IFA: Ein Staubsauger, der mal keinen Lärm macht

Gut besuchte TecWatch-Stände auf der IFA

von Ursula A. Kolbe

Auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm blieb Miele buchstäblich auf dem Teppich. Der breit aufgestellte Produzent von Hausgeräten wie Herden, Staubsaugern, Backöfen oder Wäschetrockner stellte ein wichtiges Messe-Highlight vor – persönlich fühlte ich mich da schon angesprochen.

Und zwar ging es um den Blizzard CX1, einen beutellosen Staubsauger. Dieser sei kraftvoll, leise und bietet überlegenen Bedienkomfort, hob Dr. Markus Miele, Geschäftsführender Gesellschafter, heraus. Vor allem bei der hygienischen Entleerung setze der Blizzard neue Maßstäbe.

Es klinge schon ein wenig paradox, sagte er bei der Präsentation, dass sich überall auf der Welt Menschen um die Feinstaubbelastung der Luft sorgten. Doch die Staubwolke beim Entleeren von „BaglessVacs“ scheine deren Nutzern wenig auszumachen. Ebenso die oft mäßige Saugleistung und den hohen Geräuschpegel herkömmlicher „Beutelloser“. Ja, der Geräuschpegel, der Rasenmäher lässt grüßen…

Diese und weitere bauartbedingten Schwächen gehören nun der Vergangenheit an, so die Botschaft. Die hohe Reinigungsleistung bei zugleich unaufdringlichem Betriebsgeräusch (!) werde durch besonders strömungsgünstige Luftführung erreicht. Eine deutliche geringere Verbreitung von Feinstaub sei dadurch sichergestellt, dass beim Blizzard nur die groben Schmutzpartikel im Behälter landen. Preis ab 319 Euro.

Nur eines von vielen Messe-Neuheiten in 2016. Denn mehr Aussteller und Innovationen denn je stimmen Handel und Industrie außerordentlich positiv. Erstmals präsentierten auf der IFA 1.823 Aussteller (+13%) auf einer vermieteten Ausstellungsfläche von 158.000 (+5%) Quadratmetern ihre neuesten Produkte.
Mit einem erwarteten Ordervolumen von 4,5 Mrd. Euro und 240.000 Besuchern endete die weltweit bedeutendste Messe für Consumer und Home Electronics. Es gab zwar einen Ausstellerrekord, doch die Besucherzahlen konnten nicht gesteigert werden. Mit 240.000 Besuchern waren 5.000 weniger als 2015 in die Messehallen gekommen.

IFA Keynotes smarter denn je

Von der smarten Küche, über das vernetzte Auto bis hin zu virtuellen Realitäten und IoT – die Persönlichkeiten der IFA Keynotes 2016 sind die Treiber der digitalen Evolution wie Revolution. BSH-Chef Dr. Karsten Ottenberg präsentierte den Küchenelf Mykie. Ein niedlicher Roboter, der bald auf dem Küchentisch stehen und gute Ratschläge geben könnte. 2017 soll er in die Küchenwirklichkeit überführt werden, um von anderen vernetzten Hausgeräten und den Menschen zu lernen.

Mit `meconnect Concierge Service‘, `Motion Seating‘, `Community-basedParking‘ und `smart readytodrop’ stellte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, das Auto als Quality Time Machine vor. Mit diesen Funktionen könne die Zeit im Auto auch zum Arbeiten genutzt werden.

Für Mark Papermaster, CTO von AMD ist Virtual Reality der logische Fortschritt einer Entwicklung, die sich vom Radio übers Fernsehen bis hin zu Computern und digitaler Vernetzung vollzogen hat. Was nun bevorstehe, sei der „Pfad zu wahrer virtueller Präsenz“.

Das Internet der Dinge (IoT) revolutioniert bereits den Alltag. Das belegte auch IBM Watson IoT Managerin Harriet Green mit zahlreichen Beispielen in ihrer Keynote. Green hatte Olli mit auf die Bühne gebracht, ein fahrerloses Auto in Kleinbusgröße mit Elektroantrieb und zwölf Sitzplätzen.

