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Beverly Buchanan: Weathering

mit Ima-Abasi Okon

Die Ausstellung im Haus am Waldsee vereint Werke aus allen Schaffensphasen Buchanans, von frühen Serien auf Leinwand und Papier, die die zunehmende Gentrifizierung New Yorks in den 1970er-Jahren thematisieren, bis hin zu kritisch-humorvollen Schriften und Künstlerinnenbüchern.

Beverly Buchanan – Marsh Ruins, 1981

Beverly Buchanan – Marsh Ruins, 1981

Einen Ort, ein Material, ein Ereignis zu markieren und zugleich loszulassen, kennzeichnet das künstlerische Schaffen von Beverly Buchanan (geb. 1940, Fuquay, North Carolina, gest. 2015, Ann Arbor, Michigan). Ihr Werk eröffnet einen spannungsgeladenen Raum zwischen Präsenz und Abwesenheit, der dem Vergänglichen gewidmet ist und sich dem Streben nach Kontrolle und Monumentalität bewusst entzieht. Buchanans Umgang mit Auflösung und Zerfall zeugt von einem stillen Aufbegehren und einem Vertrauen, das in der Poetik gelebter Erfahrung gründet und sich untrennbar mit den Einschreibungen von Geschichte in die Landschaft verbindet.

Im Austausch mit den vorherrschenden künstlerischen Strömungen ihrer Zeit erschließt Buchanans Praxis ein eigenes Terrain, das tief in den historischen, materiellen und emotionalen Bedingungen afroamerikanischen Lebens verankert ist. Indem Buchanan einfache Behausungen und Landschaften, die von Widerständigkeit, Verlust und Erfindungskraft zeugen, in ihre Arbeit integriert, entwirft sie ein anderes Verständnis davon, was es bedeutet, sich zu erinnern. Ihre Werke sind keine Monumente, sondern Ausdruck einer aufmerksamen Wahrnehmung für diejenigen Geschichten, die in der gebauten Umwelt, in der Natur und in Landschaften eingeschrieben sind und dennoch aus offiziellen Erzählungen ausgeschlossen bleiben.

Der Titel der Ausstellung, Weathering, bezieht sich auf Buchanans Bestreben, ihre Arbeiten in einen unmittelbaren Dialog mit den Elementen zu setzen. Ihre Skulpturen sind Witterung, Gezeiten und dem Wechsel der Jahreszeiten ausgesetzt. Sie sind darauf angelegt, sich zu verändern, allmählich zu erodieren und schließlich zu zerfallen. Diese Offenheit gegenüber natürlichen Prozessen spiegelt zugleich eine tiefere konzeptuelle Dimension: die kumulativen Auswirkungen chronischer sozialer und ökonomischer Belastungen auf den menschlichen Körper. So wie Buchanans Materialien den Kräften der Natur nachgeben, deuten ihre Arbeiten auf die verkörperten Folgen langfristiger struktureller Gewalt, bei der physischer Verfall nicht nur biologisch, sondern auch sozial und historisch zu begreifen ist.

Die Ausstellung spannt einen Bogen über Beverly Buchanans breit gefächertes Oeuvre und ist die erste Überblicksausstellung der Künstlerin in Deutschland. Sie vereint Werke aus allen Schaffensphasen, von frühen Arbeiten auf Papier, in denen sich Buchanan mit der zunehmenden Gentrifizierung New Yorks in den 1970er Jahren auseinandersetzt, bis hin zu kritisch-humorvollen Schriften und Künstlerinnenbüchern. In ihrem späteren Werk widmet sich Buchanan der komplexen Geschichte des ländlichen Südostens der Vereinigten Staaten durch ortsspezifische Interventionen oder Architekturen en miniature, die sie den charakteristischen Bauweisen der Region und ihrer Bewohner*innen entlehnt. 

Die Ausstellung wird von einer neuen Arbeit der britischen Künstlerin Ima-Abasi Okon (geb. 1981 in London, lebt zwischen London und Amsterdam) begleitet, die den Spuren von Begehren nachgeht, die sich durch Buchanans Werk ziehen. Okon greift diese Motive auf, indem sie Buchanans tiefe Verbundenheit mit ihrer Umwelt zum Ausgangspunkt nimmt und das Außen symbolisch nach innen kehrt.

Kuratiert von
Anna Gritz, Beatrice Hilke, Pia-Marie Remmers

Laufzeit: Do, 02.10.2025 bis So, 01.02.2026

Findet hier statt:

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