Buddestraße

Erste Grenzmauer östlich des S-Bahnhofs Schönholz

Erste Grenzmauer östlich des S-Bahnhofs Schönholz

Mauerverlauf an der Buddestraße

Der vermutlich älteste erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer

Die Berliner Mauer hatte sich bis 1989 in mehreren Phasen aus provisorischen Anfängen zu einem hermetischen und durchgeplanten weiträumigen Grenzsicherungssystem entwickelt. Östlich des S-Bahnhofs Schönholz auf Reinickendorfer Gebiet hat ein Abschnitt einer frühen provisorischen Grenzmauer aus der 1. Hälfte der 1960er Jahre auf einem verwilderten Gelände Jahrzehnte überdauert.

Dieser Rest der frühen Berliner Mauer folgt präzise der Bezirksgrenze zwischen Pankow und Reinickendorf, gleichzeitig Staatsgrenze der DDR, die in dieser Form jedoch nur bis 1988 Bestand hatte. 1988 wurde die Grenzziehung zwischen Ost- und West-Berlin am S-Bahnhof Schönholz begradigt und einige Grundstücke mit der ehemaligen provisorischen Grenzmauer im Abseits des S-Bahnhofs gingen an West-Berlin. Vorher, wohl in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, war wenige Meter weiter östlich die Grenze durch Sicherungsanlagen der letzten Mauergeneration (“Grenzmauer 75”) erneuert und dabei ihr Verlauf zurückgesetzt, begradigt und vereinfacht worden. Die modernisierte Grenzanlage folgte also nicht mehr der verwinkelten Bezirksgrenze wie der erhalten Rest der provisorischen Grenzmauer. Dieser wurde einfach im Vorfeld der erneuerten Berliner Mauer als Abgrenzung zum S-Bahnhof Schönholz belassen.

Beim Abriss der Grenzanlagen in den 1990er Jahren wurden die modernisierten Sperrmauern beseitigt und das Mauerstück auf der nun West-Berliner Seite nicht weiter beachtet. Die provisorische Grenzmauer besteht aus älteren Ziegelmauern, die die Grundstücke der Buddestraße im rückwärtigen Bereich von den Anlagen des S- und Güterbahnhofs Schönholz abgrenzten. Es handelte sich ursprünglich um gewöhnliche Grundstückseinfriedungen, aber auch um Rückwände von Gebäuden, die vermutlich bei der Beräumung des Grenzstreifens abgerissen worden waren. Lücken wurden durch Kalksteinmauern ausgefüllt und Teile der Mauer durch Mauersteine aus Kalksandstein erhöht. Auf der Mauerkrone befinden sich noch Y-förmige Eisenprofile zur Befestigung von Stacheldraht und andere Sicherungselemente. Auf dem Grundstück findet man auch noch kleinere Schächte, wahrscheinlich auch Kabelkanäle, die zu einem verkabelten Meldenetz gehört haben könnten. Auf den inzwischen zugewachsenen Grundstücken sind weiterhin Betonreste, die von den modernisierten Grenzanlagen stammen könnten, und Reste der Bebauung aus der Zeit vor dem Mauerbau zu finden.