6. Kinderschutzambulanz eröffnet: Gebündelte Expertise zur Beurteilung von Kindeswohlgefährdung

Pressemitteilung vom 14.09.2020

Berlin hat eine weitere Kinderschutzambulanz. Die Einrichtung im Sana Klinikum Lichtenberg ist eine weitere, hoch kompetente Anlaufstelle zur Beurteilung von Kindeswohlgefährdungen. Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, sowie Dilek Kalayci, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, haben heute die Verträge für die neue Einrichtung mit dem Sana Klinikum Lichtenberg und dessen Kooperationspartner, dem Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), unterzeichnet. Mit der mittlerweile sechsten Kinderschutzambulanz wird das Berliner Netzwerk Kinderschutz im Ostteil der Stadt weiter ausgebaut und der Kinderschutz insgesamt gestärkt.

Die ersten Kinderschutzambulanzen haben im April 2016 ihre Arbeit begonnen. In jeder Einrichtung arbeiten Fachkräfte aus verschiedenen fachmedizinischen Bereichen, wie der Kinderheilkunde, der Kinderchirurgie und -neurochirurgie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Augenheilkunde und der Radiologie, interdisziplinär zusammen. Die Jugendämter können durch sie die medizinische Diagnostik im Zusammenhang mit Kinderschutzfällen durchführen lassen. Kinderschutzambulanzen gibt es in der Charité (Mitte), in den DRK Kliniken Berlin Westend (Charlottenburg), im St. Joseph Krankenhaus (Tempelhof), im Helios Klinikum (Buch) und im Vivantes Klinikum Neukölln. Das Land Berlin fördert die Kinderschutzambulanzen mit einem Gesamtvolumen von 862.500 Euro pro Jahr durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung.

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Die neue Kinderschutzambulanz trägt dazu bei, dass Kindeswohlgefährdungen frühzeitig medizinisch diagnostiziert und damit sicherer beurteilt werden können. Sie ist ein wichtiger, weiterer Baustein im Berliner Netzwerk Kinderschutz im Ostteil der Stadt. Mit der Einrichtung der regionalen Kinderschutzambulanzen wurde das Ziel erreicht, dass Jugendämter, Kliniken und Ärzte enger zusammenarbeiten. Insgesamt wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als 2.130 Kinder und Jugendliche in den Kinderschutzambulanzen vorgestellt. In jedem einzelnen Fall war die kompetente, gebündelte Expertise der Ambulanzen von unschätzbarem Wert.“

Dilek Kalayci, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung: „Mit der Einrichtung der Kinderschutzambulanzen wurde insbesondere die Berufsgruppe der Ärztinnen und Ärzte in das Netzwerk Kinderschutz eingebunden. Die Verbindung von Kinder- und Jugendhilfe und medizinischer Diagnostik bei Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdungen ist sehr wichtig. Ich freue mich, dass meine Verwaltung durch eine weitere Erhöhung der Finanzierung der Personalkosten aller Kinderschutzambulanzen einen wertvollen Beitrag für die gemeinsame Arbeit im Kinderschutz leistet.“

Prof. Dr. Volker Stephan, Ärztlicher Direktor des Sana Klinikums Lichtenberg: „Besteht der Verdacht auf Kindesmisshandlung oder -missbrauch, sind zielgerichtete Interventionen und prophylaktische Maßnahmen erst möglich, wenn es eine gesicherte Diagnose gibt. Eine kompetente, schnelle Diagnostik dient bei begründetem Verdacht einer schnellen Gefahrenabwehr, bei nicht bestätigtem Verdacht der Entlastung von fälschlicherweise Beschuldigten.“

Die Erfahrungen der ersten Jahre haben gezeigt, dass der Bedarf zur Nutzung der Kinderschutzambulanzen stetig gestiegen ist. Von 2016 bis Ende 2019 wurden insgesamt mehr als 2.130 Kinder und Jugendliche in den regionalen Kinderschutzambulanzen vorgestellt. Die häufigsten Überweisungsgründe waren der Verdacht auf körperliche Misshandlung, Verdacht auf sexualisierte Gewalt und Verdacht auf emotionale Misshandlung. Mit zunehmender Erfahrung der Kinderschutzambulanzen wurden auch die Aussagen zur Kindeswohlgefährdung eindeutiger. In 2019 konnte bei 64 % der Fälle eine eindeutige Aussage getroffen werden, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt oder nicht.

Das Angebot der regionalen Kinderschutzambulanzen wird noch ergänzt durch die Gewaltschutzambulanz, finanziert von der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung. Sie steht für eine rechtsmedizinische Konsiliartätigkeit für den diagnostischen-forensischen Bereich zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Netzwerk Kinderschutz und zur neuen Kinderschutzambulanz:

www.berlin.de/sen/jugend/familie-und-kinder/kinderschutz/netzwerk-kinderschutz/

www.sana.de/berlin/medizin-pflege/kinder-und-jugendmedizin/kinderschutzambulanz/