In Berlin zogen die Studenten mit Fackeln von der Universität über die Museumsinsel in die Oranienburger Straße. Dort warteten Lastwagen mit etwa 25.000 Büchern. Dann bewegte sich der Zug in Richtung Opernplatz. Es herrschte Volksfeststimmung: Eine Blaskapelle spielte auf, tausende Schaulustige säumten die Strecke für das gespenstische Ritual. Unter den etwa 70.000 Menschen waren Professoren in Talaren, Mitglieder von Studentenverbindungen, Verbände von SA, SS und Hitler-Jugend. Weil es an dem Abend regnete, mussten die Nazis dem Feuer mit Benzin nachhelfen.
Zur Vorbereitung wurden zwölf «Feuersprüche» verteilt, die bei der Verbrennung aufgesagt wurden. «Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung», hieß etwa die Losung, mit der Schriften der Kommunismus-Theoretiker Karl Marx und Karl Kautsky in Flammen aufgingen. Als am nächsten Morgen die Stadtreinigung antrat, blieb von den 20.000 Büchern nur Asche aus Papier übrig. Ein Jahr später standen auf «schwarzen Listen» mehr als 3000 Titel.