Ende des Jahres 1987 hatte sich in aller Deutlichkeit gezeigt, dass die SED-Führung keineswegs bereit war, den wachsenden Forderungen nach einer Demokratisierung der DDR zu entsprechen. Dieses Phänomen setzte sich auch 1988 fort: International standen die Zeichen auf Entspannung, im selbst ernannten “Arbeiter- und Bauernstaat” verhärteten sich die Fronten hingegen immer mehr. Zu keinem Zeitpunkt gelang es der Monopolpartei dabei, effektive Strategien zur Sicherung der eigenen Macht zu entwickeln. Im Gegenteil. Wie bisher setzte man auf Repression, Gewalt und den allgegenwärtigen Überwachungsapparat. Damit aber vertiefte sich die Kluft zwischen Herrschenden und Gesellschaft, auch wenn weiterhin nur wenige bereit waren, sich aktiv gegen die Missstände zu engagieren.
In der Veranstaltungsreihe soll aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert werden, warum die DDR des Jahres 1988 bei oberflächlicher Betrachtung noch immer einen stabilen Eindruck machte, obwohl die Probleme deutlicher als bisher sichtbar wurden und sich die allgemeine Lethargie nachhaltig verstärkte. Wie lässt sich diese Ruhe vor dem Sturm erklären? Welche Faktoren trugen dazu bei, dass nur wenige Monate später eine Friedliche Revolution die gewohnten Verhältnisse ebenso schnell wie gründlich hinwegfegen konnte? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel wichtiger Teilbereiche der Gesellschaft erörtert. Die Bedeutung der West-Medien wird in diesem Zusammenhang ebenso zur Sprache kommen wie das Spannungsfeld zwischen Opposition und Ausreisebewegung und das sich wandelnde Selbstverständnis der Kirchen.