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Sardanapal

Fabian Hinrichs feiert im April die Premiere seiner Inszenierung „Sardanapal". Er bringt Lord Byrons Tragödie mit ehemaligen Tänzerinnen des Friedrichstadt-Palasts auf die große Bühne am Rosa-Luxemburg-Platz.

Sardanapal nach Lord Byron

Sardanapal nach Lord Byron

Wegen ihm warfen sich die Menschen von den Klippen: Lord Byron ist der Inbegriff des romantisch-revolutionären Künstlers. Sein Stück Sardanapal gehört zurück auf den Spielplan unserer Theater.
Ein Plädoyer von Fabian Hinrichs.

Vor 150 Millionen Jahren war es in Europa warm und feucht und riesige Brontosaurier fraßen Zypressenwipfel kahl. Vor 15.000 Jahren dann herrschte Eiszeit, die Erdoberfläche war von meterhohen Gletschern bedeckt, Leben war keines zu finden. Das weiß man. Und es erstaunt niemanden. Und auch, dass die Zeit jeden von uns totschlägt und selbst vom großen Alexander nur Staub bleibt, der ein Spundloch stopft, ist schon oft gedacht und geschrieben worden. Dass aber ein Mann, der vor 200 Jahren dem Seelenzustand einer ganzen Zeit seinen Namen lieh, nach dessen Tod sich Frauen von Klippen und Männer in Mutlosigkeit stürzten, dass dieser Mann und all seine Werke vollkommen vergessen wurden, – das ist bemerkenswert, ernüchternd und zu betrauern.

Dieser sehr vergessene Mann, Dichter, Politiker, Reisende, Magersüchtige und Freiheitskämpfer mit deformierten Achillessehnen, von dem hier die Rede ist, war George Gordon Byron, damals auch bekannt als Lord Byron. Die kulturelle Bewegung, die seinen Namen trug, nannte sich „Byronismus“, der „Weltschmerz“, ein furchtbarer, lebenslanger Schmerz, den er hätte nur enden können, wenn die Welt geendet wäre. Und die vergessenen Werke des angelsächsischen Erfolgsautors Nummer Eins der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts heißen „Manfred“, „Childe Harold“, „Kain“ und – „Sardanapal“. Aber während „Nathan der Weise“ und überhaupt Lessing im Allgemeinen ruhig eine Zeit lang auf der Ersatzbank der Theaternationalmannschaft Platz nehmen könnten, verdient insbesondere die mühelose, frecherweise als Tragödie bezeichnete und Goethe gewidmete peinlicherweise vergessene Melange aus Tragödie, Burleske und Melodram namens „Sardanapal“ eine strahlende Wiedergeburt.

Künstler/Beteiligte: Volksbühne Berlin

Laufzeit: Mo, 04.12.2023 bis Mo, 04.12.2023

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