Traditionsbewusst in die Moderne: Dresdner Kreuzchor

Der "Canalettoblick" mit Kreuzchor

von Ursula A. Kolbe

„In der Welt zu Gast – in Dresden zu Hause“ – Credo des berühmten Dresdner Kreuzchores und Verpflichtung ganz besonders jetzt, im Jahr seines 800-jährigen Bestehens. Als prominenteste Vertreter der Stadt stellen sich die rund 150 Kruzianer im Alter zwischen neun und 18 Jahren auch in diesem Festjahr mit über 300 Konzerten vor, sorgen im In- wie im Ausland jedes Mal für Begeisterung.

Ob in Japan oder Korea, Israel, Kanada, Lateinamerika, die Vereinigten Staaten. Renommierte Opernhäuser engagieren Kruzianer, die in Inszenierungen wie „Tosca“ und „Zauberflöte“ als Knabensolisten auftreten. Ihr Repertoire reicht von den frühbarocken Werken Heinrich Schütz‘ über Johann Sebastian Bach und die Chormusik des 19. Jahrhunderts bis zur Moderne.

Seit über 60 Jahren hat der Kreuzchor über 800 Tonaufnahmen für angesehene Schallplattenfirmen wie Deutsche Grammophon, Teldec, Capriccio und Ben Classics aus nahezu allen Epochen der Musikgeschichte eingesungen.
Zu Recht hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert beim Festakt zu diesem Jubiläum in der Semperoper als Festredner mit Blick auf die aktuelle Lage hervorgehoben, dass es derzeit nicht nur Grund zum Feiern gebe.

Er warb zugleich dafür, jetzt nicht abseits zu stehen: „Wenn die Mehrheit zu leise ist, wird die Minderheit zu laut. Wenn die Mehrheit schweigt, dröhnt die Minderheit.“ Sein Respekt gelte gerade aus Anlass des Jubiläums all denen, die ihre Stimme erheben.

Und Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich hatte wohl Recht, wenn er auf die Bedeutung eines solchen Botschafters wie des Kreuzchores für Weltoffenheit und seine internationale Ausstrahlung verwies. „Der Klang des Chores begeistert und berührt Menschen in aller Welt.“

Seit 1997 wacht Roderich Kreile als 28. Kreuzkantor nach der Reformation über die kirchenmusikalischen Aufführungen sowie die Konzerte und Tourneen. Sein Selbstverständnis: Unabhängig von der Weltanschauung sind wir für alle Dresdner da, auch für die, die den Weg nicht in die Kirche finden. Auftritte im Fußballstadion beispielsweise gehören ebenso dazu. Es geht um Menschlichkeit und Weltoffenheit.

800 Jahre Kreuzchor mit einer wechselvollen Geschichte seiner „Heimstätten“: Das heutige evangelische Kreuzgymnasium wurde einst im 13. Jahrhundert als Lateinschule für die Sänger der „capella sanctae crusis“ gegründet. Sie verdankt ihren Namen dem in ihr aufbewahrten Splitter vom Kreuz Christi; war namengebend auch für die aus der Kapelle erwachsene Kirche – die heutige Kreuzkirche.

Der Tradition liturgischer Knabengesänge folgen die Kruzianer bis heute. Sie gestalten die Musica sacra bei den Gottesdiensten und Vespern in der Kreuzkirche. Als älteste und auch heute von der Stadt getragene künstlerische Institution ist der Chor ein unverzichtbarer Teil ihrer Identität.

Das Kreuzgymnasium übrigens befindet sich im Gegensatz zum Chor in freier Trägerschaft. Alle Kruzianer ab der 5. Klasse sind Schüler der „schola crusis“, aber auch Nichtkruzianer und Konfessionslose werden hier unterrichtet.

Jetzt im Jubiläumsjahr steht das öffentliche Auftreten der Kruzianer natürlich besonders im Fokus. Nach der Festwoche mit Kreuzkirche und Kreuzgymnasium, die im April stattgefunden hat, sind weitere Höhepunkte im Sommer eine Festivaltournee in Deutschland und im September Auftritte beim Internationalen Bachfest in Dresden.

Zu den Highlights gehört zweifellos das alljährliche Weihnachtsoratorium, das der Knabenchor am dritten Adventswochenende (9.-11. Dezember) in der Kreuzkirche mit 3.000 Sitzplätzen aufführt.

Dresden – weltoffen und tolerant

Kürzlich auf der ITB, ob Oberbürgermeiste Dirk Hilbert, die Geschäftsführerin der Dresden Marketing, Dr. Bettina Bunge, und weitere Repräsentanten, sie alle bekräftigten den Ruf der Elbmetropole als bunte, weltoffene Stadt mit einer toleranten, gastfreundlichen Bevölkerung, gegen Pegida und Fremdenfeindlichkeit, stellten die neuen touristischen Höhepunkte 2016 vor.

Große Geschichte lässt sich nicht klein reden. So feiert am 8. Juli die älteste und größte Raddampferflotte der Welt ihren 180. Geburtstag. Die alljährliche Flottenparade am 1. Mai mit dem charakteristischen Tuten der Dampfpfeifen hat die neue Saison eingeläutet.

In neu gestalteter barocker Inszenierung können seit nunmehr zehn Jahren Schätze wie der „Kirschkern mit den 185 Gesichtern“ im Historischen Grünen Gewölbe bestaunt werden. Der Name entstand übrigens der erstmaligen Erwähnung des grün gestrichenen Tresorraums im Erdgeschoss des Residenzschlosses aus dem Jahr 1572. Dafür Zeitticket nötig; das Neue Grüne Gewölbe mit Residenzschloss: www.skd.museum.

Weltoffene Stadt der Kreative, wie das Urban-Festival LackStreicheKleber vom 23. Juli bis 7. August; 39. Dresdner Musikfestspiele vom 5. Mai bis 5. Juni; das Internationale Salsa-Festival im Ball-und Brauhaus Watzke vom 27. -29. Mai; Internationales Dixieland-Festival vom 15. – 22. Mai; 16. Jazz-Tage Dresden vom 4. – 13. November.

Der 582. Striezelmarkt findet vom 24.11. – 24.12.2016 statt. Am 31. Dezember feiern dann traditionell etwa 20.000 Besucher vor der Kulisse der Semperoper und dem Dresdner Zwinger auf dem Theaterplatz ins neue Jahr. Ja, Musik, Kultur verbindet – völkerumfassend und weltoffen!

Und wie sagte Dr. Bunge: „Die großen Jubiläen des Jahres, die historisch gewachsene Festkultur und nicht zuletzt die Positionierung der Landeshauptstadt für Weltoffenheit und Toleranz sind Anlass für das Motto der touristischen Jahreskampagne ‚Dresden. Gemeinsam feiern‘. Sie zeigt mit ihren Geschichten, Personen und Reiseanlässen, dass nur mit den Bürgern und Gästen gemeinsam unsere schöne Stadt mit großer Geschichte für Menschen aus aller Welt attraktiv ist.“