Nach »Das große Heft« – dem ersten Teil der Roman-Trilogie von Agota Kristof – lässt Wenke Hardt mit ihrem Ensemble den zweiten Teil: »Der Beweis« folgen.
Im ersten Teil überlebten die Zwillinge, gespielt von Sebastian Haase und Andreas Salamon, die letzten Kriegsjahre bei ihrer Großmutter und waren dabei erwachsen geworden. Unzertrennlich, härteten sie sich durch Übungen gegen alles ab, was ihnen gefährlich werden konnte, wie Schmerz, Hunger oder Kälte. Sie lernten auch, sich gegen ihre raubeinige Großmutter durchzusetzen, die, gespielt von Veronika Nowag-Jones, sich „erfolgreich ins Langzeitgedächtnis der Zuschauer giftete“ (Tagesspiegel). Alles, was dem Wahrheitsanspruch der Zwillinge standhielt, trugen sie in ihr gemeinsames Tagebuch, ein großes Schulheft, ein.
»Der Beweis« setzt ein, wo »Das große Heft« endet. Als müssten sie nun lernen, ohne den anderen weiterzuleben, ist einer der Zwillinge, Claus, über die scheinbar unpassierbare Grenze in das andere Land gegangen. Der andere hingegen, Lucas, bleibt in dem leeren Haus der Großmutter zurück. Er führt jetzt allein das große Heft weiter.
Er schreibt von der jungen Yasmine, die er mit ihrem Sohn bei sich aufnimmt, vom Pfarrer, der unter der Diktatur seine Kirche verwaisen sieht, vom Schlaflosen, dessen Frau von der Miliz ermordet wurde, von Clara, die Bücher liebt und doch gezwungen ist, diese massenweise zu vernichten.
Und er schreibt, um den Verlust seines Bruders besser ertragen zu können. Doch niemand außer ihm scheint seinen Bruder Claus zu kennen. Das große Heft wird Lucas zum Beweis seiner eigenen Identität und zum Beweis der Existenz seines Zwillingsbruders. Lucas schreibt das Heft für seinen Bruder. Und er schreibt ums eigene Überleben.