 46 Prozent

Pressemitteilung vom 18.02.2020

Am 18. Februar 1899, auf den Tag genau vor 121 Jahren, erhielt die Physikerin Elsa Neumann als erste Frau in Berlin die Promotion. Aus diesem Anlass veröffentlicht die Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung heute die Berliner Statistik zu Berufungen von Wissenschaftlerinnen auf Professuren für das Jahr 2019. An den staatlichen Hochschulen in Berlin sind im vergangenen Jahr insgesamt 274 neue Rufe auf Professuren erteilt worden, davon 126 an Wissenschaftlerinnen. Der Frauenanteil bei den Ruferteilungen stieg damit auf 46 Prozent, verglichen mit 29 Prozent im Jahr 2016. Dabei können zwei Kategorien unterschieden werden: Bei Ruferteilungen auf unbefristete Professuren (W2/W3) machten Wissenschaftlerinnen 46 Prozent aus, bei Professuren mit einer Befristung (W1/W2/W3) lag ihr Anteil bei 47 Prozent.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag im Jahr 2018 der Frauenanteil an allen Professuren bundesweit bei 24,7 Prozent. Unter den Bundesländern erreichte Berlin mit 32,3 Prozent dabei den höchsten Wert. An den staatlichen, konfessionellen und privaten Hochschulen in der Bundeshauptstadt waren 1.170 der insgesamt 3.621 Professuren mit Wissenschaftlerinnen besetzt. Die Angaben des Statistischen Bundesamtes für 2019 liegen noch nicht vor.

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung: „Elsa Neumann musste sich damals ihren Weg zur Promotion richtig erkämpfen und auch heute werden Frauen auf ihren Karrierewegen in der Wissenschaft immer wieder mit Hürden konfrontiert. Deshalb setzt Berlin seit Jahren ganz bewusst auf die Förderung der Chancengleichheit und hat damit Erfolg. Unsere Hochschulen und Forschungsinstitute ziehen immer mehr hervorragende Wissenschaftlerinnen aus der ganzen Welt an. Berlin ist bereits die Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen, aber wir wollen noch mehr Professorinnen, Dekaninnen und Rektorinnen in der Brain City sehen. Davon profitieren Lehre und Forschung und unser gesamter Innovationsstandort.“

Die insgesamt 126 an Wissenschaftlerinnen ergangenen Rufe in 2019 verteilen sich auf folgende Fächergruppen:
  • 35 in Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
  • 27 in Geisteswissenschaften
  • 17 in Mathematik und Naturwissenschaften
  • 16 in Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften
  • 13 in Kunst und Kunstwissenschaften
  • 11 in Ingenieurwissenschaften
  • 7 in Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin

An den drei großen Universitäten – Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technische Universität Berlin – und der Charité – Universitätsmedizin Berlin gingen 2019 insgesamt 44 Prozent der neu erteilten Rufe an Wissenschaftlerinnen. An den künstlerischen Hochschulen waren es 53 Prozent (2019 erfolgten nur Berufungen an der Universität der Künste Berlin und Weißensee Kunsthochschule Berlin). An den vier staatlichen Fachhochschulen waren es 50 Prozent (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Beuth Hochschule für Technik Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, und Alice Salomon Hochschule Berlin).

Erst 1908, neun Jahre nach der Promotion von Elsa Neumann, erhielten Frauen offiziell das Recht zur Immatrikulation an einer Hochschule in Berlin, zuvor waren sie als Gasthörerinnen lediglich geduldet. Der Frauenanteil unter den Studierenden lag in dieser Zeit im niedrigen einstelligen Prozentbereich. In der Gesamtbetrachtung der Studierenden Berlins heute ist das Geschlechterverhältnis weitgehend ausgeglichen, doch in Forschung und Lehre, insbesondere bei Professuren sowie in Leitungspositionen, sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. Derzeit werden vier von elf Berliner Hochschulen von Rektorinnen oder Präsidentinnen geleitet. In Berlin setzen sich Hochschulen und der Senat gemeinsam für die Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung ein. Das geschieht zum Beispiel im Rahmen der leistungsbasierten Hochschulfinanzierung, die u.a. die Erhöhung des Gesamtanteils von Frauen an besetzten Professuren auf Lebenszeit honoriert, oder mit dem Berliner Chancengleichheitsprogramm (BCP).