IFA – Die globale Innovationsschau / Eine Nachbetrachtung

Gruppe von jungen Leuten stehend um einen Fahrsimulator

von Ursula A. Kolbe

Die Messe Berlin hat`s gefreut: Die IFA 2017 präsentierte sich wiederum als bedeutendster globaler Branchentreffpunkt. Die Innovationskraft und Markenvielfalt der 1.805 Aussteller hat 253.000 Besucher in die Messehallen unter dem Funkturm gezogen.

Gestiegen ist ebenso mit mehr als 50 Prozent der Fachbesucheranteil aus dem Ausland. Und wie erwartet konnte nach den sechs Messetagen ein Ordervolumen von 4,7 Mrd. Euro für Consumer und Home Electronics vermeldet werden.
Industrie und Handel sind damit optimistisch in das diesjährige Weihnachtsgeschäft gegangen.

Der gfu- Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Kamp spricht von einem Konsumklima-Hoch. So konnten im ersten Halbjahr 2017 die Firmen aus der Unterhaltungselektronik ihren Umsatz hierzulande um 2,4 Prozent steigern. Auslöser waren u. a. die Umstellung auf DVB-T2 und die Abschaltung der analogen Kabelsignale in drei Bundesländern. Positiv entwickelten sich ebenso die Umsätze bei Spielekonsolen mit einem Zuwachs von 44 Prozent.

Mit Elektrogroßgeräten konnten die Hersteller ihren Umsatz um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern, mit Elektro-Kleingeräten sogar um 2,6 Prozent. Bekanntlich sind in Vorweihnachtszeiten Kunden besonders anspruchsvoll, aber auch ausgabefreudig. Ich bin sicher, so manch persönlicher Wunsch wird dann auch auf dem Gabentisch liegen.

Ob Fernseher der nächsten Generation, z. B. hauchdünn oder Teil der Wanddekoration und ähnliches. Oder Haushaltsgeräte, die miteinander kommunizieren, virtuelle Welten, die uns gesund erhalten sollen, auch solche, die für uns denken (will ich das?). Es gab Dinge, die unser Leben verändern – und denen wir uns mehr oder weniger gerne auch stellen werden. Die unmittelbare Machart liegt in der Hand des einzelnen. Aber was und wie wir es im persönlichen Umfeld wollen, entscheiden wir immer noch selbst.

Die Vernetzung muss auch wachsen…

Tatsache ist auf jeden Fall, die Aussteller präsentierten vielmals Technik, die den Alltag erleichtern, auch auf die Welt von morgen zeigen. Man denke nur an intelligente Kühlschränke, vernetzte Häuser, Sprachsteuerungen für Medien…Das alles funktioniert aber nur mit Vernetzung, möglichst schneller Vernetzung.
Deutschland aber ist beim Ausbau des schnellen Internets noch immer Entwicklungsland.

Mit Konsequenzen. So musste aus diesem Grund beispielsweise eine Chefin im Zentrum der Hauptstadt mit ihrem Berliner Büro der britischen PR-Agentur Clarity, die ihren Sitz in der heute schicken Auguststraße hatte, umziehen. Dieses Unternehmen betreut ausgerechnet Technologiefirmen. Von ländlichen Regionen ganz zu schweigen.

Bei der durchschnittlichen Netzgeschwindigkeit liegt unser Land mit 15Mbit/Sekunde laut einer Erhebung des Internetunternehmens Akamai weltweit auf Platz 25 – hinter Bulgarien und Rumänien. Bei Glasfaserleitungen sieht’s auch mager aus. Im OECD-Vergleich liegt Deutschland auf Platz 28 von 32, selbst hinter Chile und Kolumbien. Haben in Estland 73 Prozent und Schweden 56 Prozent einen solchen Zugang, können nur 6,8 Prozent der deutschen Haushalte darauf verweisen, auf dem Lande gar nur 1,4 Prozent. – Zügiger Breitbandausbau, „schnelles Internet für alle“ – leere bundesweite Versprechen noch immer.

