Sterntaler

Eine Zeichnung mit einem kleinen Mädchen, das Sterne fängt

Peter-Josef Dickers

Das Mädchen kann nicht normal sein. Wer gibt schon nach und nach alles ab, schließlich das letzte Hemd? Kann man soziales Engagement nicht übertreiben? Führt Selbstlosigkeit nicht in den Ruin? Blanke Taler fallen vom Himmel? Wir leben doch nicht im Märchen.

Georg Büchners „Woyzeck“ sagt, wie es tatsächlich ist: Tragischer Untergang eines Menschen, der von der Umwelt ausgestoßen wird und verzweifelt. Hoffnungslosigkeit statt Taler vom Himmel.

Gütige und hilfsbereite Menschen stehen nicht an jeder Straßenecke. Dennoch begegnete mir einer. Ich tankte an einer Tankstelle. Der Preis war günstig, daher nahm ich die Gelegenheit wahr. Beim Bezahlen ergaben sich Probleme. Weder Bargeld noch Scheckkarte hatte ich dabei. Ein junger Mann streckte dem Kassenwart einen Geldschein hin und zahlte für mich. „Mir ist das auch schon passiert.“ Sagte er und verschwand.

Er kannte mich nicht, ich kenne ihn bis heute nicht. Er half mir aus einer peinlichen Verlegenheit. Ich war für ihn nicht Mittel zum Zweck, egal, ob oder was er daheim erzählt hat.

Sterntaler-Begegnung? Vermutlich war es nicht sein letztes Hemd. Dennoch fielen bei mir Sterne vom Himmel. Gelegenheit macht Liebe. Güte ist kein lohnendes Geschäft. Ein guter Mensch sammelt keine Pluspunkte für die Ewigkeit. Liebeserweise sind keine Garantie dafür, Ansehen zu erwerben. Wer auf Dank spekuliert, in welcher Form auch immer, wird oft enttäuscht. Taler fallen selten vom Himmel.

Und doch gibt es die unbekannten Hoffnungsmacher.
Es gibt jene, die zerbrechlich aussehen, aber keinen Hauch von Müdigkeit zeigen, sondern tatkräftig handeln.

Es gibt jene, denen man nicht zutraut, was sie sich zutrauen.
Es gibt jene, deren Fähigkeiten man für verzichtbar hält, auf die man aber nicht verzichten sollte. Sterntaler.

Mit dem letzten Hemd hatte ich Probleme. Inzwischen nicht mehr. Was wahr ist, kann man nicht oft genug wiederholen.