2015 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Eine Grafik, die die Temperaturentwicklung darstellt

von Tristan Micke

Das Jahr 2015 war durchschnittlich 0,9° C wärmer als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Es war damit global gesehen das wärmste Jahr seit 1880, als die Temperaturaufzeichnungen begannen und lag 0,14 bis 0,16° C über dem bisherigen Rekordjahr 2014.

Die letzten 15 Jahre zählten zu den wärmsten überhaupt. Die zehn wärmsten Jahre sind alle seit 1998 aufgetreten, acht davon seit 2005. Es gebe natürlich Klimaschwankungen, doch der Trend der Durchschnittstemperaturen gehe eindeutig nach oben, sind sich die Klimaexperten einig.

Die amerikanische Behörde für Wetter- und Meeresforschung (NOAA) teilte mit, dass der Dezember 2015 der wärmste seit Messbeginn war und bei weiteren neun Monaten des Jahres ebenfalls Rekordtemperaturen erreicht wurden.

Als Gründe für die Rekordtemperaturen werden von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der ungebremste Ausstoß der von Menschen erzeugten Treibhausgase (vor allem Kohlendioxid und Methan) sowie das Wetterphänomen El Nino, bei dem warmes Pazifikwasser aufströmt, die Luft erwärmt und so für Wetterturbulenzen sorgt, genannt.

Der Pazifik gibt dabei mehr Wärme ab, als er aufnimmt. Der pazifische Ozean hatte viel Wärme aufgenommen und gespeichert, die er jetzt wieder an die Umgebung abgibt, so Prof. Levermann vom Potsdam-Institut für Klimaforschung. Die Weltmeere wirken wie gigantische Wärmespeicher. Sie nehmen 90 % der Wärme auf, der Rest der Wärme gelangt in die Atmosphäre.

Besonders warm war es in Teilen von Europa, in Australien und in Nordamerika. Außerdem wurden weltweit extreme Wetterphänomene beobachtet. Dazu gehörten schwere Regenfälle in Teilen Südamerikas, in Nordafrika und in China. 75 Millionen Menschen waren davon betroffen. Anderswo kam es zu Dürreperioden und zu Tropenstürmen.

Die Forscher geben an, dass es in der Vergangenheit ähnlich starke El Ninos gab, ohne dass sich die Luft so stark erwärmt habe wie im letzten Jahr. Sie werten das als klares Zeichen für den zunehmenden Einfluss der Menschen auf das Klima, wobei eine weitere Erwärmung des Klimas nicht mehr zu verhindern sei, da die Menschheit bereits 2000 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO²) ausgestoßen hat, deren Einfluss auf das Klima sich noch nicht voll entfaltet habe.

3200 Milliarden Tonnen CO² reichten aus, um die Atmosphäre mit großer Wahrscheinlichkeit um durchschnittlich 2° C zu erwärmen. Diese Zwei-Grad-Grenze halten viele Wissenschaftler für die maximal erträgliche Schwelle. Machen wir weiter wie bisher, dürfte die Grenze in 30 Jahren erreicht sein.

Mit der Klimaerwärmung geht auch das Abschmelzen der Gletscher und der Polkappen einher. Die Mehrzahl aller Gletscher hat in den letzten Jahrzehnten stark an Masse und Fläche verloren. Die Alpengletscher schrumpften in den letzten 150 Jahren um ein Drittel ihrer Fläche.

Zu beobachten ist auch das Abschmelzen des Eises in polaren Gebieten, was in Verbindung mit der thermischen Ausdehnung des Wassers zu einem globalen Anstieg des Meeresspiegels um mehr als 3 Millimeter pro Jahr führt. Seit 1901 ist der Meeresspiegel global um 20 Zentimeter gestiegen. Dadurch werden die Küstenbereiche der Weltmeere bedroht und es verschwindet allmählich bewohnbares Land.

Würde die durchschnittliche Klimaerwärmung 4° C erreichen, könnten weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen davon betroffen sein. Bei 2° C durchschnittlicher Klimaerwärmung wären es immer noch 130 Millionen Menschen, so eine Studie.

Laut NOAA hat sich seit 1970 die bodennahe Luft im globalen Durchschnitt um 0,17° C pro Jahrzehnt erhöht. Auch Deutschland erlebte 2015 einen Temperaturrekord: In Kitzingen bei Würzburg wurden am 5. Juli und am 7. August 40,3° C gemessen. Bislang lag der deutsche Rekord bei 40,2° C.

In großen Teilen Deutschlands war es außerdem zu trocken gewesen, was die Ernte beeinträchtigte. Das passt in das Bild, wie künftig die Sommer in Deutschland aussehen könnten, denn in den vergangenen 50 bis 60 Jahren haben die Mittelwerte von Anzahl und Dauer der jährlichen Hitzeperioden allmählich zugenommen. Auch in Österreich und in der Schweiz war es 2015 ungewöhnlich warm.

Im Kampf gegen die Erderwärmung hatte sich die Weltgemeinschaft im Dezember 2015 auf ein weitreichendes Klimaschutzabkommen geeinigt. Die Vereinbarung von Paris sieht vor, die durchschnittliche Erderwärmung auf 1,5 bis 2,0° C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Erstmals sagten alle 195 beteiligten Staaten zu, eigene Beiträge im Kampf gegen den Klimawandel einzubringen.

Die Fortschritte bei der Umsetzung sollen alle fünf Jahre überprüft werden.
“Deshalb war es so wichtig, dass mit dem Klimavertrag von Paris die Warnungen der Wissenschaft aufgegriffen wurden. Nun kommt es aber darauf an, auch konsequent zu Handeln. Auch Deutschland sollte als Klimapionier die Umsetzung noch systematischer angehen und das Ende der fossilen Ära (Anm.: Verbrennung von Kohle, Öl und Gas) herbeiführen.” So der Klima-Experte Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

WMO-Generalsekretär Michel Jarraud mahnte: “Ja, es ist noch möglich, das Zwei-Grad-Ziel zu halten, aber je länger wir warten, umso schwieriger wird es.”