Luther als Tourismus-Magnet

Aus dem Bühnenprogramm des Partnerlandes Botswana

von Ursula A. Kolbe

Auch in diesem Jahr erwies sich die Internationale Tourismusbörse (ITB) wiederum als Marktplatz und Kompass für eine weltumspannende Reisebranche. Sie verbindet die Menschen als wichtigstes Netzwerk im Tourismus.

Und Millionen von persönlichen Treffen schaffen vor allem eines – Vertrauen. „Vertrauen, auf das wir im Geschäftsleben in einer durch die Digitalisierung und Globalisierung schwieriger zu verstehenden Welt mehr denn je angewiesen sind“, hatte zu Beginn der Messetage der Vorsitzende der Geschäftsführung Dr. Christian Göke herausgestellt.

Bestimmt durch ein globales Umfeld mit Terror und politischen Unwägbarkeiten in zahlreichen Regionen der Welt. Und deutlicher denn je zeigte sich, dass Völkerverständigung auf der Messe Programm war. Mehr als 10.000 ausstellende Unternehmen aus 184 Ländern an 1.092 Messeständen hatten die 26 komplett ausgebuchten Hallen unter dem Berliner Funkturm belegt, um ihre Produkte und Trends zu präsentieren. Erneut waren über 100.000 internationale Fachbesucher gekommen, sich davon zu überzeugen, Kontakte zu vertiefen, neue zu knüpfen.

Besonders im Blick das neue Segment Medical Tourism und die Travel Technology. Weckten sonst Länder wie die Türkei, Ägypten oder Tunesien breite Reiselust, entdecken die Touristen wieder Urlaubsgefühle für Griechenland oder Bulgarien, Zypern, Spanien und Portugal. Inlandsreisen boomen im wahrsten Sinne des Wortes.

Diesjähriges offizielles Partnerland war Botswana, eine Reisedestination im südlichen Afrika, das durch unberührte Landschaften, eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt sowie Kultur und Gastfreundschaft besticht. Seine politische Stabilität und wirtschaftliche Stärke gelten als Vorbild auf dem afrikanischen Kontinent.

500 Jahre Reformation und Ausblicke im Tourismus

Beim Bummeln durch die einheimischen Hallen fielen viele Wirkungsstätten Martin Luthers ins Auge, jährt sich doch am 31. Oktober diesen Jahres der 500. Jahrestag seines „Thesenanschlags“ an die Wittenberger Schlosskirche. Die Thesen gegen den Ablasshandel gelten als Initialzündung der Reformation – mit weitreichenden Auswirkungen auf Politik, Kultur und Gesellschaft bis in die heutige Zeit. Mit seinen Möglichkeiten und Chancen für touristisches Wachstum in den jeweiligen Regionen.

Und so war es einmalig – und einleuchtend – dass drei Länder auf einer gemeinsamen Pressekonferenz das Podium der ITB in diesem 500. Jubiläumsjahr nutzten, für ein weltweites Publikum Mitteldeutschland, wo die Reformation ihren Anfang nahm, auch als das Herz der Reformation und Reisedestination zu positionieren. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verfügen bekanntlich über das dichteste Netz originaler Schauplätze und kulturhistorischer Zeugnisse der Reformation.

Die Wirtschaftsminister Martin Dulig, Prof. Dr. Armin Willigmann und Wolfgang Tiefensee machten für ihre Länder deutlich, dass die Ideen der Reformation nachhaltige Impulse gesetzt haben, die bis heute wirken.

Größte Kunstsammlung aus der Reformationszeit

Sachsen sieht den 500. Jahrestag der Reformation als eine herausragende Chance für den deutschen Incoming-Tourismus insgesamt und für Mitteldeutschland im Besonderen. Das hochkarätige Angebot bietet auch einmalige Anlässe für Kulturtouristen. Bezogen auf Sachsen spricht das Thema nachweislich ein breit gefächertes Publikum an.

„Interesse und gezielte Nachfragen erreichen uns nicht nur aus Ländern mit protestantischer Bevölkerung, sondern z. B. auch aus Polen, Japan oder China. Oft stehen dabei kulturhistorische Aspekte im Vordergrund. Das bestätigt uns in unserer touristischen Strategie, das Thema von Beginn an sehr breit aufzustellen und neben den authentischen Stätten die verschiedenen Aspekte der Reformation wie Musik, Kunst und Religionsgeschichte in den Mittelpunkt zu rücken“, so Minister Martin Dulig.

Sachsen werde mit seinen Reformationsschätzen für Aha-Effekte sorgen und damit seine Position als Kulturreiseziel Nr. 1 in Deutschland ausbauen. So verfügt das Mutterland der Reformation über die größte Sammlung an Kunst aus der Reformationszeit, deren Bestand bis ins Gründungsjahr der Kunstkammer im Dresdner Residenzschloss 1560 durch Kurfürst August zurückreicht.

Mit der Eröffnung zweier neuer Dauerausstellungen Anfang April bekommen Besucher weltweit einmalig Zeugnisse der Herrscher des 16. und frühen 17. Jahrhunderts zu Gesicht: 500 Jahre alte Prunkkleider aus dem Bestand sächsischer Kurfürsten, Prunkwaffen und andere Sammlungsstücke dieser Zeit.

