Schon vor Baubeginn stand fest, dass die Unterringtribüne in Ortbetonkonstruktion auf wirtschaftlich tragbarer Weise nicht sanierbar war – nicht zuletzt, weil sie nur in der westlichen Hälfte durch die sogenannten Katakomben unterkellert, in der Osthälfte jedoch vollständig mit Sand verfüllt war. Hinzu kam die inzwischen politisch abgesegnete Tieferlegung der Sportfläche um 2,65 Meter um den Gewinn von zwei Zuschauerreihen mit etwa 1600 Sitzplätzen. Der Unterring wurde schrittweise durch einen Neubau aus Betonfertigteilen ersetzt, der mit einer steileren und erweiterten Stufengeometrie ausgeführt wurde.
Auf diese Weise rückte die Tribünenanlage optisch an das eigentliche Fußballspielfeld heran und erzielte eine Wirkung wie im “Kessel” eines reinen Fußballstadions bei gleichzeitiger Verbesserung der Sichtlinien im unteren Bereich. Hinsichtlich des Anschlusses der um eine neunte Startposition ergänzten Laufbahn an den Unterring wurde eine aus denkmalpflegerischer Sicht befürwortete Grabenlösung realisiert, die die ursprünglich bestehende Zäsur durch den sogenannten Reportergraben wiederherstellte – eine Lösung, die auch in sportfunktionaler Hinsicht aus Sicherheitsaspekten favorisiert worden war.
Durch die veränderte Stufengeometrie und die zusätzlichen Sitzreihen des Unterrings wurden im Bereich von Ehrentribüne und Marathontreppe Anpassungen erforderlich, die nur in sorgfältigster Detailabstimmung umgesetzt werden konnten. Im Bereich der Ehrentribüne, die ja nun im Unterring einen vollständigen Neubau darstellte, musste von der Denkmalpflege ein vollständiger Ausbau mit zwei zusätzlichen Logenebenen hingenommen werden. Zweifellos störend für das linear strukturierte Gesamtbild der Tribüne sind auch die “Kämme” des neuen Fluchtwegsystems. Selbst diese Lösung konnte nur über den Bestandsschutz erreicht werden, da andernfalls im Unterring Mundlöcher, Fluchttunnel und Treppenhaustürme erforderlich geworden wären. Die ursprüngliche Befürchtung, dass sich die Absenkung und die damit verbundene veränderte Geometrie der Tribünenanlage als negativ für die Gestaltung des Stadioninnenraumes erweisen würden, hat sich hingegen nicht bestätigt.
Die Stahlbetonkonstruktion der Oberringtribüne blieb erhalten; auch hier wurden allerdings in Veränderung der ursprünglichen Planung gegen das entschiedene denkmalfachliche Votum die Betonfertigbauelemente der eigentlichen Tribünenanlage schließlich doch gegen neue Winkelstufen in Fertigteilbauweise ausgetauscht. Nur die letzten acht oberen Reihen, die 1936 in Ortbeton ausgeführt worden waren, durch eine Schlämme als Karbonatisierungsschutz vergleichsweise geringe Schäden aufwiesen und zudem der Aussteifung der Gesamtkonstruktion dienten, konnten erhalten bleiben.
Die neue Tribünenüberdachung, die die für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 errichtete Teilüberdachung ablöste, sollte nach dem Willen des Entwurfsverfassers “die vorhandenen architektonischen Qualitäten des Bestands durch ein ebenso hochwertiges Element der Dachkonstruktion ergänzen. Das neue Dach setzt sich durch seine feingliedrige Konstruktion und die Materialwahl der Oberflächen – eine Stahlkonstruktion bespannt mit transluzenter Dachmembran – bewusst von der festen Tektonik des historischen Stadionbaus ab” (Volkwin Marg, in: Baukammer Berlin 4 (1999), 3).
Im Gegensatz zu vielen anderen Vorschlägen für eine Überdachung stellt das neue Dach in der Fernwirkung keine neue Dominante dar und bedeutet eine geringere Beeinträchtigung des Stadionaußenbaus und des Stadionumfelds als befürchtet. Die Integration von Beleuchtung und Beschallung in die Dachkonstruktion machte sogar die Pylonen der Flutlichtanlage sowie die Lautsprechertrichter überflüssig. Als besonders attraktiv gilt eine spezielle Lichtgestaltung vor allem für Abendveranstaltungen. Unbestritten ist allerdings, dass die leichte und elegante Wirkung der im Innenraum auf zwanzig schlanken Stahlstützen ruhenden Dachkonstruktion mit massiven Eingriffen in die Bausubstanz der Oberring- wie der Unterringkonstruktion bezahlt werden musste, um die vertikale Lastabtragung zu gewährleisten. Was grundsätzlich schon für die Teilüberdachung anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 galt, trifft aber erst recht für das neue Dach zu: Es steht in der Außen- wie in der
Innenansicht dem archaischen Charakter einer antikisierenden Arena entgegen.