Aufgrund der steigenden Lebenserwartung von Menschen mit HIV/Aids infolge verbesserter Therapiemöglichkeiten und des damit einhergehenden veränderten Krankheitsbildes ist der Bedarf an psychosozialer Betreuung von Menschen mit HIV und Aids erheblich gestiegen. Dies trifft vor allem auf Menschen aus finanziell schwächeren Schichten zu, die von erheblichen sozialen Schwierigkeiten und Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) geprägt sind. Ein weiteres Merkmal dieses Personenkreises ist der polytoxikomane Drogenkonsum, also der gleichzeitige Konsum mehrerer verschiedener Substanzen. Ein Großteil der Betroffenen ist dabei mit Hepatitis C (HCV) koinfiziert.
Im Handlungsfeld
HIV/Aids, sexuell übertragbare Erkrankungen und Hepatitiden gibt es zwei von der Senatsverwaltung finanzierte Projekte, die im Rahmen der Eingliederungshilfe Betreutes Wohnen für an Aids und/oder an chronischer Hepatitis C erkrankte Menschen anbieten. Dies sind zum einen die Zuhause im Kiez gGmbH, die bereits seit 1989 in diesem speziellen Hilfegebiet tätig ist, und zum anderen die Schwulenberatung Berlin gGmbH. Die Angebote der beiden Einrichtungen kommen in Frage für Betroffene,
- deren Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen und psychischen Störungen (einschließlich Suchterkrankungen) nicht ohne professionelle Hilfe kompensiert werden können,
- bei denen eine ambulante ärztliche und/oder psychotherapeutische Behandlung nicht ausreicht oder nicht möglich ist,
- bei denen andere Leistungen, die von vorrangigen Leistungsträgern finanziert werden, ergänzt werden müssen.
Hauptziel der beiden Träger ist die Unterstützung von sozial benachteiligten Menschen mit chronischer Erkrankung bei einem möglichst selbstbestimmten und selbständigen Leben in geeignetem, auf den individuellen Bedarf abgestimmten Wohnraum als zentralem Ort der Lebensgestaltung. Die Wohnformen umfassen therapeutisch betreutes Einzelwohnen in Wohnprojekten oder Projektwohnungen sowie therapeutisch betreute Wohngemeinschaften. Darüber hinaus halten beide Einrichtungen je eine therapeutisch betreute (Beschäftigungs-)Tagesstätte vor.
Seit Anfang 2013 gibt es in Berlin einen neuen Leistungstypen für die psychosoziale Betreuung von seelisch behinderten Menschen mit
HIV/Aids und/oder chronischer Hepatitis C. Er ist bislang einmalig in der Bundesrepublik. Die Versorgung umfasst psychosoziale Leistungen durch einen ambulanten Dienst in zeitlich beschränktem Umfang zur Nachsorge, Heranführung sowie Vermeidung eines höheren Hilfebedarfs. Das Angebot richtet sich an Klientinnen und Klienten, die noch nicht in der Lage sind, ein komplett eigenständiges Leben zu führen, aber keine intensive Betreuung mehr benötigen.