Buchenwälder - groß, alt, einzigartig … kostbare Schätze!

Romantik im Buchenwald

von Ursula A. Kolbe

Weltnaturerbe Buchenwälder – zwei Worte, ein tiefer Sinn. Sie sind Teil unserer Natur, unseres Lebens.
Im Juni vor fünf Jahren, genau am 25.6.2011, hat das UNESCO-Welterbekomitee fünf Buchenwaldgebiete in Deutschland in die Liste des Welterbes aufgenommen. Damit wird das in der Slowakischen Republik und der Ukraine gelegene grenzüberschreitende Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“ um einen deutschen Teil erweitert.

Diese ausgewählten Waldgebiete der Nationalparke Hainich in Thüringen, Kellerwald-Edersee in Hessen, Jasmund und Serrahn in Mecklenburg-Vorpommern sowie der Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg repräsentieren unterschiedliche Buchenwaldtypen von der Küste bis in die Mittelgebirge.

Gemeinsam mit sechs Buchenurwaldgebieten in der Ukraine und vier in der Slowakei bilden sie nun die Weltnaturerbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“.
Deutschland liegt ja im Kernareal des Europäischen Buchenwaldes. Und nur in Europa kommen Rotbuchenwälder vor, die die ursprüngliche natürliche Vegetation Deutschlands bilden.

Hierzulande sind heute nur noch auf weniger als fünf Prozent der Landesfläche Buchenwälder zu finden. In diesen alten zusammenhängenden Buchenwaldgebieten kommen mehr als 10.000 Pflanzen-, Tier- und Pilzarten vor. Kostbare Schätze, die es heute und für kommende Generationen zu schützen gilt.
Auf einem Festakt jüngst in der Hessischen Landesvertretung in Berlin wurde die Einschreibung der Alten Buchenwälder Deutschlands in die Welterbeliste als ein großer Tag für den Naturschutz und Meilenstein für den Erhalt der letzten ungenutzten Buchenurwälder in ganz Europa gewürdigt.

Diese Bestände in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zu schützen, um sie als Lebensressourcen auch für künftige Generationen zu erhalten, stellte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, in ihrem Festvortrag als wichtigen Schwerpunkt heraus.

„Die Buchenwälder sind ein Ökosystem, welches einst das Erscheinungsbild des gesamten europäischen Kontinents geprägt hat. Auch Deutschland würde ohne Einfluss des Menschen heute zu zwei Dritteln von Buchenwäldern bedeckt sein“, betonte sie.

Sie wies darauf hin, dass durch die gemeinsame Arbeit am Welterbe der Gedanke der Völkerverständigung eine ganz andere Dimension erhalte. Er eine Menschen gleich welcher Nation und unabhängig von politischen Verhältnissen.
Prof. Dr. Metze-Mangold wandte sich an die Festgäste, weiterhin kraftvoll für das gemeinsame Ziel der friedlichen Koexistenz zu wirken, um den Taliban, überhaupt allen Terroristen die Stirn zu bieten.

Auch die gemeinsamen Aktivitäten zur Eindämmung des Klimawandels sollten ihrer Meinung nach verstärkt werden, ansonsten gingen viele Welterbestätten aufgrund steigender Meeresspiegel buchstäblich unter, wie z. B. in Cartagena, Kolumbien.

So verwiesen auch Prof. Fedir Hamor und Vasyl Pokynchereda aus dem Biosphärenreservat der Karpaten in der Ukraine auf die sehr gute Zusammenarbeit mit der Ukraine und der Slowakischen Republik und den dortigen „Buchenurwäldern der Karpaten“, Welterbe seit 2007. Dieses Zusammenwirken soll nun in erweitertem Sinne fortgesetzt werden.

