Die Ost-Berliner Oberbürgermeister 1948-1990

Friedrich Ebert

Friedrich Ebert jr. (1948 - 1967)

Die Kompetenzen der Ost-Berliner Stadtverwaltung waren ebenso wie die der Oberbürgermeister eingeschränkt. Es bestand eine weitgehende Abhängigkeit von den Vorgaben der Partei- und Staatsführung, insbesondere von der Ost-Berliner SED-Bezirksleitung. Seit 1976 gehörte der Ost-Berliner Oberbürgermeister auch dem Ministerrat der DDR an. Der Ost-Berliner Magistrat unterstand dem Ministerrat der DDR und war mehr diesem gegenüber verantwortlich als der Stadtverordnetenversammlung, die ihn wählte. Ebenso wie bei Volkskammerwahlen wurde den Bürgern bei Kommunalwahlen eine Einheitsliste der “Nationalen Front” vorgelegt, in der die “Massenorganisationen” und Parteien der DDR unter Führung der SED zusammengefasst waren. Die Stadtverordnetenversammlung tagte in der Regel nur viermal jährlich.

Herbert Fechner

Herbert Fechner (1967 - 1974)

Friedrich Ebert jr. (1894-1979) widmete sich als erster Oberbürgermeister Ost-Berlins vor allem dem Aufbau der zerstörten Stadt. So setzte er sich beispielsweise für die Wiederherstellung des Brandenburger Tors, des Roten Rathauses, des Zeughauses und der Staatsoper Unter den Linden ein. Ebert amtierte vom Beginn der Spaltung Berlins bis 1967. Auch danach blieb er Mitglied des Zentralkomitees der SED und des Staatsrates der DDR. Als Oberbürgermeister folgte ihm Herbert Fechner (1913-1998) nach, der bereits seit 1951 dem Magistrat unter anderem in den Ressorts Volksbildung sowie Gesundheit und Sozialwesen angehört hatte, ab 1953 zugleich als Stellvertreter Eberts. Von 1961 bis 1967 war er Bezirksbürgermeister in Berlin-Köpenick. Nach seinem Ausscheiden als Oberbürgermeister übte Fechner weiter führende politischen Funktionen in der DDR aus. Ab 1990 war er Mitglied des “Rates der Alten” beim Parteivorstand der PDS.

Erhard Krack

Erhard Krack (1974 - 1990)

Als Fechners Nachfolger wurde 1974 Erhard Krack Oberbürgermeister. Davor hatte Krack, Jahrgang 1931, der DDR-Regierung als Minister für bezirksgeleitete und Lebensmittelindustrie angehört. Am 21. Mai 1987 – im Rahmen der Feiern zum 750. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung Berlins – kam es trotz aller protokollarischen Distanz in der Ost-Berliner Marienkirche zumindest zu einem Händedruck Kracks mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen. Am 7. Mai 1989 fanden in der DDR Kommunalwahlen statt, deren Ergebnisse zugunsten der SED manipuliert wurden. Als Wahlleiter in Ost-Berlin war Krack an der Fälschung beteiligt.

Dr. Christian Hartenhauer

Christian Hartenhauer (1990)

Die Wende in Ost-Berlin

Im Herbst 1989 rückte das Rote Rathaus plötzlich in das Zentrum des politischen Geschehens: An zwei Sonntagen im Oktober versammelten sich auf dem Platz vor dem Rathaus Tausende Menschen zu “Sonntagsgesprächen” und diskutierten unter anderem mit Oberbürgermeister Krack über ihre Forderungen nach Reformen und Demokratisierung. Im Roten Rathaus traf sich später auch der Berliner Runde Tisch aus Vertretern von Parteien, Organisationen, Oppositionsgruppen und Kirchen. Der Regierende Bürgermeister Walter Momper bescheinigte Krack, dass er sehr schnell die Zusammenarbeit zwischen Ost- und West-Berlin eingeleitet und aktiv daran mitgewirkt habe, die Wiedervereinigung der Stadt zu erreichen. Am 12. Februar 1990 erklärte Erhard Krack seinen Rücktritt und übernahm damit die Mitverantwortung für die Fälschung der Ost-Berliner Kommunalwahl von 1989. 1993 verurteilte ihn in diesem Zusammenhang das Amtsgericht Tiergarten unter strafmildernder Berücksichtigung seines Geständnisses zu zehn Monaten Freiheitsentzug auf Bewährung.

Zu seinem Nachfolger hatte noch die alte Stadtverordnetenversammlung am 27. Februar 1990 Christian Hartenhauer gewählt. Er amtierte als Übergangs-Oberbürgermeister bis zu den ersten freien Wahlen im Mai desselben Jahres. Hartenhauer, Jahrgang 1948, hatte zunächst für die DDR-Jugendorganisation FDJ gearbeitet. Von 1986 bis 1989 gehörte er dem Ost-Berliner Magistrat als Kulturstadtrat an. In seinen 72 Tagen im Amt des Oberbürgermeisters ging es Hartenhauer nach eigenen Worten vor allem darum, in der politischen Umbruchphase “den Magistrat handlungsfähig zu halten”. Für die meisten Entscheidungen suchte er den Konsens mit dem Runden Tisch.