Das kleinblütige Weidenröschen

Ein Zweig des Weidenröschens

von Brigitte Foerster

Im letzten Jahr verlebten wir unseren Urlaub wieder einmal in Heviz/Ungarn. Als wir dort eintrafen, schien die Sonne und dies konstant 14 Tage. Das war für uns passend, insbesondere für den täglichen Aufenthalt im Heilsee.

Nach dem Baden und dem Mittagessen wurde stets eine Ruhepause eingelegt.
Danach schloss sich der Stadtbummel an, die vielen kleinen Läden mit ihren Raritäten und Gebrauchsartikeln hatten mich in ihren Bann gezogen. Auch das Eisangebot ist umwerfend, diese Vielfalt habe ich noch nirgends gesehen.
Überall drängelten sich die Menschen, nahmen alles in Augenschein. So hörte ich immer wieder die unterschiedlichsten Sprachen, schließlich hat Heviz Gäste unterschiedlicher Nationalitäten.

Unser Weg führte uns weiter zu einem Weinrestaurant. Prima, die Sitzplätze waren im Freien. Mein Mann und ich suchten uns einen Tisch unter einem Sonnenschirm.
Ich hörte: „Nehmen sie doch hier Platz.“ Es war ein Ehepaar in unserem Alter, ja, auch schon über 70 Jahre, so schätzte ich.

Mein Mann holte sogleich den Rotwein, er war köstlich. Ich sagte natürlich: „ Zum Wohl“, wir stießen mit unseren Gläsern an und kamen ins Gespräch. Sie kamen aus Österreich, aus Graz. Wir sprachen über vieles, aber auch darüber, dass sie ganz begeisterte Heviz-Besucher sind, sie kommen jedes Jahr 2-3-mal hierher. Die Dame erzählte mir, daß sie auch einen großen Garten haben und deshalb nur bestimmte Urlaubszeiten wählten.

Aus einem ganz bestimmten Grund fragte ich sie, ob sie denn auch Kräuter anbaut. Sie berichtete natürlich ganz ausführlich darüber. Da war jetzt meine Frage, ob denn auch das kleinblütige Weidenröschen darunter sei. Das verneinte Sie. Dabei sah ich meinen Mann an, und er nickte.

Ich hatte nämlich beobachtet, dass ihr Mann ca. alle 30 Min. die Toilette aufsuchte.
Mein Mann erzählte, dass bei ihm vor zig Jahren vom Urologen ein Tastbefund festgestellt wurde und der Urologe ihm das Medikament „Prostagutt“ verschrieb. Doch diese Flüssigkeit schmeckte schauderhaft! Da lasen wir beim Besuch meiner Mutter im Buch „Heilkräuter aus dem Garten Gottes“ über das kleinblütige Weidenröschen und seiner Heilkraft bei Prostata-Vergrößerungen, denn diese haben das häufige Wasserlassen zur Folge.

Das Ehepaar hatte ganz interessiert zugehört, und die Frau fragte sogleich nach der Anwendung. Mein Mann erzählte weiter, dass dieses Heilkraut in der Apotheke der damaligen DDR nicht erhältlich war und in Westberlin von uns nicht erworben werden konnte.

Als wir den Garten meiner Mutter besuchten, haben wir es beim Arbeiten entdecken können. Wir stellten fest, dass es auch in unserem Garten wächst. So stand der sofortigen Teebereitung nichts mehr im Wege. Mein Mann erzählte den beiden, dass er schon nach der dritten Tasse eine Erleichterung verspürte.

Sein nächster Besuch beim Urologen nach 6 Monaten fiel wie folgt aus: „Kein Tastbefund mehr! Hat doch gut geholfen das Prostagutt.“ „Nein, das habe ich nicht genommen!“ „So? Was dann?“ „Den Tee vom kleinblütigen Weidenröschen.“ Darauf meinte mein Urologe: „Ja, das kann man auch machen.“

Meine Nachbarin holte sogleich einen Kugelschreiber hervor und ihr Mann Schreibpapier von der Theke. Ich schrieb ihr alles auf, sie bedankten sich sehr. Sie hatten sich zu dieser Angelegenheit zwar nicht geäußert, doch, wir wussten was Sache war.

Noch eine ganze Weile saßen wir zusammen, tranken den Rotwein und plauderten.
Unsere Verabschiedung fiel so herzlich aus, als wenn wir uns schon lange gekannt hätten. Zum Abschluss sagte ich: „Wir fahren morgen nach Hause, vielleicht aber sehen wir uns hier wieder, im nächsten Jahr, um die gleiche Zeit.“