Veranstaltungsreihe 2016: Mythen und Legenden des Kommunismus

25 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Regime in Europa stellen sich Fragen. Was war der Marxismus-Leninismus? Bemäntelte er – vor allem in der Sowjetunion – im Innern nicht nur die Diktatur der Partei und nach außen imperiale Bestrebungen? Und war der Marxismus-Leninismus tatsächlich eine “Wissenschaft”, wie in der DDR behauptet wurde?

Vor dem Hintergrund dieser Fragen werden Ideologie und Politik der Sowjetunion und die Rolle des Marxismus-Leninismus in der DDR hinterfragt. Das gilt auch für die angebliche “antifaschistisch-demokratische Erneuerung” in der sowjetischen Besatzungszone und die Ausrufung des Aufbaus des Sozialismus auf der 2. Parteikonferenz der SED 1952.

Wieso besaßen kommunistische Ideologien Anziehungskraft auf die Studentenbewegung im Westen? Und wie ging die Kirche in der DDR mit Ideologie und Politik der SED um? Konnte es eine “Kirche im Sozialismus” geben? Auch danach ist angesichts der scheinbaren Attraktivität des Kommunismus durch mehr als 75 Jahre des 20. Jahrhunderts zu fragen.

Welche Rolle hatte die kommunistische Ideologie? Vermochte sie alle Fragen der Geschichte zu lösen? Garantierte sie tatsächlich das Glück der Menschheit? War sie gesellschaftlich und philosophisch der Höhepunkt der Entwicklung? Es soll eine Weltanschauung hinterfragt werden, die das Himmelreich auf Erden versprach und Millionen Tote hinterließ.

Bisherige Veranstaltungen

20. Januar 2016

Ideologie und Politik der Sowjetunion unter Lenin und Stalin

Die Sowjetunion beanspruchte für sich, eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Doch tatsächlich raste schon zu Lenins Zeiten der Terror. Rechtlosigkeit und Willkür wurden die Kennzeichen der “neuen Gesellschaft”. Sie diente nur als Camouflage für eine menschenverachtende Herrschaft mit Millionen Toten. Dabei setzte die Sowjetunion nach außen die imperiale Politik der Zaren fort.

Impulsreferat:
Dr. habil. Bernhard H. Bayerlein (Historiker, Köln)

Diskussion:
  • Prof. Dr. Jörg Barberowski (Historiker, Berlin)
  • Dr. habil. Bernhard H. Bayerlein
  • György Dalos (Historiker und Schriftsteller, Berlin / Budapest)

Moderation:
Dr. Jens Schöne (Historiker, Stellv. Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen)

17. Februar 2016

Der Marxismus-Leninismus (ML) als “Wissenschaft” in der DDR

In der DDR wirkte der Marxismus-Leninismus wie eine Art Staatsreligion. Konnte mit ihm “das Leben gemeistert” werden? Rechtfertigte er die Diktatur? Oder diente er mehr zur Disziplinierung von Abweichlern? War der Marxismus-Leninismus überhaupt ein geschlossenes theoretisches System? Oder wurde er nur chamäleonartig der jeweiligen politischen Situation angepasst, um Machtansprüche zu verschleiern?

Kurzvortrag:
Dr. Dietmar Bartsch (Wirtschaftswissenschaftler, Fraktionsvorsitzender der “Linken” im Bundestag)

Podium:
  • Dr. Dietmar Bartsch
  • Prof. Dr. Manfred Wilke (Soziologe)
  • Dr. Stefan Wolle (Historiker)

Moderation:
Dr. Ulrich Mählert (Historiker)

In Kooperation mit dem DDR-Museum und der Stiftung Berliner Mauer

16. März 2016

Die “antifaschistisch-demokratische Erneuerung” und die Errichtung der SED-Diktatur

Die Errichtung der SED-Diktatur in der sowjetischen Besatzungszone erfolgte zielstrebig: Entnazifizierung, Bodenreform, Verstaatlichung der Großbetriebe und die Abschaffung freier Wahlen dienten ihrer Durchsetzung. Dabei berief sich die SED auf den “Antifaschismus” und sprach von einer “demokratischen Erneuerung”. Doch die Auseinandersetzung mit der NS-Herrschaft hatte sich bald erledigt und wurde ritualisiert. Die “demokratische Erneuerung” beschränkte sich auf die Einsetzung neuer Kader im Sicherheitsbereich (Justiz, Polizei, Stasi). Alle Maßnahmen dienten der Durchsetzung der Alleinherrschaft der SED.

