Teilnehmende KünstlerInnen:
Horst Hoheisel, Sylvia Beck, Beate Rothensee
Gewinnerin:
Beate Rothesee „Das Leben entwerfen“
Realisierung: 2008
Das denkmalgeschützte ehemalige jüdische Lehrlingswohnheim von 1896 in der Mühlenstraße 24 in Berlin-Pankow wurde 2007 zu einer Jugendfreizeitstätte umgebaut. Die Auslobung formulierte als Ziel des Wettbewerbs „ein Kunstwerk zu realisieren, das sich mit der Architektur, der Geschichte des Ortes und der neuen Nutzung auseinandersetzt.“ Die Arbeit Das Leben entwerfen erhielt den 1. Preis und wurde im September 2008 verwirklicht. Das denkmalgeschützte ehemalige jüdische Lehrlingswohnheim von 1896 in der Mühlenstraße 24 in Berlin Pankow wurde 2007 zu einer Jugendfreizeitstätte umgebaut. Die Auslobung formulierte als Ziel des Wettbewerbs „ein Kunstwerk zu realisieren, das sich mit der Architektur, der Geschichte des Ortes und der neuen Nutzung auseinandersetzt.“ Die Arbeit Das Leben entwerfen erhielt den 1. Preis und wurde im September 2008 verwirklicht.
M24
Die Jugendfreizeitstätte Pankow empfängt die Jugendlichen nach Fertigstellung der Bauarbeiten mit eigenen neuen Räumlichkeiten. Dies soll bereits im Außenbereich öffentlichkeitswirksam signalisiert 14 / 20 werden: Die bestehende eher unscheinbare Hausnummer wurde ergänzt durch ein graffitiähnliches Logo aus Neonziffern in leuchtendem Grün: M für Mühlenstraße, 24 für die aktuelle Hausnummer. Die Farbe Maigrün wurde gewählt in Anlehnung an die Farbigkeit der jungen Bäume auf den restaurierten Wandmalereien im inneren Eingangsbereich. Die Symbolkraft dieser Farbe verweist auf Hoffnung, Frische und Jugend. Das neue Logo in der Mauerwerksnische über der Eingangstür signalisiert auch für die erweiterte Öffentlichkeit: hier ist etwas Besonderes, etwas Neues. Der Entwurf knüpft heutige Lebens- und Sehgewohnheiten an: M24 begrüßt die Besucher schon von weitem, verheißt Clubatmosphäre,
ein gewisses „cooles“ Flair und stimmt ein auf ein Treffen mit Freunden, einen fröhlichen Nachmittag oder aufregenden Abend. Das neue frische Leuchtzeichen soll Aufmerksamkeit erregen und dadurch der Jugendfreizeitstätte möglicherweise neue Besucher zuführen.
Imagine
Beim Betreten des Hauses taucht der Besucher in eine andere Welt ein: vorbei an den wunderschön restaurierten Wandmalereien, einer Reihe junger Lorbeerbäume, läuft er auf einen geheimnis- und verheißungsvoll leuchtenden Schriftzug zu. Er durchquert also die Vergangenheit, die Entstehungszeit des ehemaligen jüdischen Lehrlingsheims und wird gleichzeitig nach vorn, ins Heute gezogen. Die jungen grünen Bäume an den Wänden schaffen eine Atmosphäre der Poesie und Illusion, (elysische Gefilde), sie stehen für die Phase des Lebens, in der noch alles möglich scheint. Der Schriftzug greift die vorgefundene Gestaltung auf und spinnt inhaltlich den Faden weiter: Die jungen Bäume sind ein Symbol der Hoffnung und des Wachstums, darauf bezieht sich der Aufruf „Stell Dir vor“! Der Titel basiert auf dem berühmten Lied von John Lennon, welches die Vision einer besseren und gerechteren Welt beschrieb und als Aufruf für Frieden verstanden
wurde. Es gilt seitdem als Hymne der Friedensbewegung. In diesem Kontext wirkt der optimistische „handschriftliche“ Schriftzug wie ein Appell an die Phantasie, als Aufforderung, nach hinten zu schauen (in die Vergangenheit, die den jüdischen Lehrlingen durch den Nationalsozialismus keine Chance gab) aber auch nach vorn in die eigene Zukunft. Die strahlende Leuchtschrift taucht die dahinterliegende Wand in Licht und beschwört die Kraft der Phantasie, ermutigt zum Träumen, fordert auf zum Entwerfen eigener Bilder und Lebensentwürfe.
