Auch im Urlaub inklusive miteinander leben

Blick auf den Vielitzsee bei Seebeck im Ruppiner Seenland

von Ursula A. Kolbe

Der Nationalpark Eifel in Rheinland-Pfalz und eine Wegstrecke kurz und knapp: In dem südwestlich von Köln gelegenen Großschutzgebiet kann die Natur wieder in ihren angestammten Kreislauf aus Werden und Vergehen zurückfinden; eben die Natur Natur sein – das Grundanliegen aller Nationalparke. Hier leben im wahrsten Sinne des Wortes die Urwälder von morgen.

Der Nationalparkverwaltung Eifel geht es von Anbeginn darum, die entstehende Wildnis für alle erlebbar zu machen. Fest in ihrem Leitbild verankert ist damit auch das Entstehen zahlreicher barrierefreier Angebote.

Mit dem interaktiven Naturerkundungspfad „Der Wilde Weg“ wurde vor rund zwei Jahren ein Meilenstein im barrierefreien Naturerleben in der Nationalparkregion Eifel gesetzt. Und mit eben diesem „Wilden Weg“ würdigte kürzlich die Deutsche Bahn die seit mehr als zwölf Jahren kontinuierliche, ganzheitliche und sehr facettenreiche Arbeit in Sachen Barrierefreiheit mit dem 1. Preis des DB Award „Tourismus für alle“.

Den 1.500 Meter langen Naturerkundungspfad „Der Wilde Weg“ mit seinen zehn interaktiven Erlebnisstationen besuchten seit seiner Eröffnung 2014 mehr als 115.000 Gäste. Rollstuhlfahrer können bequem eine eigens umgebaute Besucherkutsche nutzen oder sich bei einer geführten Tour in Elektrorollstühlen auf festgelegten Routen von einer Waldführerin den Nationalpark erläutern lassen.

Regelmäßig gibt es Rangerführungen mit Gebärdensprachübersetzung und für Mobilitätseingeschränkte Rangertouren auf einem Rurseeschiff. Seit September lädt auch die 2.000 Quadratmeter große Nationalparkausstellung „Wildnis(t)räume“ in Vogelsang ein, die die barrierefreie Ausstellungslandschaft der fünf Nationalpark-Tore vervollständigt.

Schon im Vorfeld aller dieser Angebote wurde großer Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen und Experten mit und ohne Behinderung gelegt. Facettenreich, attraktiv und leichtverständlich für jedermann sollen so die in einem Wald-Nationalpark ablaufenden Prozesse erlebbar gemacht werden.

Der Vorsitzende von Tourismus für Alle Deutschland e. V. (NatKo) und Tourismusbeauftragter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Dr. Rüdiger Leitner, würdigte dieses überzeugende barrierefreie Konzept und die gut durchdachten Angebote, die die biologische Vielfalt des Nationalparks für alle erlebbar machen.

Als Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“ hat das Ruppiner Seenland seit vielen Jahren kontinuierlich und sehr aktiv das Thema Barrierefreiheit im Blick. Grund für die Jury, die Tourismusregion im Brandenburgischen Norden, auch Brandenburgs Blauer Norden genannt und die entlang der Oberen-Havel-Wasserstraße Berlin mit der Mecklenburgischen Seenplatte verbindet, mit vielen Angeboten am, auf und im Wasser mit dem 2. Preis des DB Award auszuzeichnen.

Über 170 Seen, 250 befahrbare Wasserstraßen und malerische Flussläufe charakterisieren eine Landschaft, die schon Theodor Fontane verzaubert hat.
Der ganzheitliche Ansatz für barrierefreie Reiseangebote im ländlichen Raum wurde in den letzten Jahren für alle Generationen weiterentwickelt.

Dr. Carmen Hildebrandt, Geschäftsführerin Erfurt Tourismus & Marketing GmbH und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“, meinte dazu: „Abwechslungsreiche Wasser- und Kulturerlebnisse machen das Ruppiner Seenland für Menschen mit und ohne Behinderung aktiv erlebbar.“

Honoriert wurde damit das komplette Angebot entlang der barrierefreien Servicekette und die Vernetzung von unterschiedlichen Leistungsträgern zum nachhaltigen Ausbau eines barrierefreien Tourismus in der ländlichen Ferienregion.
Die Region Dachauer Land, nordwestlich von München, erhielt den 3. Preis des DB Award. Sie entwickelte ein gutes ganzheitliches Konzept, das den Ausbau barrierefreier touristischer und bürgernaher Angebote verfolgt.

Annerose Hintzke, Tourismus-Expertin des Sozialverbandes VdK Deutschland, kommentierte das so: „Lobenswert sind die vielseitigen Ansätze zur Barrierefreiheit und schon erste Erfolge in den Bereichen Freizeit, Kultur und Sport. Regelrecht spannend ist das Vorhaben für das inklusive Golfspielen.“
Die Jury-Mitglieder und die DB möchten damit den Aufbruch zu barrierefreien und inklusiven Angeboten in der Region stärken. Der eingeschlagene Weg mit diesen Ansätzen soll weiter verfolgt werden.

Auf der Auszeichnungsveranstaltung in den Räumen des Bahntower am Berliner Potsdamer Platz hatte einleitend Bertold Huber, Vorstand Verkehr und Transport der Deutschen Bahn, in seiner Laudatio gewürdigt, dass dem Unternehmen daran liegt, dass Menschen mit und ohne Behinderung im Alltag und auch im Urlaub inklusiv miteinander leben, reisen und ein vielfältiges Freizeitangebot erleben können.

„Urlaub sollte für alle die schönste Zeit des Jahres sein. Wir freuen uns, dass es in Deutschland immer mehr Regionen gibt, die sich einen barrierefreien Tourismus zum Ziel gesetzt haben. Damit können alle mit der Bahn barrierefrei reisen und einen Urlaub ohne Grenzen erleben.“

Jury-Mitglieder sind Tourismus-Experten, betroffene „Experten in eigener Sache“, externe Partner und DB-Vertreter. Zusammen mit den Jury-Mitgliedern hatte Huber den drei Gewinnern das Preisgeld in Höhe von 5.000, 3.000 und 2.000 Euro überreicht.