IFA Global Markets erfolgreich eingeführt

Diese sind auf dem besten Wege, sich als signifikanter Teil der Messe zu etablieren, zeigte sich Geschäftsführer Dr. Christian Göke zufrieden. „Mit dem diesjährigen Auftritt in der STATION Berlin sind wir der größte europäische Sourcing Market.“

Alle Erwartungen übertroffen hat der überwältigende Erfolg von IFA NEXT. Der neue Innovations-Hub der IFA zeigte vom ersten Messetag an: Das Konzept, unter einem Dach zusammenzuführen, was zusammen gehört, ist aufgegangen – mit 130 Start-Ups sowie 70 Unternehmen, Allianzen, Organisationen und Forschungseinrichtungen.

Und spürbar profitierte IFA NEXT showcase von der unmittelbaren Nachbarschaft der IFA Keynotes, des Kongressprogramms IFA+Summit und der IFA-Gastkonferenzen. Auch das neue Hallenkonzept hat wesentlich zur Attraktivität von IFA NEXT beigetragen. Sichtachsen von jedem Punkt der Halle aus, eine rundum offene, einladende Bühne und moderne, modulare Standbau-Architektur vermittelten allen Beteiligten das Gefühl: Hier wird im Wettbewerb um die besten Ideen gerungen.

Die vielen internationalen Begegnungen, Botschafter-Besuche aus Japan und Korea wie auch von Entscheidern aus Politik und Wirtschaft und einer großen Medienresonanz machten deutlich, dass IFA NEXT das Entwicklungspotential für die Märkte von morgen garantiert.

Android-Entwicklerkonferenz erstmalig in Berlin

Eine der weltweit führenden unabhängigen Android-Entwicklungskonferenzen, die droidcon Berlin, hat erstmalig im Rahmen der IFA stattgefunden. Mehr als 1.000 Softwareentwickler und Experten diskutierten insbesondere technische Aspekte und Neuerungen rund um das Betriebssystem und seine Anwendungen.

Das von Google entwickelte Betriebssystem Android hatte nach Zahlendes Marktforschungsunternehmens Gartner Ende 2016 bei Smartphones einen Marktanteil von über 80 Prozent. Damit ist es inzwischen die erfolgreichste mobile Plattform für Smartphones weltweit, die längst auch in anderen Geräten eingesetzt wird.

So hat es sich zu einem wesentlichen Element für Smart-Home-Lösungen, wie z. B. „intelligente“ Waschmaschinen und Kühlschränke als auch internetfähige Fernseher entwickelt und wird von zahlreichen IFA-Ausstellern in deren Produkten genutzt. Damit bildet es eine Basis für die wachsende Bedeutung des Connected Home.

„Als etablierter Fachkongress für Top-Entwickler mit qualitativ hochwertigen und sorgfältig kuratierten Inhalten ergänzt sie perfekt das bestehende IFA-Programm. Gleichzeitig stärken wir damit weiter grundlegende Contententwicklungen“, hatte IFA-Projektleiter Dirk Koslowski im Vorfeld erklärt.

Die „droidcon Berlin“ eröffnet für beide Seiten neue Möglichkeiten. Aussteller können die IFA zusätzlich für die Fortbildung ihrer Android-Entwickler nutzen und ihre Produkte anderen Android-Entwicklerteams präsentieren“, hatte Boris Jebsen, Gründer der droidcon, den konkreten Mehrwert erläutert. „Gleichzeitig können solche Produkte spannende Einblicke für andere Android-Entwickler bieten.“

Ein Blick zurück und der Klick vor 50 Jahren…

Auf der Großen Deutschen Funkausstellung, dem Vorläufer der IFA, vor 50 Jahren, genau am 25. August 1967, gab Willy Brandt, der damalige Bundesaußenminister und Vizekanzler, mit dem symbolischen Tastenklick den Startschuss zum Farbfernsehen. An den Schaufenstern der Elektronik-Läden drückte man sich, wo möglich, an diesem historischen Moment die Nasen platt.

Eine weitere Ära der Fernsehgeschichte konnte geschrieben werden. Am Abend des 25. August gab Vico Torriani den „goldenen“ Schuss in kolorierten Bildern. Andere Sendungen der ersten Stunde waren „Was bin ich“ mit Robert Lembke, „Vergissmeinnicht“ mit Peter Frankenfeld und natürlich US-Serien wie „Bonanza“ oder „Flipper“.

Anfangs verständigten sich ARD und ZDF darauf, nur vier Stunden Farbsendungen anzubieten. Nachrichten wie die „Tagesschau“ blieben gar bis 1970 im seriösen Schwarzweiß. – Heute undenkbar.