Ein weiterer authentischer Ort ist Torgau, einst Machtzentrum der Reformation. Im Schloss Hartenfels, deren Schlosskirche Martin Luther 1544 als ersten protestantischen Kirchenneubau weihte, öffnen am 10. September die Kurfürstlichen Gemächer des letzten ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich der Großmütige zu einer dauerhaften Exposition. Er residierte von 1533 – 1547 in Torgau und gilt als führender weltlicher Wegbereiter der Lehre Luthers. Zudem kann jetzt die Katharina-Luther-Stube als einziger Gedenkort in Deutschland für die Ehefrau des Reformators frisch saniert wieder besichtigt werden.

Kurz ein Blick in die Geschichte: Schon Ende des 16. Jahrhunderts wurde Sachsen der Ehrentitel „Mutterland der Reformation“ verliehen. Zum 100jährigen Jubiläum des Thesenanschlags ist 1617 in Sachsen der erste Reformationstag gefeiert worden. www.sachsen-tourismus.de

Blick auf weltoffenes ökumenisches Jubiläumsjahr

Sachsen-Anhalt war Luthers Zuhause – und präsentiert sich mit dem ORIGINAL: Keine andere Region ist so eng mit der Reformation verbunden wie das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt. Hier ist Martin Luther geboren, hier hat er gelebt, hier ist der große Reformator gestorben.

Minister Prof. Dr. Armin Willingmann blickt deshalb mit großen Erwartungen auf ein weltoffenes und ökumenisches Jubiläumsjahr: “Das Reformationsjubiläum ist ein internationales kulturpolitisches Ereignis, an dessen Feierlichkeiten sich der Bund und viele Bundesländer aktiv beteiligen. Sachsen-Anhalt wird hierbei als ‚Ursprungsland der Reformation‘ mit seinen bedeutenden Lutherstätten in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld eine zentrale Rolle spielen. Das Jubiläum ist auch eine große Chance für den Tourismus. Die Rückmeldungen über Vorbuchungen zeigen, dass wir in diesem Jahr im gesamten Land mit vielen Besuchern rechnen können. Nach den umfangreichen Investitionen der vergangenen Jahre kommt es nun darauf an, dass wir uns alle als gute, weltoffene Gastgeber präsentieren.“

Anziehungspunkte sind die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ vom 13. Mai bis 5. November 2017 im Lutherhaus in Lutherstadt Wittenberg und der Festgottesdienst zum Abschluss des 36. Evangelischen Kirchentages am 28. Mai 2017 auf den Wittenberger Elbwiesen.

Ein Erlebnis für die ganze Familie verspricht das 360-Grad-Panorama „Luther 1517“ des bekannten Künstlers Yadegar Asisi in Lutherstadt Wittenberg. Die Weltausstellung „Tore der Freiheit“ in Wittenberg ab 20. Mai bis 10. September 2017 werden im Wallgraben Themen, die durch die reformatorische Freiheitsbewegung geprägt sind, aufgreifen.

Den Sommer über zeigen hier regionale, nationale und internationale Institutionen, Organisationen, Initiativen und Kulturakteure ihre Sichtweise reformatorischer Freiheit. Wie z. B. zur Spiritualität, Jugend, Frieden, Globalisierung, Ökumene und Kirche. Sie werden einen spannenden Blick auf unsere Welt und die Möglichkeiten der Gestaltung reformatorischer Prozesse in einer einmaligen Atmosphäre, die wohl nur im Reformationssommer 2017 so zu erleben ist. www.sachsen-anhalt-tourismus.de

Wartburg – weltweit meistbesuchte Lutherstätte

Auch für Thüringen hat das Reformationsjubiläum enorme Bedeutung. Hier verbrachte Luther seine wichtigsten Lebensstationen und übersetzte 1521 auf der Wartburg – die weltweit meistbesuchte Lutherstätte – das Neue Testament ins Deutsche.

Diese wichtigen Schauplätze erlebbar zu machen und hautnah auf Luthers Spuren zu wandeln, darin sieht Thüringens Minister Wolfgang Tiefensee die große Chance für den Tourismus – vor allem in wichtigen Märkten mit protestantischer Bevölkerung wie den USA, den Niederlanden oder Skandinavien.
„Das Lutherjahr ist das Zugpferd für den Kulturtourismus im mitteldeutschen Raum. Dabei reicht die Tragweite der Ereignisse weit über 2017 hinaus, denn sie werden auch in den kommenden Jahren für großes Interesse bei den Besuchern im In- und Ausland sorgen“.

So konnte bereits 2016 eine Steigerung von über 27 Prozent bei den Ankünften und knapp 15 Prozent bei den Übernachtungen von Gästen aus den USA verzeichnet werden. Etwa 6 Millionen Euro flossen von 2012 bis Ende 2016 in die touristische Infrastruktur und die Vermarktung rund um das Reformationsjubiläum.

Ein Leuchtturmprojekt ist der Lutherweg, der seit Mai 2015 über 1.000 km wichtige Thüringer Lutherorte verbindet. Für den interessierten Wanderer gibt es zudem die „Luther-App“ als digitalen Reisebegleiter. 2016 investierte das Land in touristische „Ankerorte“ rund um den Lutherweg.

„Mit dem Themenjahr „Stimmen der Reformation im Lutherland Thüringen 2017“ und dem damit verbundenen Städtetourismus sowie der gezielten Vermarktung sehe ich eine gute Chance, im nächsten Jahr eine deutliche Steigerung bei den Gästezahlen zu erreichen“, bilanzierte Tiefensee. www.lutherland-thueringen.de