Kurzvortrag:
Prof. Dr. Jürgen Kocka (Historiker, Berlin)

Diskussion:
  • Prof. Dr. Dierk Hoffmann (Historiker, Berlin)
  • Prof. Dr. Jürgen Kocka
  • Prof. Dr. Rolf Steininger (Historiker, Innsbruck)

Moderation:
Dr. Jörg Morré (Historiker, Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin)

In Kooperation mit der Robert-Havemann-Gesellschaft

20. April 2016

Die 2. Parteikonferenz der SED 1952 – Stalin, die SED und die Macht

Anfang April 1952 erklärt Stalin der SED-Führung in Moskau, dass sie nun “ihren Staat” festigen solle. Denn der Westen torpediere die deutsche Einheit. Auf der 2. Parteikonferenz der SED vom 9. bis 12. Juli 1952 wird daher der “Aufbau des Sozialismus” beschlossen. Darauf beginnt die Schaffung von DDR-Streitkräften mit 300.000 Mann. An die Stelle der Länder treten Bezirke. Der Kirchenkampf wird verstärkt und der Mittelstand offen bekämpft. Die Landwirtschaft soll kollektiviert werden. Die Justiz urteilt drakonisch. Die SED beginnt einen Kampf gegen das eigene Volk. Am Ende steht der Volksaufstand vom 17. Juni 1953, den sowjetische Panzer niederwalzen.

Impulsreferat:
Dr. Torsten Diedrich (Historiker, Potsdam)

Diskussion:
  • PD Dr. Burkhard Ciesla (Historiker, Berlin)
  • Dr. Torsten Diedrich
  • Prof. Dr. Stefan Karner (Historiker, Innsbruck)
  • Dr. Falco Werkentin (Soziologe, Berlin)

Moderation:
Prof. Dr. Axel Klausmeier (Direktor der Gedenkstätte Berliner Mauer)

In Kooperation mit der Gedenkstätte Berliner Mauer

18. Mai 2016

Die Anziehungskraft kommunistischer Ideologien auf die Studentenbewegung im Westen

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre protestierten viele Studenten gegen das Beschweigen der NS-Vergangenheit, die Notstandsgesetze und den Vietnam-Krieg. Che Guevara und Ho Chi Minh wurden Vorbilder der “Bewegung”. Bald tauchten aber auch Plakate mit Lenin, Stalin und Mao auf. Schließlich konkurrierten orthodox-kommunistische, maoistische, albanientreue und trotzkistische Gruppen miteinander. Einzelne suchten den “bewaffneten Kampf” und wurden Terroristen. Die meisten machten sich auf den “Marsch durch die Institutionen”. Woher rührte die Attraktivität kommunistischer Ideologien? Welche Heilserwartungen hatten die Studenten?

Kurzvortrag:
Peter Schneider (Schriftsteller)

Diskussion:
  • Sarah Haffner (Malerin und Autorin)
  • Sven Felix Kellerhoff (Journalist (DIE WELT) und Autor)
  • Peter Schneider
  • Dr. Jochen Staadt (Politikwissenschaftler)

Moderation:
Harald Asel (Journalist (RBB-Inforadio))

In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung, der Robert-Havemann-Gesellschaft und dem RBB-Inforadio

22. Juni 2016

Die Kirche in der DDR und die Ideologie und Politik der SED

Die SED wollte die Kirche aus ideologischen Gründen als “überlebt” beseitigen. Im Kirchenkampf der 1950er Jahre trat das offen zu Tage. Später agierte das Regime mit Zuckerbrot und Peitsche. Wie reagierte darauf die Evangelische Kirche? Was waren ihre Antworten auf die Verdikte der Partei, “den Frieden zu gefährden”? Und wie konnte aus der Kirche eine neue Opposition erwachsen?

Kurzvortrag:
Prof. Dr. Richard Schröder (Theologe, Berlin)

Diskussion:
  • Prof. Axel Noack (Theologe und Kirchenhistoriker, Halle)
  • Rudi Pahnke (Generalsuperintendent i. R., Berlin)
  • Prof. Dr. Richard Schröder

Moderation:
Marion Gardei (Pfarrerin, Beauftragte für Erinnerungskultur, Berlin)

In Kooperation mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Robert-Havemann-Gesellschaft

28. September 2016

Kommunistische Geschichtswissenschaft

In der DDR bestimmte die SED auch die Geschichtswissenschaft. Nicht Fakten und deren Interpretation prägten historische Betrachtungen, sondern das Partei-Dogma von Gesetzmäßigkeiten der historischen Prozesse. Die angebliche Wissenschaftlichkeit des Marxismus-Leninismus führte gerade in der Historiographie zu Absurditäten. Gab es überhaupt eine kommunistische Geschichtswissenschaft? Wie wurde in der DDR historisch gearbeitet? Und was blieb davon nach 1989?

