“Prävention im Wandel der Zeit – Fachtag des ÖGD zum 10-jährigen Jubiläum der Zentren für sexuelle Gesundheit und Familienplanung” – Senatsverwaltung veröffentlicht Zahlen zu Schwangerschaftsabbrüchen und Konfliktberatungen in Berlin

Pressemitteilung vom 19.09.2018

Mit einem Fachtag des Öffentlichen Gesundheitsdienstes begeht das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung heute sein 10-jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses Jubiläums widmet sich die gemeinsame Veranstaltungsreihe der Berliner Gesundheitsämter und der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in diesem Jahr der Arbeit des Zentrums.

Das Tätigkeitsspektrum ist breit gestreut. Im Bereich der sexuellen Gesundheit reicht es von Diagnostik, medizinischer Beratung sowie der Therapie von sexuell übertragbaren Infektionen einschließlich HIV/Aids bis hin zur sexualpädagogischen Gruppenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit. Sozialpädagogische Beratung und Betreuung in Fragen zu sexuell übertragbaren Infektionen muss ebenso wie aufsuchende Arbeit an Stätten der Prostitution durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahrgenommen werden.

Der Bereich Familienplanung umfasst die Beratung zu sozialen und materiellen Hilfen während der Schwangerschaft, Hilfen bei Antragstellungen, die Schwangerschaftskonfliktberatung, Partnerschafts- und Eheberatung, die Familienplanung aber auch die Untersuchung, Diagnostik sowie Therapie während der Schwangerschaft.

Gesundheitssenatorin Dilek Kolat: „Dieses breit aufgestellte Angebot ist einzigartig für einen Öffentlichen Gesundheitsdienst in Deutschland. Es zeichnet sich vor allem durch seinen niedrigschwelligen Zugang aus: Menschen mit Migrationshintergrund, mit und ohne Versicherungsschutz, Prostituierte sowie werdende Eltern in belasteten Lebenssituationen finden den Weg in die Einrichtungen. Durch ihre hervorragende Vernetzung mit anderen Hilfeträgern, Ärztinnen und Ärzten sowie Krankenhäusern leisten die Zentren einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit rund um die Geburt.“

Dr. Sonja Sterzer, Leitung des Zentrums in Charlottenburg-Wilmersdorf: “Wir freuen uns, dass wir das 10-jährige Jubiläum des Zentrums zum Anlass nehmen, um zu zeigen wie vielfältig die Angebote des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Berlin sind. Die Zentren bieten vieles für verschiedenste Menschen, zum Beispiel die Kostenübernahme für Verhütungsmittel bei geringem Einkommen, anonyme HIV-Tests, viele Beratungsangebote rund um Schwangerschaft und Geburt oder Gruppenveranstaltungen für Jugendliche zu Sexualität und Schwangerschaftsverhütung. Daneben ist es uns auch wichtig niedrigschwellig gesundheitliche Hilfe für Menschen zu leisten, die oft durchs Raster fallen, zum Beispiel weil sie keine Krankenversicherung haben.”

Das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung arbeitet überregional und hat seine Standorte in Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf.

Gleichzeitig informiert die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung mit der heutigen Veröffentlichung von „KURZ INFORMIERT: Schwanger und im Konflikt“ über Zahlen von Schwangerschaftsabbrüchen und Konfliktberatungen in Berlin. Demnach wurden im Jahr 2017 in Berlin insgesamt 9.649 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen, 237 mehr als im Vorjahr (2016: 9.412), davon hatten 96,3 % der Frauen ihren Wohnsitz in Berlin. Berlin liegt mit einer Abbruchquote (Abbrüche je 10.000 Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren) von 111,9 deutlich über dem Bundesdurchschnitt (58,0) und ist das Bundesland mit der höchsten Quote. Die meisten Frauen waren im Alter von 25 bis unter 30 Jahren (26,1 Prozent). 94,5 Prozent der Abbrüche erfolgten 2017 in Berlin nach der Beratungsregel.

Im Jahr 2016 wurden in Berlin 12.446 Frauen wegen eines Schwangerschaftskonfliktes beraten, 93,9 Prozent waren in Berlin gemeldet. Der Anteil der Frauen im Teenageralter (unter 18 Jahre) ist rückläufig und betrug 2016 nur noch 2,7 %. Ebenfalls ist ein Rückgang in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen deutlich erkennbar (2012: 24,8 Prozent; 2016: 18,9 Prozent) – demgegenüber ist ein Anstieg in den Altersgruppen von 30 bis 40 Jahren zu beobachten. Häufigste Konfliktgründe sind familiäre oder partnerschaftliche Probleme (38 Prozent), gefolgt von anderen Gründen (33,8 Prozent) wie z.B. persönliche Gründe, oder Familienplanung. An dritter Stelle wurden mit 33,2 Prozent Ausbildungs- oder Arbeitsplatzprobleme genannt.

Die Publikation „KURZ INFORMIERT: Schwanger und im Konflikt“ kann auf unserer Homepage abgerufen werden:
www.berlin.de/sen/gesundheit