Prof. Dr. Verena Majuntke lächelnd

Künstliche Intelligenz als Standardbaustein von Softwarelösungen und -produkten

01.03.2023

Prof. Dr. Verena Majuntke lehrt und forscht seit 2019 im Bereich Digitale Transformation, Software-Engineering und -entwicklung im Studiengang Wirtschaftsinformatik an der HTW Berlin. Als Beraterin arbeitete sie außerdem mit internen und externen Kund:innen an der Umsetzung von Industrie 4.0-Themen und brachte diese erfolgreich in die Praxis. Sie ist Teil der Deep Tech Award Jury, in der Kategorie „Internet of Things/Industrie 4.0“.

Hallo Frau Majuntke, wir freuen uns, dass Sie sich als Jurymitglied des Deep Tech Awards die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wie lange sind Sie schon Teil der Jury des Deep Tech Awards und wie sind Ihre Erfahrungen bisher?

Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Teil der Jury des Deep Tech Awards. Im letzten Batch habe ich einige sehr innovative und vielversprechende Projekte und auch schon Produkte im Rahmen des Deep Tech Awards kennengelernt. Ein Großteil der Bewerber:innen sind Start-ups, die mit einer neuen Idee auf dem Markt sind. Ich finde es faszinierend, welche innovativen Lösungen – insbesondere auch technologische – für aktuelle relevante Probleme im Bereich IoT und Industrie 4.0 von kleinen Teams entwickelt werden.

Was sind Ihrer Meinung nach die Herausforderungen der Digitalisierung für Industrie-Unternehmen? Wie hält sie immer mehr Einzug in die Unternehmen, ohne dabei gleichzeitig eine Sicherheitslücke darzustellen?

Ich denke, es gibt viele Herausforderungen für Industrie-Unternehmen, sich zu digitalisieren. Die Herausforderungen lassen sich nicht an einzelnen Themen wie Datensicherheit oder am Fachkräftemangel festmachen. Das wäre dann wahrscheinlich auch einfacher zu lösen. Für Unternehmen ist es vielmehr eine Mischung aus diversen Themen. Die Digitalisierung von Unternehmen ist ein kontinuierlicher Prozess. Ziele der Digitalisierung sind, dass Unternehmen sich an die verändernden Marktsituationen schnell anpassen können, ihr Geschäftsmodell optimal unterstützen bzw. sogar erst durch die Digitalisierung realisieren und kontinuierlich weiterentwickeln können. Dazu braucht es natürlich Know-how, insbesondere auch in Themen wie Datenaufbereitung und -analyse, Künstlicher Intelligenz und natürlich auch: Wie transformiere ich mein Unternehmen inklusive Mitarbeiter:innen in Richtung Digitalisierung. Es braucht entsprechende Ressourcen, die insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sehr knapp sind, weshalb auch die Digitalisierung in KMUs der Digitalisierung in großen Industrieunternehmen hinterherhinkt.
In Bezug auf IT-Sicherheit ist es wesentlich, dass man das Thema von Anfang an mitdenkt. IT-Sicherheit ist ein Querschnittsthema. Es reicht nicht, ein Produkt zu entwickeln und sich danach die Frage zu stellen, wie man jetzt das Thema Sicherheit noch integrieren kann.

Datenschutz im Internet ist ein heiß diskutiertes und sehr wichtiges Thema. Wie kann man mit Hilfe des Internet of Things personenbezogene Daten online besser schützen?

Ich bin keine Expertin für den Schutz von Daten und insbesondere personenbezogenen Daten. Die Erfahrung zeigt, dass der Datenschutz ein essentielles Thema ist und schon bei der Konzeption von Lösungen und Produkten mit bedacht werden muss. Darüber hinaus gibt es diverse Handlungsempfehlungen und Standards (bzw. Standards in der Entwicklung), um IoT-Geräte möglichst sicher zu gestalten und Sicherheit in der Software zu realisieren.

Gibt es Entwicklungen der Industrie 4.0 aus Berlin, die Sie als Paradebeispiel anführen würden? Welche Entwicklungen wünschen Sie sich noch für die Zukunft?

Im Rahmen meiner Tätigkeit an der HTW Berlin und auch im Rahmen des Deep Tech Awards habe ich schon eine Vielzahl von Lösungen und Produkten kennengelernt. Der Großteil war/ist sehr innovativ und adressiert aktuelle Herausforderungen in der Industrie. Ein Paradebeispiel ist hier schwer zu nennen. Was bei allen Lösungen und Produkten auffällt: dass Produkte ohne Künstliche Intelligenz eher die Ausnahme sind. Während Lösungen mit Künstlicher Intelligenz zu diesem Zeitpunkt noch gehypt werden, wird sich Künstliche Intelligenz als ein Standardbaustein von Softwarelösungen und -produkten entwickeln.
Für die Zukunft wünsche ich mir natürlich, dass die Entwicklung weiter voranschreitet und wir aktuelle Herausforderungen mit diesen Entwicklungen adressieren können. Seien es Themen wie unsere Industrie – und insbesondere auch KMU – für die Zukunft aufzustellen, als auch gesellschaftliche Themen wie intelligentes Gebäudemanagement.

In Berlin arbeiten mittlerweile viele Unternehmen in den Deep-Tech-Bereichen IoT und Industrie 4.0. Was macht die Stadt so attraktiv für die (Weiter-)Entwicklung von Technologien?

Berlin hat sich über die Jahre zu einem führenden IT-Standort in Deutschland und Europa entwickelt. Die Stadt ist offen und multikulturell und zieht junge Leute an, die in Berlin leben und arbeiten möchten. Die Partyszene in Berlin ist ja auch nicht zu verachten. Berlin wird oft als freigeistig und unkonventionell beschrieben, was junge Talente dazu motiviert, neue und unkonventionelle Wege zu gehen, wenn es um Produkt- und Softwareentwicklung geht. Daraus können dann innovative und ganz neuartige Produkte entstehen und das Leben kommt dabei trotzdem nicht zu kurz. Darüber hinaus hat Berlin zahlreiche Programme und Inkubatoren für Startups, entsprechend viele Arbeitsangebote, was wiederum Talente anzieht. Und auch die großen Unternehmen mit Bedarf an IT-Talenten siedeln sich zunehmend in Berlin an. Abschließend ist auch die exzellente Hochschul- und Bildungslandschaft in Berlin zu nennen. Ich, zum Beispiel, lehre im Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik an der HTW Berlin, insbesondere im Bereich Programmierung und Softwareentwicklung. Bereits im zweiten Semester im Wirtschaftsinformatik-Bachelor haben mindestens 85 Prozent meiner Studierenden einen studentischen Job in der IT. Der Arbeitsmarkt ist vielfältig und die Nachfrage nach Talenten groß.

Was möchten Sie den diesjährigen Bewerber:innen des Deep Tech Awards mit auf den Weg für die Bewerbung geben?

Der Deep Tech Award zeichnet innovative und vielversprechende Ideen aus. Eine Auszeichnung verleiht Sichtbarkeit für die Preisträger:innen und kommt mit einem entsprechenden Netzwerk. Ich, als Jurymitglied, freue mich auf viele interessante und neuartige Lösungen und Produkte. Ich wünsche allen Bewerber:innen viel Erfolg. Im Rahmen der Bewerbungsphase gibt es jetzt auch ein Bewerbungscoaching. Das lege ich den Bewerber:innen natürlich ans Herz.

Vielen Dank für das Interview!