Als dann der Dokumentarfilm „UNESCO-Welterbe Alte Buchenwälder Deutschlands“ über die Leinwand flimmerte, zog er die Anwesenden voll in seinen Bann. Musik, eindringliche Worte, während die Bilder vorbeiziehen: „In Europa verwurzelt, groß, alt, stark, einzigartig… Ein Wunder der Natur, Lebensraum, Zufluchtsort…

Buchenwälder haben viele Facetten. Sie sind Orte der Stille, des Innehaltens, der Inspiration. Sie sind Heimat, Nahrungsquelle, Spielplatz….sind Orte voller Leben, Orte des Kräftemessens, des Schutzes, des Rückzuges. Sie stecken voller Überraschungen…

Die Lebensgeschichte der Buchenwälder erstreckt sich über drei Jahrhunderte. Ihre Ästhetik ist einzigartig. Schützen bedeutet zulassen, das Wachsen und Werden sich selbst überlassen. Der Natur ihren Frieden gewähren, ihren eigenen Rhythmus respektieren.“

Dieses Werk des Teams junger Filmemacher um Janis Klinkenberg von FairFilmProduktions GbR war in der Tat beeindruckend (Ich habe mir ihn noch mehrmals angesehen und war immer wieder fasziniert). (siehe www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de).

In wochenlanger Arbeit haben diese jungen Kreativen – Holger Weber (Mitgründer von FairFilm und Produzent), David Lohmüller (Mitgründer und Fotograf), Simon Straetker (22 Jahre, Mitgründer) und Janis Klinkenberg, dem 19jährigen Projektkoordinator für diesen Film sowie Kirsten König (Texte) und Joshua Nichell (Kameramann) – unglaubliche Nahaufnahmen im Jasmund, Serrahn, Grumsin, Hainich und Kellerwald eingefangen.

Ihnen ist es gelungen, Emotionen zu wecken, Herz und Seele, Neugier auf die Natur und ihr Innenleben zu wecken. Dieser Film „UNESCO-Welterbe alte Buchenwälder Deutschlands“ sowie weitere Infos unter www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de; www.weltnaturerbe-buchenwaelder.eu und in allen App-Stores kostenlos.

Auch dieser Fakt sei noch erwähnt: Am 1. Februar des Jahres wurde unter der Koordinierung Österreichs eine zweite Erweiterungsnominierung der bestehenden Welterbestätte bei der UNESCO eingereicht. Diese bestehen aus 31 Teilgebieten, von denen ein Großteil in zehn weiteren europäischen Staaten liegt. Die Idee einer UNESCO-Welterbestätte „Europäische Buchenwälder“ nimmt Gestalt an.

Grumsin: Festakt in der Stülerkirche und Waldwanderung

Auch in der Region Grumsin wurde an das Jubiläum eines der bedeutendsten Naturschutzprojekte erinnert: Als Brandenburger Teilgebiet steht der Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin seit dem 25. Juni 2011 auf der UNESCO-Liste des globalen Naturerbes.

Dieses Jubiläum begingen die Bürger um den Grumsiner Buchenwald mit einem Festakt in der Stülerkirche in Altkünkendorf und einer Waldwanderung. Dabei war Höhepunkt die Einweihung des „Kunstorts Buchenwald“ mit der von der Künstlerin Gaby Schulze geschaffenen Feldsteinskulptur „Quiz“ am westlichen Rand des Gebietes.

Der Buchenwald Grumsin im Bereich der Endmoränen des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin repräsentiert den basenreichen Tiefland-Buchenwaldtyp der Region der „Mitteleuropäischen Buchenwälder“. Es handelt sich um den Idealtyp einer naturjungen Endmoränenlandschaft mit starkem Relief und großer Vielfalt eingelagerter Erlenbrüche, Waldmoore und Seen.

In den letzten fünf Jahren hat sich in den Gemeinden rings um den Grumsin viel getan. Touristische Begleit- und Leiteinrichtungen entstanden. Spezielle Wanderwege wurden entwickelt und ausgeschildert. Für viele Einwohner ist der weitere Ausbau der touristischen Infrastrukturwichtig, um die derzeit rund 7.000 Besucher im Jahr zu informieren, Service zu bieten und ebenso für einen wirkungsvollen Schutz des wertvollen Erbes zu sorgen.

Rund um die Zugänge zum Weltnaturerbe gibt es drei Infostellen bzw. –zentren: Die Blumberger Mühle bei Angermünde, den Infopunkt mit Ausstellung in Altkünkendorf und im Süden die Dampfmühle mit Ausstellung in Groß Ziethen. Alle drei vermitteln Natur- und Landschaftsführer, bieten auch selbst Führungen an.