Nach Restaurierung: Historische Grabanlagen werden zu Freiluftkapelle und Trauer-Abschiedsraum

Mit Unterstützung und Förderung des Landesdenkmalamtes Berlin konnten auf zwei Friedhöfen an der Kreuzberger Bergmannstraße drei herausragende Grabdenkmale denkmalgerecht instand gesetzt werden. Dies ermöglicht innovative Nachnutzungen, die der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EvFBS) im April 2024 der Öffentlichkeit vorstellte.

Das Mausoleum Kunzemann auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Kreuzberg

Die Mausoleen Kunzemann und Bornhagen

Das Mausoleum Kunzemann wurde 1868 nach Plänen von Wilhelm Kunzemann für seine früh verstorbene Frau auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof II, unmittelbar an der Bergmannstraße errichtet. Der spätklassizistische Grabbau ist ein Paradebeispiel historistischer Bau- und Gestaltungskunst und gehört zu den bemerkenswertesten sepulkralen Kleinarchitekturen des 19. Jahrhunderts in Berlin und darüber hinaus.
Von außen präsentiert sich das Mausoleum Kunzemann als dorischer Tempel in Anlehnung an das Mausoleum der Königin Luise im Schlosspark Charlottenburg. Rückwärtig grenzt unmittelbar das Mausoleum der Familie Bornhagen an, das 1898 nach einem Entwurf von Louis Arndt als gotisierender Backsteinbau errichtet wurde und heute als rückwärtiger Zugang zum Mausoleum Kunzemann genutzt werden kann.
Im Inneren zeigt das Gebäude ein großzügiges Treppenhaus mit hohem Kreuzrippengewölbe und Marmorfußboden sowie eine doppelläufige Treppe mit einem Gitterlauf, der an Schinkels Gitterlauf im Eingangsbereich des Schlosses Charlottenhof in Sanssouci erinnert. Eine steile Treppe führt zur Gruft, die mit einer zweiflügligen Eisentür verschlossen wurde. Ein Sarg ist nicht erhalten. Der Hauptraum, der sich oberhalb der Eingangshalle anschließt, zeigt aufgrund schwerer Schäden und Verluste nicht mehr sein ursprüngliches Erscheinungsbild. Der Aufbau eines neuen Daches auf der Grundlage der ursprünglichen Holzkonstruktion wurde erforderlich. Originale Stuckteile konnten teilweise in den umlaufenden Fries integriert werden, gliedernde Pilaster und Kapitelle wurden in vereinfachter Form ersetzt. Der aufwendig gestaltete Marmorfußboden konnte in großen Teilen restauriert werden.

Die Grabanlage Löblich/Liebau auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Kreuzberg

Die Grabanlage Löblich/Liebau

Die monumentale Grabanlage der eng miteinander verwandten Familien Löblich und Liebau wurde 1881 im Verlauf der Nord-Süd-Hauptachse des Alten Luisenstädtischen Friedhofs angelegt und bis 1953 genutzt. Sie ist die größte Grabanlage und bildet den inszenatorischen Höhe- und Mittelpunkt des gesamten Friedhofs. Die halbrunde Säulenanlage mit toskanisch-dorischen Stilelementen ist 12 Meter breit und 7 Meter hoch. Die zentrale Bronzefigur „Trauernde“ ist um 1887 nach einem Modell von Robert Baerwald (1858 – 1896) entstanden.
Bei der grundlegenden Restaurierung der Grabanlage wurde die Kappendecke der Gruft ertüchtigt, um bis zu 50 Personen tragen zu können. Die oberirdischen Arbeiten konzentrierten sich auf die Sanierung der gesamten Architravbereiches, wofür 140 Granitwerkstücke bewegt werden mussten. Mit Hilfe einer historischen Aufnahme konnten die beiden verlorengegangenen Dreifußschalen rekonstruiert werden. Sie bilden den weithin sichtbaren oberen Abschluss der Anlage. Das restaurierte Grabgitter schließt die Anlage nach vorne hin ab.

Freiluftkapelle und Abschiedsraum für Trauernde

Am 9. April 2024 wurde die Grabanlage Löblich-Liebau von Superintendentin Dr. Silke Radosh-Hinder als Freiluftkapelle für Trauerfeiern unter freiem Himmel geweiht und mit segnenden Worten an den Friedhofsverband übergeben.
Anschließend stellten Dr. Christoph Rauhut, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes, und Tillmann Wagner, Geschäftsführer des Friedhofsverbandes, die restaurierten Mausoleen Kunzemann und Bornhagen vor. Das Mausoleum Kunzemann dient ab sofort als Trauer-Abschiedsraum „Last minutes“.

Die Friedhöfe an der Bergmannstraße

Der Luisenstädtische Friedhof am Südstern 8 ist der größte Friedhof in Kreuzberg. Seine Grabdenkmäler dokumentieren in einzigartiger Fülle die Entwicklung der Grabmalkunst im 19. und 20. Jahrhundert.
Weitere Informationen zum Friedhof finden Sie in der Denkmaldatenbank:
Denkmaldatenbank Berlin

Auch der Dreifaltigkeitsfriedhof II gehört zu dem bedeutenden Friedhofsareal an der Bergmannstraße. Weitere Informationen:
Denkmaldatenbank Berlin

Die beiden Restaurierungsprojekte wurden ermöglicht durch Fördermittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), des Landesdenkmalamtes Berlin (LDA) und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) sowie durch Eigenmittel des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte.

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Veranstaltung am 9. April
weitere Presse-/Fotos der Grabanlagen