“Ich bin seit März 2015 in der Nachbarschaftsinitiative aktiv. Dragopolis hat sich nach einem Spaziergang mit Mitgliedern der Initiative „Stadt von Unten“ über das Dragonerareal gegründet. Unsere erste Aktion war das Spiel „Dragopoly“, eine Art Monopoly mit umgedrehter Spiellogik und auf das Dragonerareal zugeschnitten. Zu Beginn des Spiels sind alle Straßen im Besitz der Investoren, doch dann wendet sich das Blatt…
Uns ist es wichtig, das Gelände „zu bespielen“, und dafür einen Ansatz zu wählen, der den Ort positiv erlebbar macht und es ermöglicht, ihn kennenzulernen. Als wir 2015 als Dragopolis gestartet sind, wussten viele Leute nur sehr wenig über das Dragonerareal, auch nicht über die Politik, die dahintersteht. Viele waren niemals dort gewesen. Daher das Spiel „Dragopoly – Wir spielen mit“, die Schatzsuchen über das Gelände, die auch Kinder ansprachen und die Feste. Ein weiteres wichtiges Thema für uns ist die Geschichte des Ortes.”
Gespräch mit Uta Wehde
Bild: S.T.E.R.N. GmbH
Uta Wehde ist Gründungsmitglied der Nachbarschaftsinitiative Dragopolis.
Mit einem spielerischen Ansatz versucht Dragopolis seit 2015 die Menschen für das Gelände und die Möglichkeiten, die es bietet, zu begeistern. Oft steht dabei auch seine bewegte Geschichte im Fokus. Das zeigte sich etwa beim Symposium zur Geschichte des Dragonerareals im April 2018, an dessen Organisation die Initiative als Teil der Rathausblock-AG „Geschichte des Ortes“ mitwirkte. Mit zahlreichen Aktionen wie Schnitzeljagden, Spaziergängen oder dem Spiel „Dragopoly – Wir spielen mit“ hat die Initiative dazu beigetragen, das Bewusstsein für das Dragonerareal in der anliegenden Nachbarschaft und darüber hinaus zu erhöhen.
Der kämpferische Appell fällt sofort ins Auge: „Revolution!“ steht auf der kleinen Lampe, die Uta Wehdes Esstisch in der Wohnung unweit des Rathauses Kreuzberg beleuchtet. Sie steht ein wenig im Kontrast zur restlichen Dekoration: an den Wänden Drucke von Picasso, in der Ecke ein Klavier. Doch das „Revolution!“, es taucht das Wohnzimmer von Uta Wehde in ein warmes, gemütliches Licht.
Als Revolution könnte man auch das bezeichnen, was in Kreuzberg in Bezug auf das Dragonerareal zuletzt erreicht worden ist: Im November konnte der Vertrag zur Übertragung des Grundstücks von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an die landeseigene BIM besiegelt werden. Der Verkauf an einen privaten Investor wurde damit endgültig abgewendet. Wenn Bundestag und Bundesrat ihre Zustimmung gegeben haben, ist das Dragonerareal ist wieder in der Hand des Landes Berlin.
Doch Uta Wehde treibt noch eine ganz andere Revolution um, als die, die derzeit im Rathaus Kreuzberg vonstatten geht. Es ist die „unvollendete“ Novemberrevolution von 1918, die ihr besonderes Interesse geweckt hat. Eine Revolution, deren Ende vor 100 Jahren 1919 auf dem Dragonerareal ihren Anfang nahm.