Drei Wünsche
Die Inschrift steht in direktem Bezug zum übergeordneten Motto: Das Leben entwerfen. Wenn man sich über seine eigenen Wünsche im Klaren ist, kann man bewußter Entscheidungen für die Zukunft treffen. Die Besucher derJugendfreizeiteinrichtung (ab zwölf Jahre) sind in einem Alter, in dem man sich noch alles wünschen darf. Das Motiv der Drei Wünsche greift also zurück auf die Märchenwelt der Kindheit (als das Wünschen noch geholfen hat) und bezieht sich formal und inhaltlich auf Imagine, auf das Utopia der Wandmalereien im Eingangsbereich sowie auf die Universalität menschlichen Begehrens. Der Schriftzug Drei Wünsche kann als Impuls zur Kommunikation wirken: In der Cafeteria begegnen sich die Mädchen und Jungen und kommen vielleicht über ihre jeweiligen Wünsche und Sehnsüchte ins Gespräch. Vielleicht wird auch klar, wie ähnlich die jeweiligen Sehnsüchte sind, oder in welchen Punkten sich Jungen- und Mädchen in ihren Träumen unterscheiden, und wie relativ und
zeitgebunden manche Wünsche sind. Das Thema der Drei Wünsche könnte auch Überlegungen darüber in Gang setzen, was sich die jüdischen Lehrlinge damals wohl gewünscht haben, und was daraus geworden sein mag. Drei Wünsche könnte damit als Bindeglied zwischen den Jugendlichen damals und heute verstanden werden.
Wie auf der obigen Abbildung zu sehen ist, fügt sich das Lichtzeichen gut in den Raum ein und verleiht – gerade auch im Zusammenhang mit den von den Jugendlichen dort ausgestellten Bildern, dem Ambiente einen ganz eigenen Charme. Auch von außen, beim Blick durchs Fenster, ist der Schriftzug noch gut zu sehen. Bei Dunkelheit ergibt sich ein verheißungsvoller Farbdreiklang, der die drei Schriftzüge harmonisch zusammenbindet (s. Frontbild).
Es gibt nichts Kostbareres als das Leben!
Le´chaim – Auf das Leben!
Hier im 2. Stock, hinter der Tür zum jetzigen Gruppenraum, befand sich früher der Betsaal des jüdischen Lehrlingsheims, der freitags und samstags gemeinsam besucht wurde. Daran knüpft der kleine Schriftzug über der Tür zum heutigen Gruppenraum an und erinnert leise an die früheren Nutzer. Die kleine geheimnisvolle Silberschrift über der Tür zum Gruppenraum wirkt wie eine leise Stimme aus dem Jenseits, beinahe wie ein Gruß der Jugendlichen von damals an „die Nachgeborenen“ – unverhofft und beiläufig. Die hebräische Schrift knüpft an die im Rahmen der Restaurierung der Wandmalereien im Erdgeschoss freigelegten hebräischen Buchstaben an. 15 / 20 Le´chaim (auf das Leben!) ist ein jüdischer Trink-, Segens- und Grußspruch, angeblich das am häufigsten gebrauchte hebräische Wort. Es gibt nichts Kostbareres als das Leben, dies soll auch durch die Wahl des Materials (echtes Silber) zum Ausdruck kommen.