Kurzvortrag:
Prof. Dr. Christoph Kleßmann (Berlin)

Diskussion:
  • Prof. Dr. Eckhard Jesse (Chemnitz)
  • Prof. Dr. Christoph Kleßmann
  • Prof. Dr, Wolfgang Küttler (Berlin)
  • Prof. Dr. Bernd Stöver (Potsdam)

Moderation:
Prof. Dr. Axel Klausmeier (Berlin)

In Kooperation mit der Gedenkstätte Berliner Mauer

26. Oktober 2016

Sozialistische Jugendpolitik

Die FDJ war die einzige zugelassene Jugendorganisation in der DDR. Sie durchdrang alle Lebensbereiche – von Schule und Betrieb bis zu Freizeit und Ferien. Fackelzüge, Aufmärsche, “Jugendobjekte” und “Kampfaufträge” gehörten ebenso dazu wie Ferienlager und “Tanzvergnügen”. 1989 waren 88 Prozent der 14- bis 25-Jährigen in der DDR Mitglieder der FDJ. Sie wurde als “Kampfreserve der Partei” bezeichnet. Aber viele Jugendliche orientierten sich nicht an den Vorgaben und schon gar nicht an der SED, sondern an westlichen Lebensformen. Die FDJ sollte “den neuen Menschen” schaffen. Doch es ist sehr fraglich, ob das der sozialistischen Jugendpolitik tatsächlich gelang …

Impulsreferat:
Dr. Marc-Dietrich Ohse (Historiker, Hannover)

Diskussion:
  • Frank Ebert (Archiv der DDR-Opposition, Berlin)
  • Heiko Lietz (Pfarrer i. R., Schwerin)
  • Hans Modrow (vorletzter Ministerpräsident der DDR, Berlin)
  • Dr. Marc-Dietrich Ohse

Moderation:
Rudi Pahnke (Probst i. R., Berlin)

In Kooperation mit der Robert-Havemann-Gesellschaft

23. November 2016

Ideologie und Justiz: Die Babelsberger Konferenz

Auf der Babelsberger Konferenz sprach Walter Ulbricht 1958 vor Hunderten von Juristen aus den Universitäten und aus der Praxis. Das Referat dauerte drei Stunden, es folgte eine zehnstündige Diskussion mit zuvor abgesprochenen Beiträgen. Fortan sollte es keine juristischen Abweichungen von der vorgegebenen Linie der Partei mehr geben. Abweichler wurden ihrer Positionen enthoben und “zur Bewährung” versetzt.

Kurzvorträge:
Anlass, Verlauf und Inhalt der Babelsberger Konferenz
Prof. Dr. Hubert Rottleuthner (Rechtssoziologe, Frankfurt/Main)

Ideologische und personelle Konsequenzen der Konferenz
Prof. Dr. Wolfgang Behlert (Rechtswissenschaftler, Jena)

Diskussion:
  • Prof. Dr. Wolfgang Behlert
  • Dr. Marcus Howe (Rechtshistoriker und Richter am Sozialgericht, Berlin)
  • Prof. Dr. Hubert Rottleuthner
  • Dr. Falco Werkentin (Soziologe, Berlin)

Moderation:
Hans-Hermann Lochen (Ministerialrat im BMJ a. D., Berlin)

In Kooperation mit dem Forum Recht und Kultur im Kammergericht e. V.

7. Dezember 2016

Der Kommunismus – was bleibt von seiner Ideologie und Politik?

Vor 25 Jahren – am 26. Dezember 1991 – löste sich die Sowjetunion auf. Ideologisch war das nicht vorgesehen. Aber der Kommunismus hatte keine Antworten für die drängenden Probleme mehr. Er hinterließ nicht nur heftige ökonomische, sondern auch enorme politische Probleme. In Russland ging das Bruttosozialprodukt von 1990 bis 1996 um 40 Prozent zurück. Putin versucht, russische Weltgeltung durchzusetzen und sieht im Ende der Sowjetunion “die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts”. In China ist die Kommunistische Partei weiterhin an der Macht. So ist nach dem Fortwirken einer überwunden geglaubten Ideologie und Politik zu fragen.

Diskussion:
  • György Dalos (Historiker und Schriftsteller, Berlin)
  • Prof. Dr. Peter Steinbach (Historiker, Berlin)
  • Prof. Dr. Michael Stürmer (Historiker, Berlin)

Moderation:
Dr. Jörg Morré (Historiker, Direktor des Deutsch-Russischen Museums)

In Kooperation mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst und der Robert-Havemann-Gesellschaft