Segment Smart Home erfolgreich etabliert

Der neue Ausstellungsbereich Smart Home erfreute sich großer Beliebtheit bei Besuchern und Medien. Auf 3.000 Quadratmetern präsentierten über 40 Aussteller aus 15 Ländern ihre neuesten Produkte und Services rund um intelligente Haussteuerung, beispielsweise beim Licht, der Raumtemperatur oder Heizung, Energie-Management, Sicherheitssysteme, drahtlose Übertragungstechniken, Zugangskontrolle oder die Einbindung von Robotern.

IFA Tec Watch setzt neue Maßstäbe

Mehr als 70 Start Ups und 100 Unternehmen, Forschungsinstitute, Universitäten und Verbände zeigten während der Messetage, wohin die Reise geht: Das Zuhause der Zukunft, z. B. was sich in Forschungslaboren, in den Ideenschmieden junger Startups, Unis, Industrieorganisationen und innovativen Unternehmen zur Marktreife entwickelt.

Top-Trendthemen wie Smartes Wohnen, Virtual Reality, UHD und Startups waren dabei große Publikumsmagneten.

Neue Barrieren durch moderne Hausgeräte

Auch bei Waschmaschine, Radio oder Backofen sind Sensortasten und Touchscreens auf dem Vormarsch. Der technische Fortschritt hat jedoch seine Schattenseiten: Immer mehr Geräte der Haushalts- und Unterhaltungselektronik sind für blinde und sehbehinderte Menschen nicht bedienbar. Für sie wird die Neuanschaffung eines barrierefrei nutzbaren Elektrogerätes zum Hindernislauf.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisation e. V. (BAGSO) hatten deshalb auf der IFA eine Sonderausstellung organisiert sowie eine Fachveranstaltung zum Thema „Nutzbarkeit und Barrierefreiheit von Haushalts- und Unterhaltungselektronik.

„Früher gab es Dreh- und Druckknöpfe, Kipp- und Schiebeschalter“, sagt DBSV-Präsidentin Renate Reymann. „Die waren leicht zu finden, beim Einstellen hörte ich das Drehen und Einrasten, und dann wusste ich, ob die Waschmaschine mit 60 oder 90 Grad wäscht.“

Moderne Sensortasten, Menüs und berührungsempfindliche Flächen bzw. Touchscreens setzen dagegen allein auf den Sehsinn und sind inzwischen auch bei den Küchen- und Wohnzimmerhelfern der Mittelklasse Standard. Zu erwähnen ist hier, dass Unternehmen wie Miele, Samsung, Bosch und Siemens ihre barrierefreien Produkte präsentiert haben.

Bedenken wir: Mit dem demografischen Wandel steigt die Zahl von Menschen mit Behinderungen und dauerhaften oder zeitweiligen Einschränkungen. In Deutschland leben derzeit nach aktuellen Schätzungen etwa sieben bis zehn Millionen Menschen mit einer gravierenden Augenerkrankung und oft schwerwiegenden Folgen.

Übrigens erhält diese Thematik neue Brisanz, denn auf europäischer Ebene liegt der erste Entwurf einer Richtlinie zur Regelung der Konformität bezüglich der Barrierefreiheit von Waren und Dienstleistungen auf dem Europäischen Binnenmarkt vor. Die entsprechenden Anforderungen müssen dann von allen Herstellern umgesetzt und auch von allen Händlern beachtet werden.

Unter www.dbsv.org ist das Anforderungspapier „Sehbehinderten- und blindengerechte Gestaltung von Haushalts- und Unterhaltungselektronik zu finden.

Reif für die IFA war bereits im fünften Jahr das Motto der zweistündigen Touren für technikbegeisterte Senioren. Die Guided Tour 60+ informierte wiederum über die aktuellsten Produkte und innovativen Anwendungen der Consumer und Home Electronics: Von neuesten Fernsehern über Tablets und intelligente Hörgeräte hin zu digitalen Gesundheitsmanagern, auch smarte Rollatoren waren dabei.