Bleib neugierig! Sei kritisch!

Sabine Weißler

Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen im Bezirk Mitte von Berlin

Sehr geehrte Damen und Herren,

was haben die Enkelin eines Papstes, – ja, Sie lesen richtig: Enkelin –, ein deutscher Philosoph und die Hauptgemahlin eines ägyptischen Königs gemeinsam?

Sie werden kaum drauf kommen: Sie werben gemeinsam auf einem Plakat für die Lange Nacht der Volkshochschulen, die deutschlandweit am Freitag, 20. September 2019 von 18 –24 Uhr stattfinden wird.

Nun werden Sie denken: Schon wieder so eine „Lange Nacht“, haben die Volkshochschulen es nötig, sich derart zu feiern? Ja, sie haben in diesem Jahr allen Grund dazu, denn sie feiern ihr hundertjähriges Bestehen. Übrigens in einem Jahr, in dem auch unser Grundgesetz 70 Jahre alt wird. Bei der Festveranstaltung „100 Jahre Volkshochschule“ am 13. Februar 2019 in der Frankfurter Paulskirche hat der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, die Festansprache gehalten und anlässlich der beiden Jubiläen – Grundgesetz und Volkshochschule – die Bedeutung der Erwachsenenbildung für den Staat des Grundgesetzes ausgeleuchtet.

„Das Grundgesetz“, so Voßkuhle, „will den kritischen und informierten, vor allem aber neugierigen Bürger“, denn aufgeklärte Bürger sind neugierig. Die Idee der Volkshochschule stehe für eine Einrichtung, die Neugier stillen will, und für die Bildung nicht mit dem Schulabschluss beendet ist. Damit haben die Volkshochschulen als gewissermaßen zeitlose Institutionen das Grundgesetz auf ihrer Seite. Sie sind ein Ort des Dialogs und der Offenheit für Neues. Solche Orte seien unersetzlicher Teil unserer demokratischen Verfassungsordnung. Das alleine wäre schon ein wunderbarer Anlass zum Feiern.

Aber vielleicht treibt Sie am 20. September 2019 Ihre persönliche Neugier auf ein vielfältiges, geselliges, fröhliches, zur Diskussion einladendes und nachdenkliches Programm in die Linienstraße 162. Auch das wäre ein schöner Grund zu kommen. Wer nicht kommen wird, das wissen wir auch schon: Eleonora d’Este (1515 –1575), Karl Marx (1818 –1883) und Nofretete (14. Jhd. v. Chr). Sie sind unabkömmlich und „tun Dienst“ auf dem erwähnten Werbeplakat zur Langen Nacht. Ich hatte mit Freude und Gewinn an dem Festakt in der Paulskirche teilgenommen, würde mich aber genauso freuen, Sie persönlich zur Langen Nacht der Volkshochschule Berlin Mitte begrüßen zu dürfen.

Sabine Weißler

Porträtfoto Michael Weiß

Michael Weiß, Leiter der Volkshochschule Berlin Mitte

Sehr geehrte Damen und Herren,

wer freut sich nicht, im Kundenservice – sei es im Restaurant, in der Verwaltung, im Krankenhaus, im Handwerk oder in einem Geschäft – auf Menschen zu treffen, die ihr Handwerk verstehen und weiterhelfen können. Und – was ebenso wichtig ist – weiterhelfen wollen und dabei auch noch freundlich sind.

Und genau das ist unser Anspruch!

Die Mitarbeiter*innen im Kundenservice und in der Kursbetreuung unserer Volkshochschule bekommen bei unseren repräsentativen halbjährlichen Kundenbefragungen gute Noten: 98 % sind mit der Freundlichkeit der Servicemitarbeiterinnen und -mitarbeiter zufrieden. Im Kontakt mit unserem Kundenservice konnten 93 % der Anliegen zur Zufriedenheit geklärt werden. Und was sind die Gründe, dass uns das nicht immer gelingt? Nicht jedem Kundenwunsch nach einer Gebührenrückerstattung, Kursumbuchung oder Ermäßigungsgewährung können wir nachkommen. Aber Sie dürfen sich ganz sicher sein, unsere erfahrenen Servicemitarbeiterinnen und -mitarbeiter prüfen jeden Kundenwunsch mit dem Ziel, eine gute Lösung zu finden.

Gleichwohl steht die Verwaltung oft im Schatten. Die alltägliche Routine und all die, die sie erledigen, genießen kein besonderes Ansehen. Für Kreativität und Innovation dagegen gibt es Applaus, Anerkennung und Lob. Aber warum ist das so?

Der Grund liegt darin, dass in dem Begriff „Routine“ Positives und Negatives zugleich steckt: Die meisten denken oft an die negative Seite von Routine, an eine Tätigkeitsausübung, die zur Gewohnheit geworden ist, kein Engagement kennt und zur Erstarrung führt. Die positive Seite kennen wir aber auch, sie klingt an, wenn wir bei einer Person sagen: ihm oder ihr fehlt noch die Routine. Anders ausgedrückt: es fehlen die in langjähriger Erfahrung erworbenen Fähigkeiten, die dazu führen, eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, sehr zuverlässig, sehr schnell und überlegen auszuführen. Routine kann auch Meisterschaft und großes Können bedeuten.

Die Bedeutung einer gut eingespielten, „wie geölt“ laufenden Verwaltung liegt bei unseren jährlich 35 000 Kursbuchungen auf der Hand. Dabei sind wir aber auch auf Ihre Hilfe angewiesen. Denn jede Anregung und jede Kritik wird von unseren Verwaltungsmitarbeiter*innen konstruktiv diskutiert und unsere Routinen werden daraufhin überprüft und angepasst. Sie helfen uns mit Ihrer Kritik und ihren Nachfragen. Das schafft nicht nur Kundenzufriedenheit. Es macht einfach viel mehr Spaß, eine Sache gut zu machen.

Herzlich willkommen in der Volkshochschule Berlin Mitte

Ihr
Michael Weiß

  • Original-Rede des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Dr. Andreas Voßkuhle.