„Geadelt“ in Abwesenheit - Braunkehlchen Vogel des Jahres 2023

Braunkehlchen auf einem Ast

von Frank Bachner und Ansgar Poloczek

Vogel des Jahres 2023 ist das Braunkehlchen. Das gab der Nabu bekannt. In der Online-Wahl konnte man sich zwischen Teichhuhn, Feldsperling, Trauerschnäpper, Braunkehlchen und Neuntöter entscheiden.
Verdient hätten es sicher alle. Aber wie immer kann es nur einen Vogel des Jahres geben. Und das ist für das Jahr 2023 das Braunkehlchen, wie der Naturschutzbund Nabu bekannt gab.

“Dem Braunkehlchen wird der Titel Vogel des Jahres in Abwesenheit verliehen – es ist Langstreckenzieher und bereits im September nach Süden aufgebrochen. Der kleine Singvogel verbringt den Winter mehr als 5.000 Kilometer von Deutschland entfernt südlich der Sahara”, so Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. “Im April kommt es wieder zu uns zurück.” Weil es hier aber immer weniger blütenreiche Wiesen und Brachen gibt, geht der Bestand seit Jahrzehnten zurück. In Deutschland gilt der 12 bis 14 Zentimeter große Zugvogel daher als stark gefährdet.

Am häufigsten im Osten und Nordosten
In Deutschland leben nach Angaben des Nabu noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz stark fallend. Das Braunkehlchen kommt fast überall in Deutschland vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten – es bevorzugt weniger dicht besiedelte Regionen.

Der Nabu und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern rufen bereits seit über 50 Jahren zur Wahl auf. Zum 50. Jubiläum 2020 gab es zum ersten Mal eine öffentliche Vorauswahl. Seit dem vergangenen Jahr kann jeder online über den jeweiligen Vogel des Jahres abstimmen. In diesem Jahr beteiligten sich 135.000 Menschen an der Wahl, 8.000 weniger als 2021. Das Braunkehlchen erhielt allein 58.609 Stimmen, das sind 43,5 Prozent. Auf Platz zwei folgt der Feldsperling (18 Prozent), den dritten und vierten Rang belegen der Neuntöter (16,4 Prozent) und der Trauerschnäpper (15,6 Prozent). Das Teichhuhn folgt mit 6,5 Prozent etwas abgeschlagen auf dem letzten Rang.

Das Braunkehlchen wird auch „Wiesenclown“ genannt
Das Braunkehlchen ist zwölf bis 14 Zentimeter groß und hat seinen Namen wegen seiner orange-braunen Brust und Kehle. Wegen seines weißen Gesichtsbandes über den Augen wird es auch „Wiesenclown“ genannt. Sein Lebensraum sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder. Wichtig sind einzelne Büsche oder hohe Stauden.

Wenn die Braunkehlchen im April nach Deutschland kommen, haben sie mehr als 5000 Kilometer hinter sich. Denn sie überwintern im tropischen Afrika und sind daher Langstreckenzieher. Wie viele andere Zugvögel auch, fliegen Braunkehlchen nachts, tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus. Bei uns angekommen, suchen sie blütenreiche Wiesen und Brachen, um hier in Bodennestern zu brüten. Diese verschwinden allerorten, weshalb der Bestand des Braunkehlchens seit Jahrzehnten zurückgeht. In Berlin kommt er in Tegel und Gatow vor. In Berlin ist der „Wiesenclown“ ab April zu sehen.