Max Maria von Weber – Komponistensohn, Eisenbahningenieur und Schriftsteller

Bildnis des Max Maria von Weber

von Tristan Micke

Als Schöpfer der deutschen romantischen Oper gehört Carl Maria von Weber zu den großen Komponisten. Neben seinen Opern “Freischütz”, “Euryante”, und “Oberon” schrieb er auch Sinfonien, Messen, Klavier- und Kammermusik. In Dresden war er Opernkapellmeister.

Weniger bekannt ist dagegen sein Sohn, Max Maria von Weber, ein Ingenieur, der sich auf dem Gebiet der damals noch jungen Eisenbahn verdient gemacht hat. Trotzdem wird er selbst in der einschlägigen Eisenbahnliteratur nur selten erwähnt. Zu Unrecht, wie ich meine.

Geboren wurde Christian Philipp Max Maria von Weber am 25. April 1822 in Dresden. Gestorben ist er am 18. April 1881 in Berlin. Seine Mutter Caroline war eine damals bekannte Sängerin. Max Maria war erst 4 Jahre alt, als der Vater starb. Sein Vormund wurde Martin Hinrich Lichtenstein, ein Naturforscher und Afrikareisender, der es verstand, in dem Jungen die Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik zu wecken.

Nach dem Besuch einer privaten Lehranstalt verbrachte Weber seine Schul- und Studienjahre an der Technischen Bildungsanstalt in Dresden und an der Universität Berlin. Er hatte sich für den Maschinenbau entschieden. Als Sohn des großen Komponisten waren ihm die Studiengebühren erlassen worden. Nebenbei arbeitete er ab 1837 als “Freilehrling” im Zeichensaal der “Borsigschen Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei” in Berlin, die damals noch am Oranienburger Tor ansässig war.

Borig produzierte für das Bauwesen, die Wasserwirtschaft, die preußische Marine und später auch besonders für das Eisenbahnwesen. Weber konnte in der Firma alle Abteilungen durchlaufen und sich ausbilden lassen. 1841 wurde bei Borsig die erste preußische Dampflokomotive gebaut. Die Lokomotiven faszinierten Max Maria von Weber besonders.

Nach dem Studium absolvierte er die Ausbildung auf Lokomotiven der Strecke Berlin – Jüterbog und legte die Prüfung als Lokomotivführer ab. Er fuhr ein Jahr lang als Lokführer und arbeitete danach in Werkstätten verschiedener Eisenbahngesellschaften. Mehrere Studienreisen führten ihn ins Ausland, u. a. nach Schottland und England, dem Ursprungsland der Eisenbahn. Hier traf er mit dem Erfinder der Dampflokomotive, George Stephenson, zusammen. 1846 wurde Weber technischer Leiter der Chemnitz – Riesaer Eisenbahn und später leitete er die Erzgebirgische Eisenbahn.

1848 heiratete Weber in Dresden Katharina Huberta Kramer. Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. 1849 wurde er Mitglied einer Dresdner Freimaurerloge.

1852 trat Max Maria von Weber als Finanzrat in den sächsischen Staatsdienst ein, wo er am Aufbau des Telegrafenwesens beteiligt war. Er wurde technisches Direktionsmitglied, Staatseisenbahndirektor und Regierungsrat in Dresden. Weber trat für ein einheitliches Staats-Eisenbahnwesen ein, welches er für dringend notwendig hielt (wird heute mit der Privatisierung von Bahnen wieder rückgängig gemacht).

1870 folgte er dem Ruf nach Wien und war dort bis 1878 als Österreichisch-Ungarischer Hofrat tätig. In Wien starben 1874 seine Ehefrau Katharina und 1878 Tochter Karoline Maria. Im gleichen Jahr bekam Weber eine Anstellung als Regierungsrat in Preußen, was einen Umzug nach Berlin erforderlich machte, wo er zusammen mit seiner Tochter Marie wohnte. Max Maria von Weber starb wenige Tage vor Vollendung seines 59. Lebensjahres während eines Spazierganges in Berlin an Herzversagen. Beerdigt wurde er in der Familiengrabstätte auf dem Alten katholischen Friedhof in Dresden-Friedrichstadt.

Seine praxisnahe Ausbildung ließ Max Maria von Weber schon früh die Probleme und Gefahren des Eisenbahnbetriebs sowie die Sorgen und Nöte der Eisenbahner erkennen. Bei seinen Untergebenen gelangte er zu hoher Achtung und Wertschätzung. Die Sicherheit des Eisenbahnverkehrs lag Weber besonders am Herzen.

So sorgte er für die Einführung von Geschwindigkeitsmessern auf den Lokomotiven sowie für die Überdachung der damals noch offenen Lokführerstände, führte Bahnschranken ein und ließ die erste schmiedeeiserne Straßenbrücke sowie eine Schienenbiegemaschine bauen. Er projektierte Bahnhöfe – nach wie man heute sagen würde – logistischen Abläufen. Die roten Mützen der Aufsichtsbeamten gehen auf einen Vorschlag Webers zurück. Sie wurden deshalb auch als Weber-Mützen bezeichnet. Weber hatte sich zu einem anerkannten Eisenbahnexperten entwickelt.

Max Maria von Weber betätigte sich auch als Schriftsteller, was ihm die Bezeichnung Dichter-Ingenieur einbrachte. Er schrieb populär, erklärte technische Abläufe und befasste sich mit dem Selbstmord auf Eisenbahngleisen. Er war Verfasser von Eisenbahn-Novellen, Reiseberichten, Gedichten, Romanzen und setzte sich mit Aufsätzen für die Förderung des Tierschutzes ein.

Sein Buch “Die Schule des Eisenbahnwesens” diente mehreren Generationen von Eisenbahnern als Lehrbuch. In den Jahren 1864 bis 1866 erschienen die drei Bände der von ihm verfassten romanhaften Biografie seines Vaters. Heute sind Max Maria von Webers Werke fast ausnahmslos vergessen.